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Iranische Subversion in Jordanien und dem Westjordanland

Ausstellung in der Großen Imam-Khomeini-Moschee in der iranischen Hauptstadt Teheran
Ausstellung in der Großen Imam-Khomeini-Moschee in der iranischen Hauptstadt Teheran (Imago Images / NurPhoto)

Das iranische Regime betrachtet die jüngsten Rückschläge als vorübergehende Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, bevor es seine umfassenderen Ziele wieder aufnehmen kann.

Oded Ailam

Nach der US-Invasion im Irak 2003 positionierte sich Qassem Soleimani, der Kommandeur der iranischen Quds-Truppe, der Auslandseinheit der Revolutionsgarde, als eine dominierende Kraft im westlichen Nachbarland der Islamischen Republik. Soleimani nutzte das durch den Sturz Saddam Husseins entstandene Machtvakuum und baute seinen Einfluss auf die politische und militärische Landschaft des Iraks aus. Er orchestrierte den Aufstieg schiitischer Milizen und verwandelte sie in mächtige paramilitärische Gruppen, die als Stellvertreter des Irans fungieren sollten.

Unter seiner Leitung richteten diese Gruppen ihre Angriffe nicht nur gegen US-Streitkräfte, sondern weiteten auch systematisch die Kontrolle über den Irak aus und machten ihn zu einem wichtigen Knotenpunkt in Teherans regionalem Einflussnetzwerk. Heute versucht der Iran, dieses Modell in Jordanien und dem Westjordanland zu wiederholen, indem er die dortige Instabilität ausnutzt, um seine geopolitischen Ambitionen voranzutreiben.

Taktische Pause

Trotz seiner expansionistischen Bestrebungen hat der Iran im vergangenen Jahr erhebliche Rückschläge erlitten. Sein wichtigster Stellvertreter, die Hisbollah im Libanon, wurde durch israelische Militäroperationen massiv getroffen, erlitt schwere Verluste und verlor wichtige operative Ressourcen. In Syrien ist das seit Langem vom Iran unterstützte Regime von Baschar al-Assad verschwunden, da vom Niedergang der Hisbollah ermutigte sunnitische Fraktionen, von denen sich viele vehement gegen den iranischen Einfluss aussprechen, die Kontrolle übernommen haben.

Daneben hat auch die Hamas, der wichtigste palästinensische Stellvertreter des Irans, durch die Offensive Israels nach dem 7. Oktober 2023 verheerende Verluste erlitten, wobei ihre Führung zersplittert und ihre Einsatzfähigkeit erheblich eingeschränkt ist. Trotz aller Rhetorik ist der Iran weitgehend unfähig, der Hamas nennenswerte Hilfe zu leisten, was seine Grenzen als selbsterklärtes regionales Machtzentrum aufzeigt.

Darüber hinaus wurde die Verwundbarkeit Teherans durch israelische Angriffe auf seine Verteidigungsinfrastruktur einschließlich gezielter Angriffe auf Luftverteidigungssysteme und militärische Einrichtungen im Iran selbst offengelegt. Diese Angriffe haben die Illusion der Unbesiegbarkeit der Islamischen Republik zunichte gemacht und sie direkter Vergeltung mehr denn je ausgesetzt. Wirtschaftliche Turbulenzen, sich verschärfende Sanktionen und Unruhen im Inland haben die missliche Lage nur noch verschlimmert und das Regime in eine zunehmend verzweifelte Lage gebracht.

Dennoch hat Teheran seine langfristige Vision einer Ausweitung des Dschihads nicht aufgegeben. Die Hardliner des Regimes betrachten diese Rückschläge nicht als Wendepunkt, sondern als vorübergehende taktische Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, bevor sie ihre umfassenderen Ziele wieder in Angriff nehmen können. Der Iran hält an seinem ideologischen Krieg gegen Israel und den Westen fest und versucht, sich neu zu formieren, sich an die Situation anzupassen und alle sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen, um sein regionales Netzwerk wieder aufzubauen. Die Strategie zielt seit Langem darauf ab, ihre Ziele mit Geduld zu erreichen. Ayatollah Ali Khamenei bemerkte einmal: »Geduld ist der Schlüssel zum Sieg; mit Standhaftigkeit wird der Feind schließlich unterliegen.«

Die Vorgehensweise Teherans ist tief in der Ausnutzung von Instabilität verwurzelt, wobei Gesellschaften systematisch von innen heraus infiltriert werden. Das Mullah-Regime hat diese Vorgehensweise immer wieder unter Beweis gestellt: es hat den Aufstieg der Hisbollah im Libanon vorangetrieben, die Huthi im Jemen gestärkt und nimmt nun Jordanien und das Westjordanland ins Visier. Wo immer der Iran gesellschaftliche Risse, politische Fragilität oder Regierungsversagen feststellt, schreitet er ein, um seinen Einfluss zu kultivieren und tief verwurzelte Netzwerke aufzubauen, welche die souveräne Autorität untergraben und seine langfristigen regionalen Ambitionen vorantreiben.

