Israel: Soldat mit Messerstichen ermordet

Ort des Anschlags: Migdal Oz (Quelle: Google Maps)

Im Westjordanland nahe Migdal Oz im Siedlungsblock Gusch Etzion ist am Donnerstagmorgen ein seit Mittwoch vermisster israelischer Soldat aus der Siedlung Ofra am Straßenrand gefunden worden. Er war mit mehreren Messerstichen ermordet worden. Während israelische Polizei, Geheimdienst und Politiker von einem Terroranschlag reden, ist das Militär in das arabische Dorf Beth Fadschar eingedrungen, um nach den Tätern zu suchen.

In Israel ist gerade Wahlkampf, sodass die Parteien sich gegenseitig die „Schuld“ für den Anschlag zuschieben. Benny Ganz von der Blau-Weiß Oppositionspartei wirft Premierminister Benjamin Netanjahu vor, die Abschreckung gegen die Hamas-Organisation spürbar geschwächt zu haben.

July Edelstein von der Likud-Partei und Knessetvorsitzender empfahl, umgehend die israelisch kontrollierten Gebiete im Westjordanland zu annektieren. Avigdor Liberman von der russischen Oppositionspartei, der Netanjahus Regierungsbildung durchkreuzt und so zu den Neuwahlen geführt hatte, forderte erneut einen „tödlichen Schlag“ gegen die Hamas im Gazastreifen, der dieser Anschlag zuegrechnet wird.

Staatspräsident Reuven Rivlin sprach der Familie sein Mitgefühl aus und erklärte: „Wir werden nicht ruhen, bis wir die Täter gefunden haben.“

Gescheiterte Entführung

Dieser jüngste Anschlag wurde auf einer der stets mit Sicherheitskameras gefilmten Durchgangsstraßen ausgeführt. Trotz eines Nachrichtensperre der Sicherheitskräfte ist durchgesichert, dass der ermordete ein 19 Jahre alter Soldat und Talmudschüler war. Er hieß Dvir Sorek und war von den Terroristen offenbar in ein Auto geladen und dann erstochen am Straßenrand abgeladen worden sei. Die Sicherheitskräfte vermuten eine „gescheiterte Entführung“.

Eine Frau aus Ofra, Orli Goldband, erzählte im Rundfunkt, dass die Familie des Ermordeten in Ofra sehr prominent sei. Der Großvater des Soldaten sei im Jahr 2000 ebenfalls einem Terroranschlag zu Opfer gefallen.

Der Soldat sei nach Jerusalem gefahren, um Bibeln als Abschiedsgeschenk für einen Rabbiner zu kaufen. Als er am Mittwoch nicht heimkam, haben ihn seine Angehörigen als „vermisst“ gemeldet, woraufhin eine umfassende Suche nach ihm gestartet worden sei.

Militärsprecher Ronen Manelis erklärte, dass es sich mutmaßlich um eine Terrorzelle handle, die den Soldaten mit einem Fahrzeug entführen wollte.

Erinnerungen an 2014

Unweit der Stelle, wo die Leiche des Soldaten gefunden worden ist, hat es die gescheiterte Entführung von drei Talmudschülern durch eine Terrorzelle der Hamas aus Hebron im Juni 2014 gegeben. Damit begann die Eskalation, die im vorerst letzten Gaza-Krieg mündete, in dem über 1000 Palästinenser ums Leben kamen und Teile des Gazastreifens schwer zerstört wurden.

Im aktuellen Fall wurden die Namen der Täter in palästinensischen sozialen Netzen schon veröffentlicht, durften aber wegen der laufenden Ermittlungen in Israel nicht genannt werden. Es wird erwartet, dass der Familienclan der Täter seine Einreisegenehmigungen nach Israel verliert und so auch seinen Lebensunterhalt nicht mehr als Gastarbeiter verdienen kann. Da alle Palästinenser auf dem Weg zur Arbeit in Israel Kontrollpunkte passieren müssen, ist es für die Israelis kein Problem, deren Magnetkarten zu sperren.  Das könnte auch alle Bewohner jenes Dorfes Beth Fadschar treffen, wohin die Täter angeblich geflüchtet und dort untergetaucht sind.

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