Der stellvertretende Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnetet die Berichte über Hamas-Geiseln in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen als sehr ernste Anschuldigung.
Mike Wagenheim
Berichte, wonach freigelassene israelische Geiseln in UN-Unterkünften im Gazastreifen festgehalten worden seien, seien »eine sehr ernste Anschuldigung«, sagte Farhan Haq, stellvertretender Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, am Mittwoch gegenüber dem Jewish News Syndicate (JNS). »Wir fordern diejenigen, die Informationen darüber haben, auf, diese formell der UNRWA oder anderen Teilen der Vereinten Nationen mitzuteilen, damit wir sie weiter untersuchen können«, so Haq auf einer Pressekonferenz in New York.
Die am vergangenen Sonntag freigelassenen Geiseln Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher sagten, die Hamas habe sie in UNRWA-Lagern festgehalten, die das UN-Hilfswerk für die Palästinenser während des Kriegs eingerichtet hatte, um die Zivilbevölkerung des Gazastreifens zu schützen und sie mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen. Aus öffentlichen Aufzeichnungen und Berichten ging nicht hervor, in welchen Lagern sie wann und wie lange festgehalten worden waren. Israelische Geheimdienstinformationen, die von gefangenen Hamas-Terroristen stammen, besagen, dass mehrere Geiseln im Kamal-Adwan-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen festgehalten werden, berichtete Fox News.
Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen haben in der Vergangenheit die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) immer wieder für die Durchführung von Militäroperationen in und in der Nähe von Unterkünften, UN-Lagern und Krankenhäusern im Gazastreifen heftig kritisiert. Die IDF wiederum erklärten wiederholt, dass die Hamas nachweislich solche Einrichtungen für ihre Terroroperationen nutzt. Die Hamas ist dafür bekannt, sich in zivilen und humanitären Gebieten einzunisten.
»Wie Sie wissen, haben wir jedes Mal, wenn wir Informationen über die missbräuchliche Nutzung von Einrichtungen erhalten haben, Nachforschungen angestellt«, sagte Haq auf der Pressekonferenz. »Zum jetzigen Zeitpunkt ist unklar, ob es sich bei den Unterkünften um solche handelt, die während der Kämpfe verlassen wurden, sodass wir weitere Erkenntnisse über diese und andere Aspekte der Ereignisse benötigen.«
Guterres trifft Herzog
JNS fragte Farhan Haq auch nach einem für Montag geplanten Treffen zwischen UN-Generalsekretär Guterres und dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog, dem ersten öffentlich bekannten Treffen zwischen den beiden seit Beginn des israelischen Kriegs gegen die Hamas. Herzog plant, auf Einladung von Guterres nach New York zu reisen, um bei einer Sonderversammlung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag, der jährlich am 27. Januar begangen wird, die Hauptrede zu halten.
Der UN-Sprecher erklärte, Guterres freue sich auf das Treffen mit Präsident Herzog: »Das ist ein feierliches Ereignis, bei dem wir versuchen, als Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um die Lehren aus dem Holocaust zu ziehen und sicherzustellen, dass sich eine solche Tragödie, wie sie sich infolge dieses schrecklichen Ereignisses ereignet hat, nicht wiederholen wird«, eine Tagesordnung für das Treffen gab er nicht bekannt.
Herzogs Büro verlautbarte am Mittwoch, dass sich »das Treffen darauf konzentrieren wird, die internationalen Bemühungen um die Freilassung von Geiseln, die von Hamas-Terroristen im Gazastreifen gefangen gehalten werden, voranzutreiben«. Dazu plane der Präsident, sich auch mit anderen hochrangigen Beamten zu treffen.
Isaac Herzog wird in New York mit Angehörigen der Opfer des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 zusammentreffen und am Sonntagabend an der Einweihung der Altneu, einer neuen orthodoxen Synagoge in Manhattans Upper East Side, teilnehmen.
Guterres und der jüdische Staat befinden sich in einem Konflikt, seitdem der UN-Chef Ende Oktober 2023 erklärte, die Terroranschläge der Hamas im Süden Israels seien »nicht in einem Vakuum geschehen«. Der damalige israelische Außenminister Eli Cohen war an diesem Tag bei den Vereinten Nationen zu einer Sitzung des Sicherheitsrats und stornierte sein Treffen mit Guterres. Seitdem weigert sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, dessen Anrufe entgegenzunehmen. Im Oktober 2024 erklärte der jetzige Außenminister Israel Katz den UN-Generalsekretär zur Persona non grata.
Isaac Herzog, dessen Rolle außerhalb der politischen Sphäre und in Repräsentationsaufgaben liegt, ist der einzige bekannte israelische Staatsbeamte, der während des Kriegs mit António Guterres gesprochen hat, wobei die beiden mehrmals miteinander telefoniert haben. Nach öffentlichen Angaben trafen sich die beiden zuletzt im Juli 2023.
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)
BREAKING: Hostages were held in UNRWA compounds. Three Israeli women held hostage by Hamas in Gaza for 471 days reported they were held captive part of the time in UN shelters. How we do know it was UNRWA? Because UNRWA told us. They boasted about it: “UNRWA runs all UN shelters” https://t.co/w93NdwYXkX pic.twitter.com/3DMLtftITZ
— Hillel Neuer (@HillelNeuer) January 22, 2025