Die Angriffe auf die finanziellen Grundlagen der Hisbollah sind ein strategischer Schlag gegen den Einfluss des vom Iran finanzierten Terrornetzwerks im Libanon.
Yaakov Lappin
In der Nacht zum Montag startete die israelische Luftwaffe eine Reihe gezielter Angriffe auf Zweigstellen und Standorte der Finanzvereinigung Al-Qard Al-Hasan, die als von der Hisbollah geführte Bank fungiert und die Grundlage für den Schattenstaat der Terrorgruppe im Libanon bildet.
Ziel der Angriffe war es, das Wirtschaftsnetzwerk zu zerschlagen, das die iranische Stellvertreterarmee finanziert und die schiitischen Libanesen von ihr abhängig macht. Dies ist Teil einer umfassenderen Strategie, die darauf abzielt, die Fähigkeit der Hisbollah zur Wiederbewaffnung zu unterbinden und ihren Würgegriff um die libanesische Bevölkerung zu lockern.
Laut einem hochrangigen israelischen Geheimdienstmitarbeiter »ermöglicht die Scheinfirma Al-Qard Al-Hasan die gesamte wirtschaftliche Funktionalität der Hisbollah, sei es die Zahlung der Gehälter an die verschiedenen Aktivisten oder einfach nur die täglichen Zahlungen, die sie für alle möglichen Dinge leisten müssen«. Das Unternehmen arbeitet ähnlich wie eine normale Bank mit Kunden, die Transaktionen durchführen, Geld einzahlen und abheben oder Kredite aufnehmen, »aber eigentlich ist es überhaupt keine Bank. Und es ist vollständig vom internationalen SWIFT-Mechanismus abgekoppelt, um Sanktionen zu vermeiden.«
Gelder von Zivilisten
Neben der Auszahlung von Gehältern an Terroristen bietet Al-Qard Al-Hasan auch Dienstleistungen für libanesische Schiiten im Rahmen einer Reihe von der Hisbollah finanzierten Programmen an, die rund 300.000 Menschen erreichen und als alternatives Bankensystem fungieren, das vom libanesischen Finanzsystem abgekoppelt ist. »All das wird vollständig von der Hisbollah geführt«, so der israelische Geheimdienstmitarbeiter. Hauptentscheidungsträger der Bank war bis zu seiner Eliminierung am 27. September Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Hisbollah.
Die meisten Geldanlagen der Hisbollah wurden in Einrichtungen von Al-Qard Al-Hasan aufbewahrt, daneben auch jene von zivilen Bürgern: »Wir wissen mit Sicherheit, dass die Hisbollah auf dieses Geld, sei es ihr eigenes oder das von Zivilisten, die es in diese Gesellschaft gesteckt haben, zählt, um die Organisation in Notzeiten zu finanzieren. Jetzt, während des Kriegs, wenn sie sich neu bewaffnen und ausrüsten müssen, haben sie viel mehr Zahlungen zu leisten«, so die Geheimdienstquelle.
Anstatt das offizielle Bankensystem zu nutzen, legten libanesische Schiiten ihr Geld in der Gesellschaft der Hisbollah an, wodurch die Terrororganisation die Kontrolle über den Großteil der schiitischen Gemeinschaft erlangte und ein alternatives ziviles System im Libanon betreiben konnte, das auch zur Finanzierung eines Schattengesundheits- und Bildungssystems genutzt wurde.
Dieses Schattenwirtschaftssystem ist einer der Gründe, weshalb der Libanon nicht aus der Wirtschaftskrise herauskommt, in der er sich befindet, erklärte der Beamte: »Wir wissen, dass die wirtschaftliche Lage im Libanon vielleicht eine der schlimmsten Wirtschaftskrisen der letzten hundert Jahre, ja, in der ganzen Moderne darstellt.«
Iranische Geldquellen
Der israelische Beamte erläuterte die Finanzquellen, welche die Hisbollah über Wasser halten und hielt fest, dass der Iran der Hisbollah über Syrien monatlich rund fünfzig Millionen Dollar zur Verfügung stellt. Ein Teil dieses Geldes wird in bar transferiert, während andere Gelder aus dem Verkauf von iranischem Öl an Syrien stammen, das in Syrien mit Bargeld bezahlt und weiter in den Libanon transferiert wird. Auch kommen ständig Diplomaten mit Bargeld am internationalen Flughafen von Beirut an. Dieser stetige Zufluss iranischer Gelder ermöglicht es der Hisbollah, Gehälter zu zahlen und ihre täglichen Aktivitäten zu finanzieren.
