Videoaufnahmen von einer jüdischen Hochzeit, bei der die Ermordung einer arabisch-palästinensischen Familie gefeiert wurde, hatten vor sieben Jahren die israelische Gesellschaft schockiert. Der jahrelange Prozess wurde nun abgeschlossen, die Urteile werden für November erwartet.
Sieben jüdisch-israelische Männer, die 2015 an der sogenannten »Hochzeit des Hasses« teilgenommen hatten, wurden am Dienstag vom Jerusalemer Magistratsgericht – eine Instanz, die dem deutschen Amtsgericht vergleichbar ist – verurteilt, u. a. wegen Anstiftung zu Gewalt, Terror, Rassismus und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.
Der Bräutigam wurde wegen illegalen Waffenbesitzes schuldig gesprochen. Der ebenfalls angeklagte Sänger, der bei der Hochzeit auftrat, wurde freigesprochen. Der Fall wurde national und international stark beachtet: Israelische Zeitungen, die Nachrichtenagentur AP und auch das katarische Medienunternehmen Al-Jazeera haben über das Urteil berichtet.
»Hochzeit des Hasses«
Videoaufnahmen von einer jüdischen Hochzeit, bei der die Ermordung einer arabisch-palästinensischen Familie in dem Ort Duma gefeiert wurde, hatten vor sieben Jahren die israelische Gesellschaft schockiert. Der Vorfall wurde von Parteien des gesamten politischen Spektrums verurteilt. Der damalige Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte das Video »schockierend«, der damalige Oppositionsführer Isaac Herzog sprach im Hinblick auf die rassistischen und Mord verherrlichenden Hochzeitsgäste von »Abschaum«.
Bei dem Brandanschlag von Duma hatte ein jüdischer Terrorist namens Ben-Uliel eine Brandbombe in das Haus der Familie Dawabsheh geworfen. Der 18 Monate alte Ali Dawabsheh verbrannte bei lebendigem Leib, seine Eltern erlagen in den folgenden Wochen ihren schweren Verletzungen. Ahmed Dawabsheh, ein Bruder von Ali und zum Zeitpunkt der Tat fünf Jahre alt, wurde ebenfalls verletzt und musste sich über Monate hinweg einer medizinischen Behandlung unterziehen.
2020 wurde Ben-Uliel wegen dreifachen Mordes, zweifachen versuchten Mordes, dreifacher Brandstiftung und der Verschwörung zur Begehung eines rassistisch motivierten Verbrechens als Teil eines Terrorakts zu lebenslanger Haft verurteilt. Vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrororganisation wurde er freigesprochen.
Kopien des Videos waren vom damaligen Verteidigungsminister Moshe Ya’alon an die Medien weitergegeben worden. Der israelische Fernsehsender Kanal 10 hatte darüber berichtet und Teile davon ausgestrahlt. Die Times of Israel berichtete:
»In dem von Kanal 10 veröffentlichten Video sind Partygäste zu sehen, wie sie ein Foto des 18 Monate alten Ali Dawabsheh, der bei dem Angriff gemeinsam mit seinen Eltern lebendig verbrannt wurde, und Messer, Gewehre, Pistolen und Molotowcocktails in der Luft schwenken.
Die Menge singt die Worte eines Liedes, das einen Vers aus Richter 16:28 enthält, in dem Simson sagt: ›Lass mich mit einem Schlag Rache an den Philistern nehmen für meine beiden Augen.‹ Die Menge ersetzt ›Philister‹ durch ›Palästinenser‹.«
Verurteilung
Der Prozess gegen die nun verurteilten Hochzeitsgäste hatte sich über Jahre hingeschleppt. 2018 musste die Staatsanwaltschaft zugeben, das Originalvideo »verloren« zu haben. Einer der Höhepunkte des Prozesses, so berichtet es die Jerusalem Post, sei die Vernehmung Ya’alons im Mai 2021 gewesen.
Die Verteidigung wollte wissen, wieso er das Video veröffentlicht hatte und unterstellte ihm politische Motive, die sie als einen Hinweis darauf interpretieren, dass der Minister keine strafbaren Handlungen gesehen habe. In seiner Urteilsbegründung schrieb Richter Itai Cohen nun:
»Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass die provokative Natur der Veranstaltung nicht geleugnet werden kann. Ein Aufruf zur Rache an den Arabern – und das alles vor allen Anwesenden bei der Hochzeit.«
Diejenigen, die sich über seine Strenge lustig machten, sollten sich vorstellen, wie sie reagiert hätten, wenn die Partygäste Dawabshas Foto gegen das eines jüdischen Babys ausgetauscht hätten, erklärte der Richter weiter.
»Dies war eine Demonstration der Freude im Zusammenhang mit der Ermordung unschuldiger Menschen, während Lieder mit provokativen Botschaften, die zur Rache aufriefen, gespielt wurden, was die Teilnehmer aufhetzte.«
Dov Moral, der zu den sieben Verurteilten gehört, sagte laut Times of Israel am Dienstag in einer Erklärung, dass er seine Beteiligung an dem Vorfall »weiterhin bedauert«, kritisierte aber eine in seinen Augen selektive Durchsetzung des Rechts durch die israelischen Behörden. Zudem bestritt er, dass die fraglichen Handlungen eine Straftat darstellen.
Im vergangenen September hatte ein Jerusalemer Jugendgericht fünf weitere Verdächtige freigesprochen, die bei der Hochzeit anwesend waren, wobei der Richter argumentierte, dass die Teilnahme der Minderjährigen am Tanz nicht unbedingt als Unterstützung für die Schädigung der Familie Dawabsheh interpretiert werden könne. Er wies auch auf ihr Alter hin und die Tatsache, dass einige von ihnen betrunken waren.
Das Strafmaß im vorliegenden Fall soll im November verkündet werden. Die Höchststrafe für Anstiftung zu Gewalt und Terror sowie für Anstiftung zu Rassismus beträgt in Israel fünf Jahre Gefängnis.