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Iran verstärkt Beziehungen zu Afrika

Kürzlich war der Befehlshaber der südafrikanischen Streitkräfte Rudzani Maphwanya im Iran zu Gast
Kürzlich war der Befehlshaber der südafrikanischen Streitkräfte Rudzani Maphwanya im Iran zu Gast (U.S. Air Force photo / Public Domain)

Die Treffen des Befehlshabers der südafrikanischen Nationalen Verteidigungsstreitkräfte mit iranischen Regimefunktionären in Teheran gaben einen Einblick in eine neue Richtung der iranischen Außenpolitik.

Der Iran ist derzeit darauf angewiesen, seine Beziehungen zu afrikanischen Ländern zu vertiefen, während er sich wegen seiner zunehmenden Konfrontation mit Israel und seines Atomprogramms einer wachsenden Isolation vom Westen gegenübersieht.

Im vergangenen Monat führte der Befehlshaber der südafrikanischen Nationalen Verteidigungsstreitkräfte Rudzani Maphwanya Gespräche mit hochrangigen iranischen Führern, darunter der Stabschef der Streitkräfte der Islamischen Republik, Abdolrahim Mousavi, und Verteidigungsminister Aziz Nasserzadeh. Dabei bekundete Maphwanya seine umfassende Solidarität mit dem Mullah-Regime und erklärte gegenüber der Tehran Times, Südafrika und die Islamische Republik stünden »an der Seite der unterdrückten Völker auf der ganzen Welt«.

Während Mousavi die Bereitschaft seines Landes zur Zusammenarbeit mit Südafrika bekräftigte, lobte Verteidigungsminister Nasserzadeh nach seinem Treffen mit Maphwanya die geopolitische und geoökonomische Rolle Südafrikas auf dem afrikanischen Kontinent und seine »unabhängige und mutige Haltung in internationalen Angelegenheiten«.

Der Besuch in Teheran erfolgte nach dem zwölftägigen Krieg zwischen dem Iran und Israel im vergangenen Juni, der die militärischen Schwächen der Islamischen Republik offenlegte und die Notwendigkeit unterstrich, den begrenzten Kreis der Verbündeten zu erweitern, die bereit sind, das Regime diplomatisch und militärisch zu unterstützen. Dementsprechend standen bei den Gesprächen mit der südafrikanischen Militärdelegation die verstärkte militärische und verteidigungspolitische Zusammenarbeit im Vordergrund, während sich die Beziehungen beider Staaten zu den Vereinigten Staaten zunehmend verschlechtern.

Das Engagement Teherans für den Besuch der südafrikanischen Delegation spiegelt seinen generellen Wunsch wider, die Beziehungen zum afrikanischen Kontinent zu stärken, nachdem die iranischen Verbündeten im Nahen Osten im Zuge des israelischen Vorgehens gegen die »Achse des Widerstands« in den letzten zwei Jahren schwere Schläge erlitten hatten.

In den vergangenen Jahren ist der Iran zu einem begehrten Lieferanten von kostengünstigen Drohnen und militärischen Ressourcen geworden. Die jüngsten Käufe und der Einsatz iranischer Waffen durch den Sudan zeigen, wie Waffenverkäufe die politischen und sicherheitspolitischen Beziehungen zu afrikanischen Ländern stärken können. Laut der Nachrichtenplattform Al-Monitor würde Teheran, könnte es diese Verkäufe mit anderen Ländern auf dem afrikanischen Kontinent wiederholen, nicht nur strategischen Einfluss gewinnen, sondern auch dringend benötigte Finanzmittel lukrieren.

Taktische Gründe

Gemäß dem sudanesischen Journalisten Al-Sadiq Al-Raziqi sieht sich der Iran nach dem Krieg mit Israel mit einer neuen Realität konfrontiert, die ihn dazu drängt, seine Beziehungen zu Afrika zu stärken: So habe die Zurückhaltung Afrikas gegenüber Beziehungen zum Iran wegen der Annäherung zwischen den Golfstaaten und dem Iran, insbesondere zu Saudi-Arabien, nachgelassen. »Die Präsenz der Schiiten auf dem Kontinent, die Arbeit der Kulturzentren und Seminare, religiöse Veranstaltungen, soziale Unterwanderung und die Stipendien und Zuschüsse, die Teheran jährlich Tausenden afrikanischen Studenten gewährt, sind die wichtigsten Instrumente, um Einfluss auf die muslimischen Gemeinschaften auf dem Kontinent auszuüben.«

Allerdings stößt das Vorgehen der Islamischen Republik in Afrika auf Hindernisse. Die südafrikanische Regierung sprach öffentlich ihre Unzufriedenheit mit der Rede Maphwanya in Teheran aus und versuchte, sich von ihm zu distanzieren. Darüber hinaus verfolgen die afrikanischen Länder einen pragmatischen Ansatz in ihren Außenbeziehungen und sind möglicherweise nicht geneigt, Russland oder die Vereinigten Staaten durch den Iran zu ersetzen.

Eric Lob, Professor für Politikwissenschaft und internationale Beziehungen an der University of Florida, meint, dass »der Iran Afrika als Chance sehen könnte, seine internationale Isolation zu durchbrechen und [wirtschaftliche Erfolge] seiner Partner zu entschädigen, die vom Krieg am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen und im Libanon betroffen sind«. So könnten die Beziehungen zu afrikanischen Ländern dem Iran neben Mineralien und Ressourcen auch Seewege verschaffen und zur Stärkung seiner Kontrolle über das Horn von Afrika beitragen sowie einen Markt für iranische Waffen bieten.

Lob betonte jedoch, Afrika sei nicht der schwache Akteur, wie viele Experten glauben. Tatsächlich würden Afrikas Staaten ein strategisches Kalkül anwenden, indem sie eine Seite gegen die andere ausspielten, ähnlich wie in der Zeit des Kalten Kriegs, als die Präferenzen taktisch zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten schwankten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Iran derzeit eine Umstrukturierung seiner Außenpolitik durchführt und Afrika stärker in den Mittelpunkt seiner Agenda stellt. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die internationale Isolation zu überwinden und die wirtschaftlichen Ressourcen des Kontinents sowie seine einzigartige geopolitische Lage, insbesondere am Horn von Afrika, zu nutzen.

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