Israel und die Emirate: „Ein Traum geht in Erfüllung“

Die Skyline von Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. (imago images/photothek)
Die Skyline von Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. (imago images/photothek)

Ein Libanese, der in den Emiraten aufgewachsen ist, hat nicht für möglich gehalten, dass sich die Beziehungen zu Israel so ändern können.

Mujahed Kobbe, Forward

Niemals in einer Million Jahren habe ich geglaubt, dass es zu meinen Lebzeiten ein Abkommen geben könnte, in dem ein arabischer Golfstaat den jüdischen Staat anerkennt. Als ich dieser Woche die Nachricht sah, dass sich die Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten normalisieren, ging so etwas wie ein Traum in Erfüllung.

Ab dem Alter von acht Jahren bis zum Erwachsenenalter nannte ich die VAE mein Zuhause. Sie waren der Ort, an dem ich die meisten Dinge zum ersten Mal im Leben erlebte: meinen ersten Schultag, das erste Mal, dass ich die Schule schwänzte, meinen ersten Kuss, mein erstes Hühnerschawarma, meinen ersten Autounfall.

Sie sind auch der Ort, an dem ich meine ersten Erfahrungen mit Antisemitismus machte. Damals wusste ich natürlich noch nicht, was das eigentlich war.

Während ich aufwuchs, war Israel und seine jüdischen Einwohner als Feinde des Islam und Gottes zu bezeichnen so verbreitet wie das Atmen. Antisemitismus gab es zu Hause. Es gab ihn in den Schulfluren und auf dem Schulhof. Man hörte ihn im Café, während man eine Wasserpfeife rauchte, ein Hühnerschawarma genoss und eine Hand Tarneeb spielte.

Beim Freitagsgebet war sicher, dass die Geistlichen in jeder beliebigen Moschee einen Kommentar darüber abgaben, wie Allah eines Tages Israel von der Landkarte und alle Yahud, die darin leben, vernichten wird, damit unsere Brüder endlich frei sein können.

Der Glaube an Verschwörungen, wie etwa die Idee, dass Israel der wahre Drahtzieher hinter 9/11 war oder dass Israel den IS finanziert, war weit verbreitet, Mainstream, Teil der Kultur. Es war ein Hass, der über Generationen von Menschen gelehrt und weitergegeben wurde, die nicht ein einziges Mal mit einem Juden interagiert hatten. (…)

Ich selbst habe erst mit etwa 25 Jahren auf einer Reise nach New York eine jüdische Person kennen gelernt. Es war zufällig auch ein Israeli. (…)

Als ich ihm sagte, woher ich komme und dass ich Libanese sei, lächelte er und sagte, er würde gerne einmal Dubai oder die Strände in Beirut besuchen. Und dann wurde uns beiden schnell klar, dass dies wahrscheinlich nie in unserem Leben passieren würde. (…)

Es war keine lange Unterhaltung, aber sie war lang genug, um mich dazu zu bringen, den Hass in Frage zu stellen, den ich, solange ich mich erinnern konnte, mit mir herumgetragen hatte. Sie leitete mich auf den Weg zu einem besseren Verständnis und größerer Akzeptanz.

Als ich diese Woche von der Nachricht über das Abkommen zwischen Israel und den VAE erfuhr, wurde ich an diese Interaktion erinnert und daran, wie sie mich grundlegend verändert hat. Zu beobachten, wie hochrangige Emiratis auf Twitter ihre Unterstützung für Israel bekundeten, indem sie tatsächlich die Flagge der VAE und die israelische Flagge zusammen twitterten, weckte Hoffnung in mir. Zu sehen, wie die Vereinigten Arabischen Emirate sich von ihrem Hass auf ein Land und ein Volk verabschieden, so wie ich es tat, machte mich so stolz auf das Land, das ich Heimat genannt hatte und in dem ich aufgewachsen war.

(Aus dem Text „I grew up with anti-Semitism in the UAE. Peace with Israel is a dream come true“, der auf der Webseite von Forward veröffentlicht wurde. Übersetzung von Florian Markl.)

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