Masih Alinejad bezeichnte die iranischen Juden als „erste Opfer der Islamischen Republik“, die ihre Kritik am Regime aus Angst vor Vergeltung nicht offen aussprechen könnten.
Jacob Magid, Times of Israel
Eine iranisch-amerikanische Journalistin, die im Vergangenen Jahr von Agenten der Islamischen Republik in den USA gekidnappt werden sollte, drängt die Regierung von Präsident Joe Biden, Teheran zu bestrafen. Das vereitelte Komplott sei das jüngste Beispiel dafür, warum das Regime in Teheran kein Partner für ein Atomabkommen sein kann, warnte Masih Alinejad. „Ich rufe die Biden-Administration auf, Solidarität zu zeigen und ein starkes Zeichen zu setzen, das meine Familie schützt“, Alinejad in einem Interview mit der Times of Israel.
„Ich würde gerne Israel besuchen”, fuhr die iranische Journalistin fort. „Ich bin mir sicher, dass es zu weiteren Drohungen gegen mich und meine Familie führen wird, wenn ich das offen sage, aber jemand sollte den Schritt machen, dieses Tabu brechen und sich gegen den vom Regime propagierten Hass aussprechen.“ Das Interview erfolgte zwei Tage, nachdem Bundesstaatsanwälte das Komplott gegen sie enthüllt hatten, für das fünf iranische Agenten angeklagt werden. (…)
Alinejad erklärte, dass der Iran gefährlich sei. „Dieses Regime, das seine eigenen Bürger tötet, glauben Sie, dass man dem vertrauen kann? Dass man mit ihm reden kann? Dass man mit diesem Regime einen Deal machen kann, ohne es aufzufordern, die Menschenrechte zu respektieren?“
Sie erinnerte sich daran, dass sie optimistisch war, als das Atomabkommen im Jahr 2015 unterzeichnet wurde. Das Abkommen bot dem Iran Millionen von Dollar an Sanktionserleichterungen im Austausch für die Einschränkung seines Atomprogramms. „Aber das Geld ging an die Hisbollah, die Hamas und Bashar Assad in Syrien. Nasrallah sagt selbst, dass die Islamische Republik der größte Sponsor der Hisbollah ist. Meine Familie hat keinen Nutzen aus dem Iran-Deal gezogen“, sagte Alinejad.
Die 44-jährige Journalistin verließ 2009 den Iran, studierte in Großbritannien und arbeitete für den von der US-Regierung unterstützten persischsprachigen Dienst von Voice of America. Seit 2014 betreibt Alinejad auch die Kampagne „My Stealthy Freedom“ um iranische Frauen zu unterstützen, die den obligatorischen Hidschab nicht tragen wollen. (…)
Während des gesamten Interviews beharrte Alinejad darauf, die iranische Regierung nur als „Islamische Republik“ zu bezeichnen und sagte, ihr Heimatland sei von den Mullahs „als Geisel genommen“ worden. (…)
Sie bestand darauf, dass die Regierung nicht repräsentativ für die Mehrheit der Iraner sei, „die die USA und Israel nicht als Feind sehen. Ich habe viele Videos von Menschen auf der Straße, von Studenten und der jungen Generation erhalten, die zeigen, wie sie sich geweigert haben, auf die Flagge Israels zu treten“, sagte Alinejad. „ Wir sind ganz anders als unsere Geiselnehmer, unsere Unterdrücker.”
„Das Narrativ, das die Islamische Republik immer benutzt – dass man, wenn man das israelische Volk unterstütze, seine Brüder und Schwestern in Palästina verrate – ist falsch. Wenn man ein wahrer Menschenrechtsaktivist ist, muss man auf beiden Seiten stehen“, fügte sie hinzu.
Alinejad erinnerte sich auch gerne an ihre Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde im Iran, die sie als „die ersten Opfer der Islamischen Republik“ bezeichnete. Die Führung der jüdischen Gemeinde hält sich mit Kritik am Regime zurück und der einzige jüdische Vertreter im iranischen Parlament hat gegen die „Gräueltaten des zionistischen Regimes gegen die Palästinenser“ Stellung bezogen.
Aber Alinejad beharrt darauf, dass Irans Juden, wie viele andere auch, im Privaten ganz anders sprechen und ihre Kritik aus Angst vor Vergeltung durch die Behörden nicht öffentlich äußern. „Als Journalistin ist das mein Ziel: Für die Wahrheit zu kämpfen, die sie selbst nicht aussprechen können“, sagte sie.
(Aus dem Artikel „Journalist targeted in alleged Iran kidnap plot: ‘I would love to visit Israel’“, der in der times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)