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Irans Urananreicherung auf das Rekordlevel von 84% war kein Fehler

Präsident Raisi lässt sich neueste Generation iranische Zentrifugen zur Urananreicherung zeigen
Präsident Raisi lässt sich neueste Generation iranische Zentrifugen zur Urananreicherung zeigen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Experten sagen, der Islamischen Republik unterliefen keine Fehler bei allem, was wie die Urananreicherung mit seinem Atomprogramm zu tun hat. 

Yaakov Lappin

Beobachter in Israel verfolgen die Entwicklungen in Bezug auf das iranische Atomprogramm sehr genau, nachdem am Sonntag berichtet worden war, die Internationale Atomenergiebehörde IAEO habe Uran entdeckt, das auf ein Niveau knapp unter Waffenqualität angereichert wurde. Dem Bloomberg-Bericht zufolge versucht die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO herauszufinden, wie der Iran an das auf 84 Prozent angereicherte Uran gelangt ist – der höchste Wert, den die Inspektoren in dem Land bisher entdeckt haben und nur sechs Prozentpunkte unter jenem Anreicherungsgrad der die Voraussetzung für den Bau von Atombomben ist.

Ein Weckruf

Der ehemalige Leiter des militärischen Nachrichtendienstes der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) und Direktor des Institute for National Security Studies (INSS) in Tel Aviv, Generalmajor a. D. Tamir Hayman, twitterte am Montag, der ungewöhnlich hohe Anreicherungsgrad sei »ein Weckruf«, für den es zwei mögliche Erklärungen gebe:

Die erste könnte »ein Fehler sein, der auf die Spielchen zurückzuführen ist, welche die Iraner in letzter Zeit mit dem Zusammenschluss ihrer Zentrifiugenkaskaden gespielt haben. Die Versuche, die sie mit Ventilen und Gas anstellen, könnten zu einem Fehler führen«, so Hayman.

»Die zweite Möglichkeit ist, dass eine Entscheidung getroffen wurde, bis an die Schwelle der militärischen Anreicherung zu gehen, um die Reaktion des Westens zu testen. Ein weiterer Schritt im Rahmen der iranischen Intention, uns an eine ernste Situation zu gewöhnen, so wie wir uns an die Situation der sechzigprozentigen Anreicherung gewöhnt haben«, fügte er hinzu.

Der Iran-Forscher am Nahost- und Zentralasien-Forschungszentrum der Ariel-Universität und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Alma-Zentrums, Roy Cahanovitz, erklärte gegenüber Jewish News Syndicate: »Das iranische Regime macht keine ›Fehler‹ bei allem, was mit seinem Atomprogramm zu tun hat. Es handelt sich um einen Staat, der von einem Regime geführt wird, das die Geschichte und die Angriffsmöglichkeiten Israels sehr gut kennt.«

Es gebe einen Grund, »weshalb die iranischen Nuklearanlagen weit im Land verstreut und tief unter der Erde angelegt wurden«, sagte Cahanovitz. »Der Staat Israel und die westliche Welt tun sich schwer, eine wirksame Strategie zu finden, denn der Iran ist ein hochentwickelter Staat, der ›X‹ sagt, aber ›Y‹ tut, ganz in der Tradition des Großen Basars in Teheran.«

Westliche Ignoranz gefährlicher Fehler

Hayman zufolge würde das Ignorieren der neuen Entdeckung das Selbstvertrauen der Iraner stärken und sie zur Anreicherung auf 90 Prozent Reinheit ermutigen. »Entscheiden wir uns, die Entdeckung nicht zu ignorieren, stellt sich die Frage, wie wir darauf reagieren sollen. Uns fehlt eine wirksame Strategie gegen das iranische Atomprogramm. Die Situation verschärft sich, und wir sind wie der Frosch in der Fabel, der sich an die wachsende Hitze gewöhnt, bis es zu spät ist«, warnte der ehemalige Geheimdienstchef. »Dieser Bericht ist ein Weckruf – eine Fortsetzung des gegenwärtigen Trends wird uns zur Realität eines Atomwaffenstaats führen.«

Vergangene Woche erklärte der ehemalige Leiter der Forschungsabteilung des Militärischen Nachrichtendienstes und ehemaliger Generaldirektor des israelischen Ministeriums für Strategische Angelegenheiten, Brigadegeneral a. D. Yossi Kuperwasser, dass sich Israel und die Vereinigten Staaten, auf die Idee geeinigt zu haben scheinen, handeln zu müssen, »eine Minute bevor der Iran mit der Anreicherung von Uran auf die militärische Qualität von 90 Prozent beginnt«.

Als Reaktion auf den Bloomberg-Bericht sagte US-Außenminister Antony Blinken am Montag, aufgrund der aktuellen Entwicklung stehe er in engem Kontakt mit der IAEO und den europäischen Regierungen, und fügte hinzu, er werde sich nach Erhalt weiterer Informationen zu diesem Thema äußern.

Botschaft an den Iran

Am 26. Januar ging die fünftägige gemeinsame israelisch-amerikanische Militärübung »Juniper Oak« zu Ende., bei der es zu einer noch nie dagewesenen Zusammenarbeit zwischen dem für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommando (CENTCOM) des US-Militärs und den IDF kam. Die Übung diente dem Test der israelischen und amerikanischen Einsatzbereitschaft und stärkte die operative Verbindung zwischen den beiden Streitkräften, um sie in die Lage zu versetzen, mit »regionalen Bedrohungen« umzugehen, so der IDF-Sprecher, wobei der Empfänger der Botschaft der Iran gewesen zu sein scheint.

Etwa 6.500 US-Kommandeure und Soldaten nahmen an der Übung teil, ebenso wie Raketenschiffe und Kampfjets beider Streitkräfte, die auf simulierte Bedrohungen von See aus antworteten. Die beiden Luftstreitkräfte übten auch eine Reihe von Szenarien, darunter den Einsatz von Transport- und Luftbetankungsflugzeugen, unbemannten Luftfahrzeugen, Such- und Rettungshubschraubern und B-52-Bombern, die Munition auf Ziele im Süden Israels abwarfen. Kampfjets und Bomber wurden von israelischen und amerikanischen Tankflugzeugen betankt, darunter die amerikanische Boeing KC-46 Pegasus, die in den kommenden Jahren zum Inventar der Israelischen Luftstreitkräfte (IAF) gehören wird. Auf See wurden die Raketenschiffe Sa’ar 5 der israelischen Marine von einem amerikanischen Tanker aufgetankt.

Eine erste Bilanz der Übung zogen der Generalstabschef der IDF, Generalleutnant Herzi Halevi, und der CENTCOM-Kommandeur, General Michael E. Kurilla, an Bord des Flugzeugträgers George H. W. Bush im Mittelmeer. Mitglieder des IDF-Generalstabs und der Sechsten Flotte der Vereinigten Staaten nahmen ebenfalls teil.

Juniper Oak wurde laut Kuperwasser »durchgeführt, um eine Botschaft an den Iran zu senden: Ihr seid das Ziel. Das gesamte Konzept zielt darauf ab, sie das Regime abzuhalten, eine Anreicherung von 90 Prozent zu starten. Die Iraner müssen das ernst nehmen. Sie könnten sich zwar einreden, dass diejenigen, die ein Abschreckungsszenario errichten wollen, dies nicht so lautstark tun würden. Andererseits können sie die Botschaft nicht ignorieren.«

Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate(Übersetzung von Alexander Gruber.)

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