Subversion und Infiltration

Der Iran nutzt regionale Schwachstellen aus, um die pro-westliche Monarchie Jordaniens zu destabilisieren und ein zusammenhängendes anti-israelisches Netzwerk aufzubauen. Zu den Bemühungen der mittlerweile von Esmail Ghaani geführten Quds-Truppen gehören:

  • Ermöglichung transnationaler Militanz: Nach den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 hat der Iran den Einsatz irakischer Milizen zur Infiltration Jordaniens intensiviert; oft unter dem Deckmantel religiöser Pilgerfahrten oder kommerzieller Aktivitäten.
  • Bewaffnung und Finanzierung radikaler Elemente: Teheran unterstützt palästinensische Splittergruppen, darunter auch kleine extremistische Gruppen in Jordanien und im Westjordanland, mit Waffen, Finanzen und taktischer Ausbildung.
  • Wiederbelebung islamistischer Netzwerke: Der Iran reaktiviert inaktive islamistische Gruppen in Jordanien, insbesondere Splittergruppen der Muslimbruderschaft, um die Autorität der Regierung zu schwächen.
  • Ausweitung des Koalitionskriegs: Der Iran arbeitet daran, militante palästinensische Gruppen, darunter auch säkulare Splittergruppen, zu einer breiteren anti-israelischen Front zu vereinen.
  • Angriff auf die jordanische Führung: Geheimdienstinformationen deuten darauf hin, dass vom Iran unterstützte Aktivisten Operationen gegen die jordanische Führung in Betracht gezogen haben, einschließlich potenzieller Bedrohungen gegen König Abdullah II.
  • Infiltration von unten: Genau wie der Iran es im Libanon mit der Hisbollah und im Jemen mit den Huthi getan hat, arbeitet er daran, unter benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Jordanien und dem Westjordanland Unterstützung an der Basis aufzubauen, indem er sozioökonomische Nöte ausnutzt, um lokale Elemente zu radikalisieren und langfristige Stellvertreter zu kultivieren.
  • Zunehmender Waffenschmuggel: Jordanische Sicherheitskräfte haben zahlreiche vom Iran gesteuerte Waffenlieferungen abgefangen, die für das Westjordanland bestimmt waren und die regionale Instabilität verschärften.
  • Präsenz irakischer Milizen in Jordanien: Berichten zufolge haben vom Iran geförderte Aktivisten in jordanischen Städten Logistikzentren eingerichtet und damit den Grundstein für künftige Eskalationen gelegt.
  • Cyberkrieg und Desinformation: Der Iran setzt ausgefeilte Cyber-Taktiken ein, um die jordanische Regierung zu destabilisieren und verbreitet Propaganda, um Unruhen zu schüren.
  • Radikalisierung in palästinensischen Flüchtlingslagern: Der Iran nutzt sozioökonomische Missstände aus, um palästinensische Flüchtlinge zu rekrutieren und zu radikalisieren und macht sich dabei die Folgen der Anschläge vom 7. Oktober 2023 zunutze.
  • Schaffung paralleler Machtstrukturen: So, wie die Hisbollah im Libanon als Staat im Staat agiert, versucht der Iran, lokale Machtzentren innerhalb der jordanischen und palästinensischen Gemeinschaften zu fördern, die mit der Zeit die bestehende Regierungsautorität infrage stellen könnten.

Strategische Expansion

Die iranischen Ambitionen in Jordanien und im Westjordanland bedrohen nicht nur unmittelbar die Interessen Israels, sondern auch jene der USA, indem sie wichtige regionale Verbündete destabilisieren. Ein geschwächtes Jordanien läuft Gefahr, zum Schlachtfeld für iranische Stellvertreter zu werden, während der zunehmende iranische Einfluss im Westjordanland das Risiko eines Konflikts mit Israel erhöht. Angesichts der strategischen Partnerschaft der Vereinigten Staaten mit Jordanien gefährdet jede Bedrohung des haschemitischen Königreichs direkt die regionalen Ziele der USA.

Die Strategie des Irans besteht nicht nur in einer direkten Konfrontation, sondern auch in einer systematischen Erosion, im Zuge derer die Stabilität durch Infiltration, Radikalisierung und die Instrumentalisierung soziopolitischer Unzufriedenheit untergraben wird.

Die Lehren aus dem Aufstieg von Qassem Soleimani im Irak sollten als Warnung dienen: Ein unkontrollierter iranischer Einfluss führt zu langfristiger Instabilität und stellt eine direkte Herausforderung für die Interessen der USA und ihrer Verbündeten dar. Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, ist es unerlässlich, regionale Partnerschaften zu stärken, den Austausch von Informationen zu verbessern und den Iran daran zu hindern, eine weitere von Stellvertretern geführte Hochburg zu errichten.

Oded Ailam, Forscher am Jerusalem Center for Security and Foreign Affairs (JCFA), ist ehemaliger Leiter der Abteilung für Terrorismusbekämpfung beim Mossad. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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