Es gibt mindestens zwei Gründe dafür, dass Eheschließungen mit Blutsverwandten in Teilen der muslimischen Welt so weitverbreitet sind (von der Unkenntnis über den Zusammenhang mit genetischen Defekten einmal abgesehen): Tradition und Religion. In weiten Teilen der muslimischen Welt gilt es als ungewöhnlich oder gar anstößig, außerhalb der Familie bzw. des Stammes zu heiraten. Der Druck, innerhalb der Familie zu heiraten, kann enorm sein. (…) Der Druck kann über bloße Kritik hinausgehen. In den letzten Jahren sind in europäischen Ländern muslimische Frauen getötet worden, weil sie sich weigerten, Angehörige zu heiraten. (…)
Das Vorbild für die Eheschließung mit Blutsverwandten stammt aus dem Koran selbst. Im Anschluss an seine militärischen Eroberungen verheiratete der Prophet Mohammed bekanntlich seine geliebte Tochter Fatimah mit seinem Cousin Ali. Dies war ein nennenswerter Ehrerweis. (…) Angesichts dieser langen religiösen Tradition hat es sich als schwierig erwiesen, Muslime davon zu überzeugen, von Eheschließungen unter Blutsverwandten abzusehen. (…) ‚Mein Vater wollte nicht akzeptieren, dass die Tatsache, dass er mit seiner Kusine verheiratet war, sich auf seine Kinder ausgewirkt haben könnte’, berichtete Asiah Khan, eine 36jährige Pakistanerin, die im Vereinigten Königreich lebt. Zwei ihrer Geschwister starben an genetischen Erkrankungen. ‚Er sagte immer: »Die Ärzte täuschen sich. Die Sache liegt in Gottes Händen.«’ (…) Nachforschungen der BBC ergaben beispielsweise, dass nur 3,4 Prozent aller Geburten, aber ‚30 Prozent aller britischen Kinder mit rezessiv vererbten Erkrankungen’ auf britische Pakistanis entfallen. Auch die Kindersterblichkeit ist bei ihnen höher.“ (Jon Miltimore: „Muslim Inbreeding is a Huge Problem – And People Don’t Want to Talk About It“)