Mit der israelischen Bodenoffensive in Gaza-Stadt soll die finale Phase des Kriegs eingeleitet und dadurch die letzte verbleibende Hochburg der Hamas zerstört werden.
Yaakov Lappin
Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben die Hauptphase ihrer Bodenoffensive in Gaza-Stadt eingeleitet, wie ein Militärsprecher am Dienstag mitteilte. Damit beginnt die letzte Phase des Kriegs, in der die letzte verbleibende militärische und politische Hochburg der Hamas zerstört werden soll. Der Beginn der Offensive war Berichten zufolge von einem der intensivsten und weitreichendsten Luft- und Bodenangriffe der letzten Monate geprägt, wobei massive »Feuergürtel« in mehreren Stadtteilen von Gaza-Stadt gemeldet wurden, darunter Sabra, Daraj, Sheikh Radwan, das al-Shati-Lager und Tel al-Hawa.
Die Operation, die auf wochenlange Vorbereitungsangriffe auf die Außenbezirke der Stadt und umfangreiche humanitäre Bemühungen zur Evakuierung der Zivilbevölkerung folgt, ist ein schrittweises Manöver mehrerer Divisionen, das darauf abzielt, das strategische Tunnelnetzwerk der Terrororganisation zu zerstören und schätzungsweise zwei- bis dreitausend Hamas-Terroristen zu eliminieren, die sich vermutlich in dem Gebiet verschanzt haben. Die IDF setzten auch die Zerstörung von Hochhäusern fort, die von der Hamas als Angriffs- und Überwachungsstellungen genutzt wurden, nachdem Evakuierungswarnungen ausgegeben worden waren.
Nächste Phase
Gegenüber Journalisten erklärte ein Militärbeamter am Dienstag: »Letzte Nacht sind wir in die nächste Phase, die Hauptphase des Plans für Gaza-Stadt, übergegangen. Auf Anweisung der politischen Führung haben die Streitkräfte des IDF-Südkommandos ihre Bodenaktivitäten auf die Hauptfestung der Hamas in Gaza ausgeweitet. Diese Phase ist gekennzeichnet durch ein koordiniertes und schrittweises Vorgehen, bei dem präzise Geheimdienstinformationen, Luft- und Bodentruppen kombiniert werden, um die zentrale Hochburg der Hamas anzugreifen und ihren Einfluss in diesem Gebiet zu zerschlagen. Unsere Ziele bleiben unverändert: Die Geiseln nach Hause zu bringen und die Hamas zu zerschlagen.«
Der Beamte betonte, die Operation werde »präzise und auf der Grundlage von Geheimdienstinformationen durchgeführt, um die Sicherheit der 48 verbleibenden Geiseln und der Zivilbevölkerung in Gaza zu gewährleisten«. Gaza-Stadt ist seit Langem eine zentrale Hochburg der Hamas, unter deren Straßen sich ein ausgedehntes, strategisches Netzwerk von Tunneln und Terrorinfrastruktur befindet, das noch nicht zerschlagen wurde. »Wir schätzen, dass sich Tausende von Hamas-Terroristen in Gaza-Stadt aufhalten. Wir rechnen mit Kämpfen gegen zwei- bis dreitausend Hamas-Terroristen.«
Dies ist zwar der erste größere Vorstoß ins Stadtzentrum, doch der Beamte wies darauf hin, dass die IDF-Truppen seit Wochen systematisch die Terrorinfrastruktur in den Vororten wie Shuja’iyya und Zeitoun demontieren und damit die operative Kontrolle über etwa vierzig Prozent der Stadt übernommen haben. »Die Hamas versucht, die Bewohner daran zu hindern, sich aus der Schusslinie zu begeben. Die Hamas hat Gaza-Stadt im Wesentlichen zu einem der größten Fälle in der Geschichte des Einsatzes menschlicher Schutzschilde gemacht, mit Hunderttausenden von Menschen, die sie als solche Schutzschilde zu benutzen versuchen und in Gaza-Stadt festhalten, um sich hinter ihnen zu verschanzen und gegen uns zu kämpfen.«
