Erweiterte Suche

Iran wird zum globalen Drohnenhersteller

Protest gegen Lieferung iranischer Drohnen an Russland
Protest gegen Lieferung iranischer Drohnen an Russland (© Imago Images / ZUMA Wire)

Der Iran entwickelt sich zu einem weltweit führenden Hersteller von billigen Drohnen und nutzt den Ukraine-Krieg als eine Art Vorführraum für die von ihm entwickelten Technologien. 

Wie Analysten des US-Verteidigungsministeriums beschreiben, hat sich der Iran von einem regionalen Drohnenhersteller im Nahen Osten zu Moskaus wichtigstem militärischen Unterstützer in diesem Krieg entwickelt.

Gegen die Dementis des iranischen Außenministeriums, iranische Drohnen würden bei Angriffen in der Ukraine eingesetzt, die sich auch gegen zivile Energieinfrastrukturen richten, geht aus freigegebenen US-Geheimdienstinformationen hervor, dass iranische Drohnen, die bei Angriffen im Nahen Osten eingesetzt wurden, in allen wesentlichen Merkmalen mit den in der Ukraine eingesetzten identisch sind. Ein Beamter beschrieb Teheran sogar als weltweit führend in der Herstellung von billigen und sehr effektiven Drohnen.

Der neue amerikanische Bericht bestätigt vorangegangene Meldungen über iranische Drohnenlieferungen an Russland und besticht durch den Detailreichtum der Informationen, welche die USA diesbezüglich zusammengetragen haben. So habe der Iran drei Modelle an Russland geliefert: Die Einweg-Kamikaze-Drohnen Shahed 131 und Shahed 136, die von Moskau als billigere Alternative zu Marschflugkörpern eingesetzt werden, und die Mehrzweckdrohne Mohajer-6, die zur Nachrichtengewinnung und zum Transport einer Raketennutzlast eingesetzt werden kann.

Anhand von Flugaufnahmen und Trümmerteilen von in der Ukraine eingesetzten Kamikaze- und Mehrzweckdrohnen widerlegt der Bericht die iranischen Dementis bezüglich des Einsatzes in dem osteuropäischen Land. 

»Der Iran hat zwar behauptet, Drohnen an Russland verkauft zu haben, aber er hat ausdrücklich gesagt, sie würden in diesem Konflikt nicht eingesetzt und er, wäre anderes der Fall, nicht gleichgültig‹ bleiben würde«, sagte ein Beamter. Eine Analyse der Trümmer einer Kamikazedrohne des Typs Shahed 131, die bei einem Angriff im Irak im September 2022 eingesetzt wurde, für den der Iran die Verantwortung übernahm, sowie von Trümmern eines Angriffs auf Kiew im Oktober desselben Jahres zeige jedoch, abgesehen von den russischen Markierungen auf den Trümmern der Drohne in Kiew, völlig identische Komponenten wie Motor, Propeller, Relaisplatine, ja, sogar die Sechskantschrauben zur Befestigung des Propellers.

Die US-Analysten verglichen auch Trümmerteile einer in der Ukraine geborgenen Shahed 136 mit öffentlich zugänglichen Bildern des Motors einer solchen Drohne, die 2014 auf der nationalen iranischen Luftfahrtausstellung ausgestellt worden war, wobei ein identischer Zahnkranz, Anlasser, Auspuff und Kühlkörper dokumentiert werden konnte. »Was wir gesehen haben, sind deutlich erkennbare Trümmerteile aus zwei sehr unterschiedlichen geografischen Regionen, die von derselben Quelle stammen«, sagten die Beamten und bezeichneten dies als »zwingenden Beweis«.

Rasante Entwicklung

Die amerikanischen Experten skizzierten, wie rasant sich der Einsatz iranischer Drohnen seit 2014 entwickelt hat: von einem eher begrenzten Einsatz gegen Ziele wie Saudi Aramco und die Schifffahrt im Persischen Golf hin zu einem umfassenden Einsatz in einem großen konventionellen Krieg. Wie die Analysten meinen, habe Teheran durch den Einsatz seiner Drohnen in der Ukraine in kürzester Zeit grundlegendes Fachwissen für sein Entwicklungsprogramm gesammelt und wertvolle Lektionen zur Verbesserung seiner unbemannten Flugzeuge erhalten.

Jüngste Berichte aus dem Iran legen nahe, dass Teheran von einem großen Markt für seine Drohnen ausgeht, zu dem auch China gehören soll. Die Nachrichtenwebsite Al-Monitor berichtete kürzlich über Aussagen eines iranischen Militärgeheimdienstmitarbeiters, der behauptet hatte, Dutzende Ländern seien am Kauf iranischer Drohnen interessiert. »Unsere Macht ist so groß geworden, dass China Schlange steht, um 15.000 unserer Drohnen zu kaufen»«, sagte der als Direktor des Thinktanks für politische Forschung des Geheimdienstministeriums vorgestellte Funktionär.

Kürzlich erklärte auch der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant auf der jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz, dass der Iran derzeit mit etlichen Staaten über den Verkauf moderner Waffen für den Zeitpunkt verhandelt, an dem das Waffenembargo der Vereinten Nationen gegen die Islamische Republik ausläuft.

»Der Iran ist nicht länger ein ›lokaler Lieferant‹, der seine Stellvertreter im Nahen Osten bedient. Er ist ein ›multinationales Unternehmen‹, ein globaler Exporteur von hochentwickelten Waffen«, sagte Gallant, der einen Markt »von Weißrussland in Osteuropa bis Venezuela in Südamerika« bediene: »Wir haben gesehen, wie der Iran Drohnen mit einer Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern geliefert hat. Tatsächlich führt der Iran derzeit Gespräche über den Verkauf fortschrittlicher Waffen … an nicht weniger als fünfzig verschiedene Länder.«

Gallant forderte die Weltmächte auf, konkrete Schritte zu unternehmen, um die Verbreitung iranischer Waffen zu verhindern, sobald das gemäß den Bedingungen des Iran-Atomabkommens von 2015 verhängte UN-Waffenembargo am 18. Oktober 2023 ausläuft, das Teheran die Ausfuhr von ballistischen Raketen und Drohnen mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometern und einer Nutzlast von mehr als 500 Kilogramm verbietet. 

»Die Zeit läuft ab, während ein teuflisches Regime mit Waffen handelt. Die internationale Gemeinschaft muss eine wirksame Alternative zu dem sterbenden Embargo schaffen, einen praktischen Mechanismus von Abschreckung und Konsequenzen«, sagte Israels Verteidigungsminister in München.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!