Der am 7. Oktober 2023 aus Nir Oz entführte Gadi Moses setzt sich dafür ein, dass die während des Hamas-Massakers zerstörten Kibbuzim im Süden Israels wieder vollständig aufgebaut werden.
Amelie Botbol
»Ich habe die Mission, hier gemeinsam mit so vielen Menschen wie möglich eine lebendige Gesellschaft wiederaufzubauen. Ich werde das auf jeden Fall tun«, erklärte Gadi Moses, der am 7. Oktober 2023 von palästinensischen Terroristen entführt und 482 Tage lang im Gazastreifen festgehalten wurde, gegenüber Jewish News Syndicate. Moses war einer von 76 Geiseln, die während des Hamas-Massakers aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppt wurden. Der Achtzigjährige wurde gemeinsam mit seiner Partnerin Efrat Katz aus seinem Haus entführt, als er versuchte, sie, ihre Tochter und zwei Enkelinnen vor dem gleichen Schicksal zu bewahren.
Die Terroristen »haben mich auf einem Fahrrad mitgenommen. Efrat blieb mit ihrer Familie im Haus«, berichtete Moses. Letztlich wurden auch die vier Frauen entführt und Efrat auf dem Weg in den Gazastreifen getötet. Während Moses am 30. Januar 2024 im Rahmen eines Waffenstillstandsabkommens freigelassen wurde, kamen Efrats Tochter Doron Katz-Asher und ihre beiden Kinder nach 49 Tagen im Rahmen eines einwöchigen Abkommens im November 2023 frei.
»Monatelang wusste ich nicht, was in Israel vor sich ging. Ich sah Bilder von Opfern, die von Al Jazeera veröffentlicht wurden. Sie präsentierten sie aus ihrer Perspektive und nicht aus einer objektiven Sichtweise. Das war sehr schwer«, sagte Moses. »In der Gefangenschaft teilten sie mir mit, mich belogen zu haben und dass Efrat getötet worden war. Ich war im Überlebensmodus und beobachtete ständig, was meine Entführer taten. Ich hatte keinen Moment Zeit zum Nachdenken.«
Nach seiner Rückkehr initiierte Moses die Umbettung von Efrat in den Kibbuz Nir Oz. »Es fühlte sich an, als würde sich der Kreis schließen. Erst als ich ihren Sarg sah und ihn dann auf dem Friedhof begrub, verstand ich, dass es vorbei war. Ich war unendlich traurig und mir wurde klar, dass ich meine Gedanken in eine neue Richtung lenken musste, wenn ich mich davon erholen wollte.«
Im Gespräch mit Jewish News Syndicate erzählte Moses von der Herzlichkeit, Solidarität und dem Mitgefühl der israelischen Bevölkerung, die ihn mit überwältigender Freundlichkeit willkommen geheißen habe, sowie von den Entbehrungen, die seine Familie erdulden musste und der Entschlossenheit, mit der sie kämpfte. »Mein Enkel sollte am 10. Oktober 2023 an der Klagemauer [in Jerusalem] seine Bar Mitzwa feiern. Er sagte seinen Eltern, dass es keine Feier geben würde, bis ich zurückkehrte. Alle ließen sich die Haare und Bärte wachsen, auch mein Sohn Yair. Inzwischen haben wir die Bar Mitzwa gefeiert.«

Wiederaufbau
Moses betonte sein Engagement, Nir Oz so schnell wie möglich wieder aufzubauen, wies jedoch darauf hin, dass zwischen den von der Regierung bereitgestellten Mitteln und den insgesamt benötigten finanziellen Ressourcen weiterhin eine Lücke bestehe. Nir Oz ist der einzige der überfallenen Kibbuzim, der von Grund auf neu aufgebaut werden muss, nachdem Hamas-Terroristen 97 Prozent seiner Häuser zerstört hatten. Erst kürzlich kehrte Gadi Moses von einer einwöchigen Reise in die Vereinigten Staaten zurück, wo er jüdische Gemeinden weltweit zur Unterstützung des Wiederaufbaus von Nir Oz aufgerufen hatte.
»Ich kann meine Beziehungen zu anderen nicht mit Gefühlen des Hasses und der Rache betrachten. Was geschehen ist, ist geschehen. Meine Weltanschauung hat sich nicht geändert.« Was es brauche, sei »eine Vereinbarung, durch welche die Palästinenser verstehen, dass wir für immer hier sein werden. Und wir müssen auch verstehen, dass sie nicht verschwinden können. Durch dieses Verständnis müssen wir Lösungen finden. Fragen mich Jugendliche, was sein wird, sage ich ihnen, dass es das sein wird, was ihr entscheidet«, schilderte er seine Vorstellungen von der Zukunft.
Junge Israelis haben sich den Bemühungen zum Wiederaufbau von Nir Oz angeschlossen, darunter fünfzig Teilnehmer der Hashomer Hatzair-Bewegung. Die vom Kibbutz Movement Rehabilitation Fund und der Homeward Initiative unterstützte Initiative ist Teil einer landesweiten Bemühung, die Kibbuz-Gemeinden nach den Angriffen wiederzubeleben. »Ich lebe in der Hoffnung und dem Glauben, dass die Häuser wieder aufgebaut werden und sich mit Menschen füllen, wenn nicht mit denjenigen, die zurückgekehrt sind, dann mit neuen Menschen, die sich dieser Mission anschließen«, sagte Moses.
Während Israel sich auf den zweiten Jahrestag des 7. Oktober vorbereitet, fordert er die Entscheidungsträger auf, die Geiseln aus einer Position der Stärke heraus zu befreien: »Aus der Position eines souveränen Landes mit einer Armee«, das über die Waffen, den Geheimdienst und die Mittel verfügt, um auch nach dem Abzug Israels aus dem Gazastreifen und dem Ende des Kriegs zu handeln. »Es ist sehr schwierig, der Mutter von zwei Geiseln in die Augen zu schauen und nicht zu Demonstrationen zu gehen, nicht zu schreien, dass es genug ist. Die Seelen, die dort sind, müssen nach Hause zurückkehren. Wer noch lebt, muss zu seiner Familie zurückkehren, und wer ermordet wurde, sollte in Israel wie ein Mensch begraben werden.«
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)







