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Lässt Saudi-Arabien Direktflüge für Israelis zur Hadsch in Mekka zu?

Muslimische Pilger bei der Hadsch in der Großen Moschee in Mekka
Muslimische Pilger bei der Hadsch in der Großen Moschee in Mekka (© Imago Images / ZUMA Wire)

Während Saudi-Arabien überlegt, die Hadsch für muslimische Israelis zu erleichtern, diffamiert der Iran Muslime, die die Pilgerfahrt  nach Mekka nicht unternehmen als verkappte Juden.

Jerusalem hofft, dass Saudi-Arabien Direktflüge nach Riad für Israels muslimische Bürger zulässt, die bald die Hadsch-Pilgerreise nach Mekka unternehmen werden. Solch eine saudische Zustimmung zu Direktflügen, die momentan noch geprüft wird, wäre ein weiterer Schritt in Richtung einer Beziehungsnormalisierung zwischen den beiden Ländern. 

Israel habe einen diesbezüglichen Antrag gestellt und warte derzeit auf die Antwort aus Riad, sagte Außenminister Eli Cohen vergangene Woche in einem Interview mit Army Radio: »Diese Frage wird derzeit erörtert, weswegen ich Ihnen aktuell nicht sagen kann, ob und welche Fortschritte es gibt. Aber ich bin optimistisch, dass wir damit den Frieden mit Saudi-Arabien vorantreiben können.«

Israelische Beamte merkten an, die Erlaubnis könnte in letzter Minute erteilt werden, also kurz bevor die vom 26. Juni bis zum 1. Juli dauernde Pilgerfahrt beginnt. Saudi-Arabien erlaubt israelischen Fluggesellschaften seit Juli 2022 den Überflug seines Territoriums.

Derzeit müssen muslimische Israelis, die etwa 18 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, durch Drittländer wie Jordanien reisen, um nach Saudi-Arabien zu gelangen, um an der Pilgerfahrt teilnehmen zu können. Dies bringt zusätzliche Kosten sowohl für die Hin- als auch Rückreise für die rund 6.000 Israelis, die jährlich an der Hadsch teilnehmen.

Bereits im letzten Jahr waren Beamte der amerikanischen Regierung von der Einrichtung solcher Flüge überzeugt. Da die Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien jedoch angespannt sind, gibt es aus Riad bis heute keine diesbezügliche Bestätigung. Auch der ehemalige israelische Ministerpräsident Yair Lapid hatte in der Vergangenheit erklärt, die grundsätzliche Zustimmung Riads zu den Flügen erhalten zu haben, und Premierminister Benjamin Netanjahu äußerte wiederholt die Hoffnung, ein historisches Friedensabkommen mit Saudi-Arabien zu schließen.

»Wie ein Jude sterben«

Der Vertreter des Obersten Führers der Islamischen Republik Iran in der Provinz Kohgiluyeh und Boyer-Ahmad, Nassir Hosseini, hielt währenddessen Ende April eine antisemitische Predigt über die Hadsch, in der er behauptete, Muslime würden die Pilgerfahrt – obwohl sie sich diese leisten könnten – nicht antreten, da sie »als Juden sterben könnten«. Es gebe Muslime, so Hosseini in seiner am 28. April auf dem iranischen Sender Dena TV ausgestrahltenPredigt, die wohlhabend seien, »aber nicht auf die Hadsch gehen wollen. Es gibt diejenigen, die Immobilien besitzen, und wenn sie 100, 50 oder zehn Quadratmeter davon verkaufen, können sie es sich leisten, zweimal auf Hadsch zu gehen, aber sie weigern sich. Das wird sie in Bedrängnis bringen.«

Laut dem schiitischen Geistlichen habe der Prophet Mohammed gesagt, »dass eine Person, die reich ist, aber die Hadsch nicht verrichtet, als Jude sterben könnte. Es gibt einen dementsprechenden Hadith [einen Sinnspruch Mohammeds; Anm. Mena-Watch]. Eine solche Person könnte auf ihrem Sterbebett als Mitglied der jüdischen Religion sterben.« Eine Person, die finanziell wohlhabend und körperlich gesund sei und die Hadsch nicht unternimmt, könne aus dem Islam ausgestoßen werden. »Und letztendlich wird er als Angehöriger der jüdischen Religion sterben, wie es in dem Hadith steht.«

Der Iran-Experte des Jerusalem Institute for Strategy and Security, Beni Sabti, sagte der Jerusalem Post am Mittwoch, Hosseinis antisemitische Predigt sei im Iran »etwas sehr Übliches. Wenn man jemanden im Iran einen Juden nennt, ist das wie ein Fluch.« Iranische Regimefunktionäre verwendeten das Wort Jude, um einen Menschen in dem Sinne zu beleidigen, als »er nicht ehrlich ist, er billig und ein Lügner ist und etwas verbirgt, oder dass er Dinge nicht tut«, wie es Hosseini in seiner Predigt getan habe. Dessen Verwendung des Wortes Jude sei als Beleidigung gemeint, und solche antiseptischen Verunglimpfungen hätten »seit vielen hundert Jahren eine Tradition im Iran«.

Der in Teheran geborene Beni Sabti erinnert sich daran, »als Kind an den Wänden Sprüche von Imamen oder dem Propheten Mohammad [gesehen zu haben], die eine jüdische Frau für den Mord am Propheten verantwortlich machten. Das haben sie sich ausgedacht. Mohammed ist eines natürlichen Todes gestorben.«

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