Der Einsatz von Drohnen durch die Stellvertreter des iranischen Regimes ist Teil einer Strategie, die darauf abzielt, asymmetrische Kriegstechniken einzusetzen, um so die israelische Luftabwehr zu beschäftigen.
Yaakov Lappin
Die unbemannten Langstreckenluftfahrzeuge (UAV), gestartet aus indirekt vom Iran kontrollierten Gebieten im Irak, Syrien oder dem Jemen , stellen eine permanente Bedrohung für die israelische Sicherheit dar und erfordern mehr als nur defensive Maßnahmen, um sie zu neutralisieren.
Zum Beispiel flogen vergangenes Wochenende zwei Drohnen von syrischem Gebiet aus Richtung Eilat, konnten aber von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) abgefangen werden.
Als Vergeltungsmaßnahmen griffen die IDF dann eine syrische Kommandozentrale und diverse Infrastruktureinrichtungen an, darunter auch solche, die sowohl von Assads Luftabwehreinheit als möglicherweise auch von der Hisbollah genutzt werden, da sich die Terrororganisation seit Jahren in syrischen Militärstellungen nahe Israel verschanzt.
Israels Politik, das syrische Regime für alle Terrorangriffe, die von seinem Territorium ausgehen, verantwortlich zu machen, ist zwar logisch naheliegend, wird aber die Bedrohung nicht wirklich beseitigen. Dies kann nur durch israelische Angriffe auf die schiitischen Terroristen in Syrien und im Irak selbst erreicht werden.
Seit Beginn des aktuellen Kriegs im Gazastreifen hat der Iran seine Milizen in Syrien und im Irak ebenso wie die Huthi im Jemen und die Hisbollah im Libanon im Rahmen eines Mehrfrontenangriffs gegen Israel aktiviert. So drang am 31. März eine im Irak gestartete Drohne über Jordanien in den israelischen Luftraum ein und verursachte leichte Schäden an einem Gebäude des Marinestützpunkts in Eilat.
Der Islamische Widerstand im Irak (al-Moqawamat al-Islamiat fi al-Iraq), – eine Dachorganisation, die sich aus mehreren vom Iran unterstützten, schiitischen Milizen zusammensetzt, darunter Kata’ib Hisbollah, Harakat Hisbollah al-Nujaba und Kata’ib Sayyid al-Shuhadaa, übernahm die Verantwortung für den Angriff auf »dieses wichtige Ziel«. Diese Milizen, deren Aufbau– trotz immer wieder erfolgender Angriffe seitens der UDSA und Israel – sich in den letzten Jahren rasant beschleunigt hat, operieren im Irak und in Syrien unter dem Kommando der Quds-Truppe des Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC).
Der Einsatz von Drohnen ist Teil einer umfassenderen Strategie, die darauf abzielt, asymmetrische Kriegstechniken einzusetzen, um so die israelische Luftabwehr zu beschäftigen. All dies geschieht, während Irans wichtigste regionale Terrorarmee, die Hisbollah, Drohnen, Raketen und Panzerabwehrraketen auf den Norden Israels abfeuert und im Gegenzug israelischen Beschuss auf sich zieht.
Billig und effektiv
Die Fluggeräte sind ein kostengünstiges Mittel mit großer Wirkung, fliegen in geringer Höhe, um den Radarsystemen zu entgehen und legen große Entfernungen wie beim Angriff auf zwei saudische Öleinrichtungen im September 2019 zurück. Bei diesem Angriff wurden UAVs eingesetzt, die nach amerikanischer Einschätzung im Iran gestartet wurden und auf langen und indirekten Wegen zu ihren Zielen in Saudi-Arabien flogen. Die Huthi im Jemen übernahmen später die Verantwortung, wahrscheinlich um zu vertuschen, dass der Iran die Drohnen selbst abgeschossen hatte.
Die jüngsten Attacken aus Syrien und dem Irak deuten auf eine koordinierte iranische Anstrengung hin, eine Mehrfrontenbedrohung gegen Israel aufzubauen, die ohne eine direkte offensive Antwort nur wachsen wird, unabhängig von der Art der aktiven oder passiven Komplizenschaft des syrischen Regimes.
Die Terrormilizen, ausgerüstet mit iranischen Rüstungsgütern und einer immer ausgefeiltere Drohnentechnologie, stellen nicht nur für Israel, sondern auch für die sunnitischen arabischen Länder, darunter Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate, eine direkte Bedrohung dar.
Das Abfangen der UAV in der Nähe von Eilat zeigt die Wirksamkeit der weltweit führenden, mehrschichtigen israelischen Luftabwehrsysteme, darunter Iron Dome, David’s Sling und Arrow. Möglicherweise müssen neue Systeme wie zum Beispiel radargesteuerte Kanonen eingesetzt werden, um größere Drohnenschwärme zu bekämpfen, was nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Die neuen Iron-Beam-Laserkanonen können hierbei einen wertvollen und kostengünstigen Beitrag zur lokalen Verteidigung leisten.
Aber neben diesen defensiven Möglichkeiten darf die Notwendigkeit einer konsequenten Offensive nicht außer Acht gelassen werden. In Syrien unterstützt der Iran Tausende schiitischer Terroristen, die neue militärische Zellen aufzubauen versuchen wie etwa die afghanische Fatemiyoun- oder die pakistanische Zainebiyoun-Brigade. Diese Kräfte werden direkt von der Quds-Truppe des Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) ausgerüstet, ausgebildet und aktiviert. Die IRGC-eigene Luft- und Raumfahrttruppe feuert aber auch Drohnen und Raketen direkt von iranischem Hoheitsgebiet ab; so auf Israel am 14. April dieses Jahres und auf Saudi-Arabien im Jahr 2019.
Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)