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Israel an den Iran: »Wie können Sie es wagen?«

Israels UN-Botschafter Danny Danon am Freitag im UN-Sicherheitsrat. (© imago images/Pacific Press Agency)
Israels UN-Botschafter Danny Danon am Freitag im UN-Sicherheitsrat. (© imago images/Pacific Press Agency)

Israels UN-Botschafter Danny Danon ging im Sicherheitsrat mit seinem iranischen Gegenüber scharf ins Gericht.

Mike Wagenheim

Danny Danon, der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, hat am Freitag seinen iranischen Amtskollegen scharf kritisiert, weil dieser eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen hatte, um Beschwerden über die Militärschläge Israels gegen die Islamische Republik vorzubringen: »Sie sind kein Diplomat. Sie sind ein Wolf im Schafspelz«, sagte Danon zu Amir Saeid Iravani, dem Gesandten des Regimes. »Wie können Sie es wagen, hierher zu kommen und um Hilfe zu bitten, während Ihr Regime die Vernichtung unseres Volks fordert?«

Der Iran hatte die Sitzung am Freitagmorgen beantragt und wurde dabei von den Ratsmitgliedern Algerien, China, Pakistan und Russland unterstützt. »Wie kann ein Vertreter eines Regimes, das weltweit Terrorismus finanziert, bewaffnet und orchestriert, von diesem Rat Mitgefühl verlangen?«, fragte Danon, nachdem Iravani Israel vorgeworfen hatte, Zivilisten ins Visier zu nehmen. Die Sitzung fand inmitten einer einwöchigen Reihe von Angriffen zwischen den beiden Seiten statt, die Israel als »Operation Rising Lion« bezeichnet und mit der iranische Nuklearanlagen, die militärische Führung, Vermögenswerte sowie Nuklearwissenschaftler ins Visier genommen wurden.

Angriff auf Krankenhaus

Danon verurteilte den iranischen Angriff vom Donnerstag auf das Soroka Medical Center in der südisraelischen Stadt Beerscheba. Der Iran behauptet ohne Beweise, das Krankenhaus befände sich in der Nähe von militärischen Einrichtungen und hätte nur geringfügige Schäden davongetragen.

Experten meinten gegenüber dem Jewish News Syndicate, der Iran verfüge nicht über ausreichend »intelligente« Waffen, um das Krankenhaus aus einer so großen Entfernung anzugreifen, aber dennoch für den Angriff auf die medizinische Einrichtung verantwortlich sei. »Die Tatsache, dass der Iran wissentlich ungenaue ballistische Raketen auf Städte abfeuert, gibt einen guten Eindruck davon, wo seine Absichten liegen«, sagte Ryan Brobst, stellvertretender Direktor des Zentrums für militärische und politische Macht bei der Foundation for Defense of Democracies.

Weit verbreitete Videos vom Boden zeigen umfangreiche Schäden am Krankenhaus. Bei den bisher 24 gemeldeten Todesfällen in Israel durch iranische Raketen handelt es sich ausschließlich um Zivilisten. »Der Iran baut nicht nur nukleare Kapazitäten auf. Er führt bereits Krieg gegen israelische Bürger«, sagte Danon. »Während der UN-Generalsekretär zu ›Zurückhaltung‹ aufruft, feuert der Iran Raketen auf Krankenhäuser. Wir werden nicht um Erlaubnis bitten, um unsere Kinder zu schützen.«

Iravani bezeichnete die Operation Israels als »groß angelegten, nicht provozierten Militärangriff« und warf Jerusalem »vorsätzliche Kriegsverbrechen, Akte des Staatsterrorismus und ein Beispiel für barbarische Kriegsführung« vor.

Danon wies jede Behauptung zurück, Israel nehme iranische Zivilisten ins Visier und forderte Iravani auf, die Namen und Standorte der betroffenen iranischen Krankenhäuser offenzulegen. »Das ist der Unterschied zwischen einer Demokratie, die ihr Volk verteidigt, und einem Regime, das Zivilisten ins Visier nimmt«, hielt Danon fest.

Der iranische Gesandte beharrte weiterhin darauf, das Atomprogramm des Regimes sei friedlich, dem Danon heftig widersprach: »Es gibt keine größere Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit als einen atomar bewaffneten Iran.« Israel habe militärisch »als letztes Mittel« gehandelt und werde nicht »auf eine weitere Bedrohung, Raketen, auf Terroristen oder die Atombombe warten«.

António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, informierte den Rat und drängte die Mitglieder, »geschlossen und dringend« zu handeln, um die Spannungen abzukühlen.

Verärgert über IAEO-Chef

Nach Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation, hätten die israelischen Angriffe auf iranische Nuklearstandorte in der vergangenen Woche zu einer »drastischen Verschlechterung« der nuklearen Sicherheit geführt.

Grossi hat den Zorn der Regimevertreter auf sich gezogen, weil er in einem aktuellen Bericht der Behörde festgestellt hatte, dass der Iran seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag konsequent nicht eingehalten und sich geweigert habe, zu klären, warum an nicht gemeldeten Standorten Spuren von nuklearen Aktivitäten gefunden wurden. Der Bericht führte zu einer Verurteilung Teherans durch den Gouverneursrat der Behörde, was laut dem Iran den Weg für Israels Maßnahmen ebnete. Russland schloss sich dieser Einschätzung an.

Mohammad Eslami, der Leiter der Atomenergieorganisation des iranischen Regimes, sandte am Donnerstag einen Brief an Grossi, in dem er behauptete, die israelischen Angriffe hätten »trotz wiederholter Warnungen an Sie wegen Untätigkeit, insbesondere seitens des Gouverneursrats, der leider unter der Führung, dem Einfluss und der Unterstützung von drei europäischen Ländern, den Vereinigten Staaten und dem zionistischen Regime steht«, stattgefunden.

Bei den drei europäischen Ländern handelt es sich um Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich, die das ursprüngliche iranische Atomabkommen von 2015 mit verabschiedet haben. Das Trio hat kürzlich damit gedroht, wegen der Nichteinhaltung der Bedingungen durch Teheran erneut Sanktionen zu verhängen. Eslami kündigte an, »rechtliche Schritte« gegen Grossi einzuleiten.

Dorothy Shea, Washingtons Interim-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, erklärte vor dem Rat, dass »die iranische Führung diesen Konflikt hätte vermeiden können, hätte sie einem Abkommen zugestimmt, das sie daran hindert, jemals Atomwaffen zu erwerben, aber sie hat dies abgelehnt und stattdessen beschlossen, zu verzögern und zu leugnen«.

»Wir können nicht länger ignorieren, dass der Iran über alles verfügt, das er für den Bau einer Atomwaffe benötigt«, fügte Shea hinzu. »Alles, was er braucht, ist eine Entscheidung seines Obersten Führers.«

Jérôme Bonnafont, Frankreichs UN-Botschafter, kritisierte den Iran scharf für die Überschreitung der vereinbarten Urananreicherungsquoten und für seine Unterstützung regionaler Terrororganisationen.

(Der Bericht ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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