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Irans Präsident: “Westen verursacht schwere Sandstürme”

Sandsturm in der zentraliranischen Hochebene
Sandsturm in der zentraliranischen Hochebene (© Imago Images / Joker)

Bei einer regionalen Konferenz für Umweltpolitik unterstellte der iranische Gastgeber dem Westen, durch die wirtschaftliche Ausbeutung des Nahen Ostens die dort herrschende Umweltverschmutzung verursacht zu haben.

Bei einem Gipfeltreffen in Teheran, bei dem Verantwortliche für Umweltpolitik aus elf Ländern der Region, darunter der Irak, Syrien und die Türkei zusammentrafen, beschuldigte der iranische Präsident Ebrhaim Raisi den Westen, die Umweltzerstörung voranzutreiben, indem er die natürlichen Rohstoffe des Nahen Ostens erschließt.

Dabei erklärte Raisi den Teilnehmern der Konferenz, auf der Lösungen für regionale Umweltkrisen erarbeitet werden, wobei vor allem die schweren Sandstürme zu nennen sind, mit denen die Region im Augenblick zu kämpfen hat, »die exzessive Gier des hegemonialen Systems« und seine Politik, »den Regierungen und Nationen der Region Wissenschaft und Technologie vorzuenthalten, hat zur Entstehung unlösbarer Umweltkrisen geführt«.

Der iranische Präsident beschuldigte in seiner von Al-Monitor dokumentierten Rede die westlichen Staaten, die Umwelt in jenen Ländern, die von ihnen zum Zweck ihrer eigenen wirtschaftlichen Entwicklung ausgebeutet wurden, geschädigt zu haben, und forderte sie auf, »mehr Verantwortlichkeit zu zeigen«.

Während sie früher auf die westlichen, an der Grenze zum Irak liegenden iranischen Gebiete beschränkt waren, haben sich die Sand- und Staubstürme in den vergangenen zwei Jahren auf die zentralen Regionen des Landes ausgebreitet. Auch die Hauptstadt Teheran und sogar die im Nordosten des Landes gelegene Stadt Mashhad sind betroffen.

In Verbindung mit der bereits alarmierenden Luftverschmutzung haben die Stürme katastrophale Auswirkungen auf die Städte, sodass wiederholt Schulen und wichtige öffentliche Einrichtungen geschlossen werden mussten. Iranische Umweltschützer, Journalisten und die breite Öffentlichkeit haben die Regierung Raisi gedrängt, praktische Maßnahmen zu ergreifen, um das Problem an der Quelle, also in den Nachbarländern, zu lösen.

Während die Ursachen für die Sandstürme vielfältig sind, macht der Iran die Umweltpolitik im Irak und den Bau von Staudämmen in der Türkei dafür verantwortlich, während der Irak wiederum die Islamische Republik beschuldigt, durch Staudammprojekte zum Versiegen von Wasserreserven im Irak verantwortlich zu sein. Auch Vertreter der arabischen Minderheit im Iran kritisieren, Teheran würde das Wasser aus ihren Regionen ableiten und es anderswo einsetzen, weswegen es in der Vergangenheit immer wieder zu Wasserprotesten gekommen ist.

Von all dem war in Raisis Ansprache jedoch nicht die Rede, in der er vielmehr behauptete, die Islamische Republik habe schon »in ihrer Verfassung der Umwelt als einer Notwendigkeit für das Gedeihen der Gemeinschaft die notwendige Beachtung geschenkt«. Teheran, so fuhr er fort, begrüße »Kooperation und Annäherung«, um Lösungen für die gemeinsamen Umweltprobleme zu finden und schlug die Gründung eines Regionalfonds zu diesem Zweck vor.

Zugleich ist die iranische Regierung mit scharfer Kritik und Protesten im eigenen Land konfrontiert, die Umweltprobleme nicht ernst zu nehmen und etwa die fast vollständige Austrocknung des Urmia-Sees in weniger als einem Jahrzehnt völlig zu ignorieren.

Umweltaktivismus wird von den iranischen Behörden als Sicherheitsproblem betrachtet, sodass es immer wieder zur Niederschlagung von Protesten und zur Repression gegen Aktivisten kommt, die wegen der »Gefährdung der nationalen Sicherheit« zu langen Gefängnisstrafen verurteilt werden – oder denen gar die Todesstrafe droht.

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