Mehr als tausend iranische Universitätsstudenten wurden offenbar in der Nacht vor ihrer geplanten Teilnahme an den diese Woche im ganzen Land stattfindenden Massenprotesten gegen das Regime vergiftet.
Wie die iranische Nachrichtenagentur ISNA berichtete, erkrankten ohne ersichtlichen Grund 1.200 Studenten der Universitäten Kharazmi und Ark schwer und litten an Erbrechen, starken Gliederschmerzen und Halluzinationen. Ähnliche Erkrankungen wurden auch an mindestens vier anderen Universitäten gemeldet.
Das iranische Wissenschaftsministerium bestätigte, dass die Studenten an einer Lebensmittelvergiftung erkrankt seien, was in der Folge zu Protesten der Studenten geführt habe, indem sie ihr Essen auf die Straße warfen. Am Wochenende ins Internet gestellte Videoaufnahmen zeigen, wie reihenweise Plastiktüten mit Kantinenessen vor der Universität Ark abgelegt werden.
Während die Universitätsleitung von versehentlichen Lebensmittelvergiftungen, die von durch Wasser übertragene Bakterien hervorgerufen worden seien, sprach, beschuldigten die Studenten die Universitätsbehörden, sie vorsätzlich vergiftet zu haben, um ihren jüngsten Protest zu vereiteln. »Unsere früheren Erfahrungen mit ähnlichen Vorfällen an der Universität Isfahan widerlegen die Begründung der Behörden für diese massenhafte Lebensmittelvergiftung«, hieß es in einer Erklärung der nationalen iranischen Studentengewerkschaft.
Die Studentenvereinigung wies auch darauf hin, dass die Universitätskliniken geschlossen wurden oder plötzlich keine Elektrolyte mehr zur Verfügung hatten, was die Behandlung von Dehydrierung – einem häufigen Symptom einer Lebensmittelvergiftung – erschwert habe. In der Zwischenzeit wurden Studentinnen an einigen Universitäten aufgefordert, in ihren Schlafsälen zu bleiben.
Die iranische Bevölkerung rief außerdem zu verstärkten, dreitägigen Streiks und Protesten auf, die Mitte dieser Woche beginnen sollen. Bereits am Montag blieben in mehreren Städten die Geschäfte geschlossen, nachdem die Demonstranten, die den Sturz der klerikalen Machthaber fordern, zu einem dreitägigen landesweiten Streik aufgerufen hatten, während der Leiter der Justiz »Randalierer« verantwortlich machte, die Ladenbesitzer bedroht hätten, woraufhin diese aus Angst ihre Geschäfte geschlossen gehalten hätten.
Videos in den sozialen Medien der Aktivistengruppe 1500tasvir zeigten geschlossene Lokale in Geschäftsvierteln wie dem Teheraner Basar und anderen großen Städten wie Karaj, Isfahan, Mashhad, Tabriz und Shiraz. Die kurdische iranische Menschenrechtsgruppe Hengaw berichtete, dass sich neunzehn Städte im Westen des Irans, wo der größte Teil der kurdischen Bevölkerung des Landes lebt, der Streikbewegung angeschlossen hätten.