
„Es ist ein verbreiteter Vorwurf: Die Medien in Deutschland berichten einseitig, wenn es um Israel und den Nahostkonflikt geht. Kritik an Israel sei politisch unkorrekt und werde tabuisiert. Die deutschen Medien seien tendenziös und pro-israelisch. Doch stimmt das wirklich? Oder ist nicht vielmehr das Gegenteil der Fall, dass nämlich der jüdische Staat im Vergleich zu anderen Ländern besonders häufig und besonders vehement am medialen Pranger steht? Diese Frage stand im Zentrum einer Diskussionsrunde, zu der die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) am Mittwoch in das Haus des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) in Berlin-Charlottenburg eingeladen hatte. Das Podium an diesem Abend war mit journalistischer Fachexpertise prominent besetzt. Neben den beiden Chefredakteuren von ARD und Deutschlandfunk, Rainald Becker und Birgit Wentzien, waren der Vorsitzende der BILD-Chefredaktionen, Julian Reichelt, und der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn eingeladen worden.
‚Wenn es um Israel geht, ist die Berichterstattung in Deutschland von Falschmeldungen und Ressentiments geprägt. Und häufig einseitig gegen Israel gerichtet‘, sagte Maya Zehden, Vizepräsidentin der DIG, in ihrer Begrüßungsrede. Ihr Verein kritisiere die tendenziöse anti-israelische Berichterstattung schon seit Langem. ‚Wenn eine bestimmte Wortwahl immer wieder in eine Richtung emotionalisiert wird, bleibt auch die Politik davon nicht unberührt‘, sagte Zehden. (…) Der Historiker Michael Wolffsohn unterstellte vielen Kommentatoren der Situation in Nahost, ‚Israel-Bashing‘ zu betreiben. ‚Die Medien müssen eine gewisse Erwartungshaltung erfüllen. Israel mal nicht als bösen Aggressor und stattdessen positiv darzustellen, ist in Deutschland und Westeuropa überaus schwer‘, sagte Wolffsohn. Der anti-israelischen Berichterstattung liege oftmals eine große Ahnungslosigkeit der realen Gegebenheiten im Nahen Osten zugrunde. ‚Wir brauchen vor allem mehr Sachkenntnis und weniger Ideologie, um ein ausgewogeneres mediales Bild von Israel zu bekommen‘, sagte der Historiker.“ (Jérôme Lombard: „Von Ressentiments geprägt“)