Während Israels Atomwaffen der Abschreckung seiner Feinde dienen, sollen sie dem Iran dazu verhelfen, seine Hegemonie in der Region durchzusetzen.
Der ägyptisch-amerikanische Politologe Magdi Khalil, Exekutivdirektor des Thinktank Middle East Freedom Forum, sagte in einem am 2. März ausgestrahlten Interview mit Russia Today, sollte der Iran Atomwaffen erhalten, würden die Saudis ebenfalls schnell nach einer Atombombe streben, um das Gleichgewicht in der Region wiederherzustellen.
Haben die Vereinigten Staaten wirklich versagt bei der Vereitelung des iranischen Atomwaffenprogramms, fragte Khalil: »Was sollen die USA denn tun? Einen Krieg gegen den Iran führen? Die Vereinigten Staaten wollen gerade jetzt keinen weiteren großen Krieg, weder im Nahen Osten noch [sonst irgendwo] auf der Welt.« Der Iran wolle eine Atombombe herstellen? – »Bitte sehr. Saudi-Arabien wird auch eine bauen oder eine von Pakistan kaufen, und die nukleare Abschreckung im Nahen Osten wird ausgeglichen sein. Das wird keinerlei Auswirkungen haben«, versuchte er das drohende Wettrüsten in der Region herunterzuspielen.
Statt dass sich die Region vor der iranischen Atombombe fürchten müsse, werde »im Gegenteil der Iran nach all dem die ›sunnitischen‹ Atomwaffen fürchten müssen«. Seiner Meinung nach sollte man den Iran Atomwaffen produzieren lassen. Das sei kein Problem, da es in ein paar Jahren ohnehin mehrere Staaten mit Atomwaffen geben werde: »Nach den Ereignissen in der Ukraine und nach der nuklearen Eskalation durch Russland erscheint das wie eine gewöhnliche Waffe. 1994 hat die Ukraine ihre Atomwaffen aufgegeben, was nun zu einer Invasion Russlands führte. All dies stürzte die Welt in eine nukleare Eskalation und in ein nukleares Wettrüsten.«
Umgeben von Feinden
Darüber hinaus sagte Khalil, das iranische Atomwaffenprogramm könne nicht mit dem israelischen verglichen werden, da Israels Atomwaffen diejenigen abschrecken, die es vernichten wollen, während der Iran versucht, seine Hegemonie in der Region durchzusetzen: »Israel ist ein kleiner Ort inmitten von 22 feindlichen Ländern, die es seit 70 Jahren vernichten wollen.«
Nicht nur der Iran sage, er wolle Israel vernichten, sondern Israel sei ein Land, bei dem Einigkeit zwischen Sunniten und Schiiten herrsche bzw. geherrscht habe. »Vom [ägyptischen Präsidenten] Abdel Nasser, der sagte, er wolle Israel ins Meer werfen, bis zum iranischen [Präsidenten] Ahmadinedschad, der sagte, der Iran werde Israel zerstören. Wie kann man eine Waffe, die die Existenz Israels schützen soll, mit einer Waffe vergleichen, die die Hegemonie des Irans erzwingen soll?«
Israel sei ein einzigartiger Fall, insofern die es umgebenden Staaten dem Land feindlich gesinnt seien und es auslöschen wollten. Die Israelis, so Khalil weiter, »haben die Erfahrung mit Adolf Hitler gemacht, der die Juden im Holocaust vernichten wollte, und deshalb ist Israel berechtigt, sich zu verteidigen.«
Israel selbst habe mit der »Samson-Option« klargemacht, dass seine Atomwaffen rein defensiven Zwecken dienten, insofern es damit erklärt habe: »›Wenn wir mit einer totalen Vernichtung des Staates Israel konfrontiert sind, werden wir sie einsetzen.‹ Was den Iran betrifft«, so fragte Khalil weiter, »warum stellt er Atomwaffen her? Warum sollte er sie einsetzen?«
Der Iran benötige Atomwaffen einzig und allein, um seine Hegemonie im Nahen Osten zu erzwingen – und zu nichts anderem. Niemand bedrohe den Iran, der, bevor er zu einem Schurkenstaat wurde, gute Beziehungen zum Westen hatte. »Jetzt ist er zu einem Land geworden, das seine Revolution exportieren und der Region seine Hegemonie aufzwingen will; ein Schurkenstaat, der mit der ganzen Welt in Konflikt gerät. Das ist ein Land, das Sie mit Israel vergleichen wollen? Die beiden kann man nicht vergleichen.«