Soll das israelisch-saudische Normalisierungsabkommen erfolgreich abgeschlossen werden, werden Israel und Amerika ihre Zustimmung zur Entwicklung eines zivilen Atomprogramms in Saudi-Arabien geben müssen.
Wie das Wall Street Journal am Donnerstag berichtete, wies der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu die führenden Nuklear- und Sicherheitsexperten seines Landes an, mit den amerikanischen Unterhändlern zusammenzuarbeiten, um einen Kompromiss zu finden, der Saudi-Arabien die Anreicherung von Uran ermöglicht. Israelische Beamte arbeiteten »im Stillen« mit dem Weißen Haus zusammen, um »einen von den USA betriebenen Urananreicherungsmechanismus« für ein ziviles Atomprogramm in Saudi-Arabien zu entwickeln, was eine wichtige Bedingung des Königreichs für die Annahme eines Normalisierungsabkommens mit Israel darstellt.
Mark Dubowitz, Geschäftsführer der Foundation for Defense of Democracies, einer in Washington ansässigen Denkfabrik, die sich gegen diesen Vorschlag ausspricht, erklärte gegenüber dem Wall Street Journal, die israelische Unterstützung stelle »einen radikalen Politikwechsel für ein Land dar, das sich von Anfang an gegen die nukleare Proliferation im Nahen Osten ausgesprochen hat«.
Noch nicht abgesegnet
US-Präsident Joe Biden habe die Idee, die Urananreicherung in Saudi-Arabien zuzulassen, noch nicht abgesegnet, sagten Beamte dem Journal, allerdings seien die USA besorgt, dass die Saudis sich stattdessen an China wenden könnten. So habe sich das staatliche Unternehmen China National Nuclear Corp. bereits um den Bau eines Kernkraftwerks in der saudi-arabischen Ostprovinz nahe der Grenze zu Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten beworben.
»Saudische Beamte räumten ein, dass die Prüfung der Frage mit China eine Möglichkeit für das Golfkönigreich darstellte, die Regierung Biden zu einem Kompromiss in Bezug auf ihre Nichtverbreitungsanforderungen zu bewegen«, berichtete das Wall Street Journal im August.
Israel und die USA scheinen bereit zu sein, die Risiken eines nuklearen Saudi-Arabiens im Gegenzug für eine Normalisierung zu akzeptieren, die, wie Israels Premierminister sagte, einen »Quantensprung« bedeuten würde, der Israels Beziehungen zum Rest der arabischen Welt radikal zum Besseren verändern würde. Er glaube, »dass ein solcher Friede einen großen Beitrag zur Beendigung des arabisch-israelischen Konflikts, zur Versöhnung zwischen der islamischen Welt und dem jüdischen Staat und zu einem echten Frieden zwischen Israel und den Palästinensern leisten würde«, sagte Netanjahu bei einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten am Rande der UNO-Generalversammlung erneut.