Um die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu befreien, wirbt Israels Premier mit ungewöhnlichen Mitteln.
Premierminister Benjamin Netanjahu bot am Dienstag fünf Millionen Dollar für die Freilassung jeder von der Hamas festgehaltenen Geisel an, kombiniert mit einer sicheren Überführung der Entführer in ein Drittland, um ihre Freiheit zu sichern. Beamte arbeiten daran, das Angebot über verschiedene Kanäle zu veröffentlichen, in der Hoffnung, den Geiselnehmern einen Anreiz zu bieten.
Netanjahu kündigte diese Art von Vorschlag in einer Erklärung nach der Tötung des Hamas-Terroristenführers Yahya Sinwar am 16. Oktober an. »Den Hamas-Terroristen sage ich: Eure Anführer fliehen und werden eliminiert werden. Ich rufe jeden, der unsere Geiseln festhält, dazu auf: Legt eure Waffen nieder und gebt unsere Geiseln zurück und wir werden euch erlauben, zu gehen und zu leben. Gleichzeitig sage ich, dass jeder, der unseren Geiseln etwas antut, mit seinem Leben bezahlen wird und wir mit ihm abrechnen werden.«
Israelische Beamte sind außerdem der Ansicht, dass nach den US-Wahlen ein »neuer Schwung« für die Förderung eines Abkommens entstehen könnte. Mit der Angelegenheit vertraute Quellen teilten am Dienstag mit, dass die Kommunikation mit den Vermittlern andauere, vor allem um zu sondieren, ob die Hamas dazu bewegt werden kann, ihre Forderungen zu reduzieren, zu denen derzeit die Beendigung des Kriegs und ein vollständiger Rückzug Israels aus dem Gazastreifen gehören.
Berichten zufolge liegen mehrere Optionen auf dem Tisch, darunter ein begrenztes erstes Abkommen, eines in mehreren Phasen oder ein einziges umfassendes Abkommen. Alle Möglichkeiten stehen jedoch vor erheblichen Herausforderungen.
Keine Einigung im Moment
Ein hochrangiges Mitglied des Verhandlungsteams informierte die Familien der Geiseln diese Woche, dass Israel und die Hamas nicht in der Lage gewesen seien, eine Einigung oder einen Kompromiss über die Beendigung des Kriegs zu erzielen. »Es gibt jemanden, mit dem man reden kann, aber es gibt nichts, worüber man reden könnte«, beschrieb der Beamte den aktuellen Stand der Verhandlungen. »Im Verteidigungsapparat herrscht die Auffassung, dass die Geiseln nicht zurückgegeben werden, bis der Krieg im Gazastreifen beendet ist, und derzeit ist die Regierung nicht bereit dazu.«
Berichten vom Montag aus Jerusalem zufolge herrscht großer Pessimismus in Bezug auf die Verhandlungen. Die Hamas teilte den Vermittlern mit, dass sie sich nur auf eine vollständige Einstellung des Kriegs und einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen einigen werde. Vorschläge für kleinere, begrenztere Abkommen hat die Terrorgruppe abgelehnt.
»Der Wahrheit muss ins Auge gesehen werden – es wird im Moment keine Einigung geben. Weder eine kleine noch eine große, nicht einmal eine teilweise«, so mit der Angelegenheit vertraute Quellen. »Die eigentliche Frage ist, ob die Zeit gekommen ist, die verbliebenen Geiseln zu retten und den Krieg zu beenden. Das ist der Kern der Diskussion und ist das, was hinter den Kulissen passiert. Es wird keine Einigung geben ohne die Entscheidung, den Krieg im Gazastreifen zu beenden. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.«
In Jerusalem herrscht die Auffassung vor, dass die Regierung Netanjahus wahrscheinlich zusammenbrechen würde, entschiede sich der Premierminister für ein Abkommen, das an die Beendigung des Kriegs geknüpft ist, was ein solches Szenario höchst unwahrscheinlich macht. Es wird spekuliert, Netanjahu könnte versuchen, ein Abkommen zum Kriegsende mit der Normalisierung der Beziehungen zu Saudi-Arabien zu verknüpfen, aber es würde viele Monate dauern, bis dies zustande kommt. In der Zwischenzeit könnten die Geiseln, die sich in ständiger Gefahr befinden, nicht lange genug überleben, um in die Gunst eines solchen Abkommen zu gelangen.