Laut Informationen israelischer Sicherheitsbehörden sollen 51 Geiseln im Gazastreifen noch am Leben und 37 weitere verstorben sein.
Bei den wiederaufgenommenen Gesprächen über einen Deal zwischen Israel und der Hamas in Katar habe es keine Fortschritte gegeben. Mossad-Chef David Barnea, der das israelische Verhandlungsteam angeführt hat, soll die Angehörigen der noch verschleppten Geiseln darüber informiert haben, dass er nur wenige Chancen für ein baldiges Geiselabkommen sieht.
In den vergangenen Tagen wurden von mehreren Seite Vorschläge für einen temporären Waffenstillstand gemacht, durch den die Hamas zumindest einige der israelischen Geiseln freilassen sollte, im Gegenzug würden palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Doch Barnea zufolge gebe es bislang von der Hamas keine Reaktionen auf diese konkreten Vorschläge.
Hamas-Vertreter sagen aber, dass die Terrororganisation unverändert an ihren Forderungen festhalte, die unter anderem ein Ende des Kriegs und einen vollständigen Rückzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen beinhalten. Forderungen, denen Israels Regierung nicht nachgeben will. Ein Deal, bei dem alle Geiseln freikommen würden, liegt aktuell offenbar nicht auf dem Tisch, in den jüngsten Vorschlägen soll von der Freilassung von rund einem Dutzend der Geiseln die Rede gewesen sein.
In Demonstrationen zur Freilassung der Verschleppten wurde am Wochenende im Gegensatz dazu ein umfassendes Abkommen gefordert, das allen Geiseln eine Rückkehr nach Hause ermöglicht. Für viele der Demonstranten ist das Haupthindernis dafür die Person des Premierministers Benjamin Netanjahu, der seine eigenen Interessen über jenes der Geiseln und des Landes stelle.
Hälfte noch am Leben
Medienberichten zufolge geht Israel davon aus, dass 51 der insgesamt 101 in den Gazastreifen verschleppten Israelis noch am Leben sind. Die Sicherheitsbehörden glauben anhand der ihnen zur Verfügung stehenden Informationen darüber hinaus, dass 37 weitere der Entführten verstorben seien; deren Familien sollen über diese Einschätzung informiert worden sein.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes, der früher selbst an Verhören des mittlerweile getöteten Hamas-Anführers Yahya Sinwar beteiligt war, ist überzeugt, dass heute niemand in den Reihen der Hamas wisse, wo all die Verschleppten festgehalten werden: »Vielleicht weiß jemand, wo sich ein oder zwei befinden, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand weiß, wo sich alle befinden.«
Schon vor Monaten wurde darüber berichtet, dass gar nicht alle Geiseln in Händen der Hamas seien, sondern auf mehrere Terrorgruppierungen verteilt worden wären. Auch das würde einem Abkommen im Wege stehen.