In Kanada nahm ein syrischer Flüchtling an einer Veranstaltung mit ehemaligen israelischen Soldaten teil. Dort lernte er: Nicht nur in Syrien gilt die Abhaltung einer pro-israelischen Veranstaltung als abgrundtiefe Abscheulichkeit.
Aboud Dandachi, Tablet Magazine
Als Flüchtling aus einem kriegsgebeutelten Land ist man es gewohnt, sein Heimatland zu einem Schlachtfeld verkommen zu sehen. Straßen, Appartements, Fußballplätze. Sogar die historische Burg Krak de Chaveliers in der Nähe meiner Heimat Homs in Syrien wurde im syrischen Bürgerkrieg zu einem von den gegnerischen Seiten umkämpften Ort. Nachdem ich in Kanada angekommen war, hatte ich jedoch nicht erwartet, dass die Universitäten meines neuen Landes Aufmarschgebiete ideologischer Mobs sein würden, die ihre Gegner niederschreien und verurteilen. (…)
Ich war vor zwei Jahren gerade mithilfe eines Flüchtlingsumsiedlungsprogramms in Kanada angekommen und machte meine erste Reise nach York. Ich wollte an der dortigen Universität an einer Veranstaltung von Herut Canada teilnehmen, die fünf Mitglieder der israelischen NGO „Reservists on Duty“ eingeladen hatte. Sie gehörten einer Organisation von israelischen Militärveteranen an, die durch die Welt reisen und Vorträge und Veranstaltungen abhalten, um „der BDS-Bewegung und neuen Formen des Antisemitismus entgegenzuwirken, die auf US-Hochschulen hochkommen“.
Ich hatte mich darauf gefreut, die israelischen Veteranen zu treffen. Solche Treffen waren in Syrien verpönt und man wäre dafür im Gefängnis gelandet. Kanada war der einzige wirklich sichere Ort, an dem ich jemals gelebt habe, wo ein Syrer Israelis treffen konnte, ohne negative Folgen erleiden zu müssen. Ich war ein bemitleidenswert naiver Mensch. (…)
Bis ich den Rednern zuhören konnte – sie zu treffen hätte mir früher unangenehme Bekanntschaft mit dem syrischen Geheimdienst eingebracht –, hatte ich noch wenig Zeit, also ging ich ins Studentencafé. (…) Das war der letzte Moment, in dem ich positive Gefühle gegenüber der York University verspürte. An einer Wand entdeckte ich ein Plakat, auf dem Proteste genau gegen die Veranstaltung angekündigt wurden, an der ich teilnehmen wollte. Wie ich rasch erfahren sollte, können kanadische Studenten genauso ernste und bedrohliche Demonstrationen organisieren wie die, die ich im Nahen Osten gesehen hatte. Anscheinend wird nicht nur in Syrien die Abhaltung einer pro-israelischen Veranstaltung als abgrundtiefe Abscheulichkeit betrachtet. (…)
Nicht in hundert Jahren hätte ich gedacht, Seite an Seite mit Leuten zu stehen, die israelische Flaggen schwenken und „Am Israel Chai“ rufen, während ich von einer Menge angeschrien und beschimpft werde, die palästinensische Flaggen hochhält und pro-palästinensische Slogans schreit. Darunter Gesänge wie „Viva Viva Intifada“, die auf die palästinensischen Aufstände verwiesen, die sowohl israelische Soldaten als auch Hunderte von Zivilisten ins Visier genommen haben. (…)
Nur wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung wurden über Lautsprecher direkt vor den Türen des Auditoriums lautstark pro-palästinensische Slogans gerufen. Die Demonstranten waren wieder die Treppe hinauf gekommen, wo Polizisten sie daran hinderten, den Raum zu betreten. Die Demonstranten waren zu einer kleineren verschlossenen Seitentür gegangen und hämmerten dagegen.
Nicht nur vor dem Auditorium machte sich die anti-israelische Meute bemerkbar. Mehrmals während der Veranstaltung standen die Leute auf und unterbrachen lautstark das Gespräch, indem sie palästinensische Fahnen und Bilder schwenkten. Sie wurden von Sicherheitskräften nach draußen begleitet, wo sie als Helden begrüßt wurden. (…) Am Ende der Veranstaltung wurde den Teilnehmern mitgeteilt, dass sie zu ihrer eigenen Sicherheit den Ort in Gruppen und unter Polizeischutz verlassen sollten.“
Campus Anti-Zionism Seen Through the Eyes of a Syrian Refugee