Der Beamte merkte an, dass trotz allem schätzungsweise vierzig Prozent der Zivilbevölkerung der Stadt bereits nach Süden in ausgewiesene humanitäre Zonen gezogen seien. Zugleich wies er die neuen Vorwürfe der Vereinten Nationen wegen Völkermords als »unbegründet und aus einer Agenda heraus motiviert« zurück und stellte die Frage, wie ein Land, das täglich vierzehn Millionen Liter Wasser aus seinen eigenen Vorräten an die feindliche Bevölkerung liefert und auf den Überraschungseffekt verzichtet, um die Zivilbevölkerung zu warnen, eines solchen Verbrechens beschuldigt werden könne:
»Ich glaube nicht, dass irgendeine Armee der Welt jedes Mal auf den Überraschungseffekt verzichtet hat, auch dieses Mal nicht. Keiner von ihnen und keiner der Menschen in Gaza-Stadt ist überrascht, dass die IDF im Begriff sind, Antiterror-Operationen in Gaza-Stadt durchzuführen. Das ist das Schlimmste, was ein Militär für sich selbst tun kann. Und wir haben dies immer wieder getan, um alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Zivilisten aus der Schusslinie zu bringen.«
Die Hamas hingegen hindere die Zivilisten daran, die Stadt zu verlassen. »Israel hat immer wieder Missionen und Angriffe abgebrochen, weil die Gefahr von zivilen Opfern bestand. Ich halte diese Behauptungen daher für unbegründet. Ich denke, wenn wir in vielen Jahren zurückblicken, werden wir sehen, dass die IDF Maßnahmen ergriffen haben, die kein anderes Land unter diesen Umständen ergriffen und so viel getan hätte, um Schaden von Zivilisten auf dem Schlachtfeld abzuwenden.«
Humanitäre Bemühungen
Ein anderer Sicherheitsbeamter gab am Montag ausführliche Details zu den umfangreichen und komplexen humanitären Bemühungen bekannt, die parallel zur Militäroperation laufen und dazu dienen, die vertriebenen Zivilisten zu unterstützen. »Wir bereiten nicht nur die operativen Kapazitäten vor, sondern auch die humanitäre Infrastruktur und die Maßnahmen, welche die Bewegung von Menschen aus dem Norden in die Lager im Zentrum und in den Süden unterstützen werden«, sagte er und wies darauf hin, dass in den letzten Wochen schätzungsweise 320.000 Menschen in den Süden gezogen seien.
Der Sicherheitsbeamte erläuterte eine mehrgleisige Strategie, um eine ausreichende Versorgung mit Wasser, Nahrungsmitteln, Unterkünften und medizinischer Versorgung sicherzustellen. Von den IDF veröffentlichte Daten zeigen, dass seit Mai mehr als 14.000 humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangt sind, davon achtzig Prozent Nahrungsmittel sowie über 5.500 Tonnen Babynahrung und 3.500 Tonnen medizinische Ausrüstung.
Der Beamte nannte vier Hauptquellen für die Wasserzufuhr in die Küstenenklave: Israelische Pipelines wie die kürzlich reparierte Bani-Suheila-Leitung; lokale Brunnen, die mit von Israel bereitgestelltem Treibstoff versorgt werden; drei Entsalzungsanlagen, von denen zwei an israelische Stromleitungen angeschlossen sind und täglich 26.000 Kubikmeter Wasser liefern werden sowie eine neue Pipeline der Vereinigten Arabischen Emirate aus Ägypten, die bereits 600.000 Menschen mit fünfzehn Litern pro Person und Tag versorgt.
Um die Unterbringung zu erleichtern, arbeiten die IDF mit Hilfsorganisationen zusammen, um 100.000 neue Zelte zu beschaffen, wobei bereits 20.000 Familienzelte und Planen geliefert wurden. Diese ergänzen die Hunderttausende Zelten, die zuvor in den Gazastreifen importiert wurden. Im medizinischen Bereich würden die Feldlazarette um Hunderte neuer Betten erweitert werden; zwei weitere Feldlazarette seien geplant. »Wir führen nicht nur intern, sondern auch gemeinsam mit unseren Partnern und der internationalen Gemeinschaft täglich mehrmals humanitäre Bewertungen durch«, erklärte der israelische Militärbeamte und betonte die laufende Koordinierung.
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel, hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)






