Iran plant Wiederaufnahme von Tests mit Atombombenzündern

Der Chef der iranischen Atombehörde, Mohammed Eslami, leitet auch die Organisation für Verteidigungsinnovation und -forschung
Der Chef der iranischen Atombehörde, Mohammed Eslami, leitet auch die Organisation für Verteidigungsinnovation und -forschung (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Der Iran treibt sein Atomwaffenprogramm heimlich voran und ist dem Bau einer Atombombe näher denn je. 

Nun will Teheran die Tests sogar zur Herstellung von Atombombenzündern wieder aufnehmen, berichtete das der Opposition nahestehende Nachrichtenportal Iran International am Mittwoch unter Berufung auf drei unabhängige Quellen im Iran.

Dem Bericht zufolge strukturiert Teheran die Organisation für Verteidigungsinnovation und -forschung (SPND) um, eine regierungsnahe Einrichtung, die für die Weiterentwicklung der Militärtechnologie des Landes, einschließlich des Atomwaffenprogramms, zuständig ist und vom Chef der iranischen Atombehörde, Mohammad Eslami, geleitet wird. Darüber hinaus nimmt der Iran Meldungen zufolge Experimente zur Herstellung von Zündern für Atombomben wieder auf.

Seit Jahren stellen die US-Geheimdienste in ihren Jahresberichten immer wieder fest, dass der Iran »derzeit nicht die wichtigsten Aktivitäten zur Entwicklung von Kernwaffen durchführt, die für die Herstellung einer testbaren Atombombe erforderlich sind«. Im unlängst veröffentlichten Bericht für 2024 des Director of National Intelligence wurde diese Aussage jedoch weggelassen, wie aus einem Artikel des Wall Street Journals hervorgeht. Stattdessen heißt es, dass der Iran »Aktivitäten unternommen hat, die ihn besser in die Lage versetzen, eine Atombombe herzustellen, falls er sich dazu entscheidet«. 

Die neuen Informationen deuten darauf hin, dass die Islamische Republik ihre Bemühungen zur Vervollständigung des Produktionszyklus von Atomwaffen intensiviert hat, wozu die Anreicherung von Uran auf hohem Niveau, die Herstellung von nuklearen Sprengsätzen und die Entwicklung von Raketen, die Atomsprengköpfe tragen können, gehören.

Die Rolle der SPND 

Dem Bericht zufolge verabschiedete das Parlament weniger als einen Monat vor dem Tod von Präsident Ebrahim Raisi ein Gesetz, das die SPND als unabhängige Einrichtung formalisiert. Ursprünglich wurde sie im Jahr 2010 als Tochterorganisation des Verteidigungsministeriums gegründet. Im Rahmen des neuen Gesetzes wurde die SPND nun umstrukturiert.

Der hochrangige Funktionär des iranischen Atomprogramms, Mohsen Fakhrizadeh, der 2020 bei einer dem Mossad zugeschriebenen Operation in der Nähe von Teheran ermordet wurde, leitete vor Eslami die SPND.

Das neue Gesetz gewährt der Organisation finanzielle Unabhängigkeit, befreit sie von der Aufsicht durch den Nationalen Rechnungshof und erlaubt ihr im Wesentlichen, ohne haushaltsrechtliche Rechenschaftspflicht zu arbeiten. Das Gesetz sieht auch vor, dass die SPND nach einem vom Obersten Führer Ali Khamenei erlassenen Statut geführt wird. Die Umstrukturierung verleiht der Organisation eine einzigartige Autonomie, die es ihr ermöglicht, das Erbe des »Vaters der iranischen Bombe« Fakhrizadeh fortzuführen, insbesondere bei der Herstellung von nuklearen Sprengsätzen.

Neben den Bemühungen Teherans, im Rahmen seines Raketenentwicklungsprogramms Satelliten zu starten, hat die SPND den Berichten zufolge auch an einer weiteren entscheidenden Komponente des Atomprogramms, an nuklearen Sprengsätzen, gearbeitet. Dieses Projekt wird im Geheimen unter dem Namen »Projekt 110« durchgeführt, nachdem das »Projekt Amad« im Jahr 2003 aufgedeckt wurde.

Aus den Dokumenten geht hervor, dass Teheran auch nach 2003 am Standort Abadeh, wo bereits frühere Sprengkapseltests durchgeführt wurden, an Neutronenzündern für Nuklearsprengköpfe arbeitete. Den Quellen zufolge hat die SPND im Jahr 2011 in der Anlage ein Projekt namens Metfaz gestartet, an dem eine der drei Schlüsselfiguren des derzeitigen militärischen Atomprogramms beteiligt ist. Die Islamische Republik hatte zuvor behauptet, dieses Programm sei eingestellt worden.

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