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Mossul: Das Trauma der IS-Herrschaft

Mossul: Das Trauma der IS-Herrschaft
Mosul nach der Befreiung vom IS

„Bewohner der kriegsgebeutelten irakischen Stadt Mosul sind von der Zeit, in der sie unter der Kontrolle des Islamischen Staats lebten, noch immer traumatisiert. Drei Jahre, nachdem der Islamische Staat Mosul – die zweitgrößte Stadt des Irak – zur faktischen Hauptstadt seines ‚Kalifats’ erklärt hatte, gaben irakische Sicherheitskräfte Ende Juli bekannt, dass sie die Stadt zurückerobert hätten. Doch in den Straßen hallen die Erinnerungen an Tod und Zerstörung nach. (…) Staubig und verschmutzt versuchen die Soldaten, die an den Kontrollpunkten Dienst tun, nun schon seit einer Weile, ihre Umgebung, die so lange von chaotischem Durcheinander bestimmt war, zu normalisieren. (…) Man sieht nur wenige unverschleierte Mädchen auf den Straßen, ein eindeutige Hinterlassenschaft der drei Jahre währenden Tyrannei des Islamischen Staats. Für die Bewohner Mosuls reichen Wochen nicht aus, um den Horror der vergangenen drei Jahre unter jihadistischer Herrschaft wettzumachen.  Furcht beherrscht sie noch immer, wenn sie von der erlittenen Folter erzählen, über die viele von uns aus den sozialen Medien erfahren haben. Manche berichten von einem relativ gut aussehenden Mann, der wegen irgendeines erfundenen Verbrechens von einem Gebäude gestürzt wurde. Andere erzählen mit Schwierigkeiten davon, wie ihre Verwandten verdursteten und verhungerten, nachdem sie in eine große Grube außerhalb Mosuls geworfen wurden. ‚Die meisten [Jihadisten] flohen [nachdem die Stadt befreit wurde], aber manche wandeln auch unter uns, ohne Bärte und in ganz gewöhnlicher Bekleidung’, so ein Bewohner, der anonym bleiben wollte, der Tageszeitung Hürriyet gegenüber.

Von all den furchtbaren Foltermethoden der Jihadisten hat eine die Einwohner Mosuls besonders traumatisiert. Oft konnte man auf den Straßen den Ruf ‚Addada’ vernehmen. Das war die Bezeichnung für die Polizistinnen des Islamischen Staats. Den Berichten der Bewohner Mosuls zufolge wurden die Addadas gerufen, wenn eine Frau etwas Schminke trug oder geringfügig gegen die strengen Kleidervorschriften der Dschihadisten verstieß. Die Addadas tauchten dann auf und bissen die Arme der Frauen, bis diese bluteten. Eine Bewohnerin erzählte uns von einer Frau, die infolge der ihr von einer Addada zugefügten Bisswunden verblutet sei. Zu den tragischsten Aspekten der Jahre unter der Herrschaft des Islamischen Staats gehört die bittere Realität der durch Vergewaltigungen gezeugten Kinder. Dass der Islamische Staat im Laufe der drei  Jahre Frauen entführt, vergewaltigt und verschleppt hat, ist allgemein bekannt. Die Kinder der vergewaltigten Frauen erwartet nun eine trostlose Zukunft. Gerüchten zufolge befinden sich Kinder, die von ihren Verwandten verstoßen wurden, in Erbil, der Hauptstadt des Kurdischen Regionalgouvernements (KRG), in staatlicher Obhut, was wohl kaum Gutes verheißt.“ (Sebati Karakurt: „Victims tell of torture by ISIL in Mosul left in ruins“)

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