Eines der neuesten iranischen Kriegsschiffe kenterte im Hafen von Bandar Abbas, während es repariert wurde. Dieser Vorfall könnte das Schiff für sechs Monate außer Gefecht setzen.
Die knapp hundert Meter lange Fregatte Sahand lag in einem Dock im Hafen von Bandar Abbas, als sie »das Gleichgewicht verlor«, nachdem Wasser in ihre Tanks eingedrungen war, so ein Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Mehrere Personen erlitten bei dem Vorfall laut IRNA leichte Verletzungen und wurden in ein Krankenhaus gebracht. Ein Foto der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim zeigte das Kriegsschiff mit einer Verdrängung von etwa 2.000 Tonnen, wie es auf der linken Seite liegt.
Das laut Tasnim im Dezember 2018 in Dienst gestellte Schiff zählt zu den größeren und ist mit Marschflugkörpern zur Schiffsabwehr und einem System zur elektronischen Kriegsführung ausgestattet.
Der Marineanalyst und ehemalige Kapitän der US-Marine Carl Schuster schätzte, der Iran werde vier bis sechs Monate für die Reparatur brauchen, sobald es wieder aufgerichtet und zum Schwimmen gebracht wurde. »Seewasser beschädigt die Elektronik stark und dringt in alles ein. Daher muss die gesamte Elektronik ausgebaut und chemisch gereinigt werden, um das Salz zu entfernen.« Das Salz greife auch mechanische Teile an, was bei mangelhafter Säuberung zu einem Ausfall des Motors führen kann. »Salzverkrustungen zerstören Kolbenauskleidungen und Turbinenschaufeln und stören die Verbrennung. Wenn man also das Schiff auf die Schnelle wieder in Betrieb nehmen will, wird man dafür einen hohen Preis zahlen müssen«, so Schuster.
Schiffe wie die Sahand haben in der Regel viel »Top Hamper«, wie der Fachausdruck für von Elektronik und Waffen hervorgerufenem Gewicht oberhalb des Schwerpunkts lautet. Werden die unteren Treibstofftanks geleert, was während einer Reparatur sinnvoll ist, sollte also das auf Deck gelagerte Gewicht entfernt werden, um das Schiff im Gleichgewicht zu halten, erläuterte Schuster. »Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Schiff kentert, insbesondere bei starkem Wind.«
Gekentert, nicht gesunken
Laut dem Experten deutet das von Tasnim veröffentlichte Foto darauf hin, dass das Schiff schnell umkippte anstatt zu sinken und auf dem relativ flachen Boden des Hafens aufzusetzen. Die Seitwärtsbewegung »wurde nur dadurch gestoppt, dass der Mast und der Schornstein auf dem Boden des Hafens auftrafen«, analysierte Schuster das vorhandene Bildmaterial.
Die iranische Nachrichtenagentur meldete, das Kriegsschiff werde »wieder ins Gleichgewicht gebracht«. Ein Prozess, der laut Schuster wahrscheinlich eine Woche oder länger dauern werde, da Kräne, Schwimmblasen und tragbare Pumpen benötigt werden.
Die Sahand ist das nicht das erste Schiff der iranische Marine, das diesen Namen trägt. Die vorherige Sahand wurde 1988 von der US-Marine im Rahmen der Operation Praying Mantis versenkt, die eingeleitet worden war, nachdem eine amerikanische Fregatte durch eine iranische Mine im Persischen Golf beschädigt worden war.