Neben den iranischen Finanzmitteln nannte der Geheimdienstmitarbeiter weitere Einnahmequellen. So hat die Organisation Wirtschaftsinitiativen im Libanon entwickelt und Unternehmen gegründet, die auf die Schaffung selbsttragender Wirtschaftsströme abzielen. Obwohl diese Unternehmungen derzeit nur einen kleineren Teil zum Budget der Terrorgruppe beitragen, stellen sie einen wachsenden Teil ihrer finanziellen Basis dar. Darüber hinaus ergänzen Spendenaktionen prominenter Hisbollah-Persönlichkeiten, wenn auch weniger bedeutend, die Einnahmen der Organisation.
Finanzströme unterbunden
Die israelischen Angriffe in der Nacht zum Sonntag zielten darauf ab, diese Finanzierungsströme zu untergraben. Laut dem arabischsprachigen IDF-Sprecher Oberst Avichay Adraee, der am 20. Oktober eine Erklärung auf X abgab, waren diese notwendig, weil »die terroristischen Aktivitäten der Hisbollah aus dem iranischen Staatshaushalt finanziert werden« und die Al-Qard Al-Hasan Association als »Deckmantel für die terroristischen Vermögenswerte der Hisbollah« dient.
Adraee betonte, diese Finanznetzwerke trügen direkt dazu bei, dass die Hisbollah Waffen erwerben, Abschusspositionen einrichten und ihre Aktivisten bezahlen kann. Die israelischen Angriffe zielten darauf ab, diese Infrastruktur zu zerstören, um die Fähigkeit der Hisbollah zu untergraben, ihre Kriegsanstrengungen weiterhin zu finanzieren.
Das Forschungszentrum Alma, das die Konflikte an Israels nördlichen Grenzen beobachtet, hob hervor, dass Al-Qard Al-Hasan seit seiner Gründung im Jahr 1981 de facto als Bank der Hisbollah fungiert. Alma stellte am 20. Oktober fest, dass Al-Qard Al-Hasan über Tonnen von Gold verfügt und jährlich Kredite in Höhe von über einer halben Milliarde Dollar verwaltet. Im Laufe der Zeit hat sich die Institution auch zu einem Instrument der Geldwäsche entwickelt, das es der Terrororganisation ermöglicht, internationale Sanktionen zu umgehen.
Tatsächlich wurden die Datenbanken des Geldinstituts im Jahr 2021 gehackt, wodurch eine Fülle von Kundenkonten aufgedeckt wurde, darunter auch jene von Hisbollah-Aktivisten, gegen die Sanktionen verhängt wurden, fügte Alma hinzu. Dieses parallele Finanznetzwerk hat es der Hisbollah ermöglicht, als Staat im Staat im Libanon zu agieren, und seine Beseitigung wird der Terrorgruppe schweren Schaden zufügen.
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)
Israel is targeting Iran and Hezbollah-linked banks in Southern Beirut.
Soon, it will reveal how Iran finances Hezbollah’s terrorism using civil institutions, associations & non-profits as cover.
Al Qard al-Hassan- Hezbollah’s banking system is gone!pic.twitter.com/vdkoqGjTKW
— David Saranga (@DavidSaranga) October 21, 2024
Hezbollah has amassed billions in cash and assets which it stole from Lebanese civilians and received from the Iranian regime.
$500 million in cash and gold is hidden in one Hezbollah bank bunker alone, located under a hospital in Beirut.
🎥 @Israel @IDF pic.twitter.com/7faVcThXAL
— Oli London (@OliLondonTV) October 21, 2024







