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Iran: Urananreicherung auf 60% Reinheit 

Der Chef der iranischen Atombehörde Mohammad Eslami
Der Chef der iranischen Atombehörde Mohammad Eslami (© Imago Images / ZUMA Wire)

Wie der Iran erklärte, ist die jüngste Erhöhung der Urananreicherung eine Vergeltungsmaßnahme gegen die IAEO wegen ihrer Resolution, in der er zur Zusammenarbeit aufgefordert wird.

Der Iran erklärte am Dienstag, er habe in seiner unterirdischen Anlage in Fordo mit der Urananreicherung auf einen Reinheitsgrad von sechzig Prozent begonnen und damit einen großen technischen Schritt hin zur waffentauglichen Qualität von neunzig Prozent vollzogen. Die Anreicherung erfolge mit fortschrittlichen IR-6-Zentrifugen und sei eine Reaktion auf die Resolution der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) von vergangener Woche, in der die mangelnde Zusammenarbeit Teherans mit der Atomaufsichtsbehörde kritisiert wurde, so die von Reuters zitierten iranischen Staatsmedien.

»In einem Schreiben an die IAEO hat der Iran die Organisation darüber informiert, dass er in Fordo mit der Anreicherung von Uran auf einen Reinheitsgrad von sechzig Prozent begonnen hat«, berichtet die halbamtliche Nachrichtenagentur ISNA. Der iranische Nachrichtensender Student News Network meldete, Teheran werde zusätzlich neue Zentrifugenkaskaden an den Atomstandorten Natanz und Fordo errichten.

Gemäß dem 2015 geschlossenen Atomabkommen darf der Iran Uran nur bis zu einem Reinheitsgrad von 3,67 Prozent anreichern. Die Vereinbarung sah auch vor, dass Fordo zu einer Forschungs- und Entwicklungseinrichtung umstrukturiert und die dortigen Zentrifugen, mit denen nun bereits angereichertes Uran auf einen höheren Reinheitsgrad gebracht wird, nur noch für nichtnukleare Zwecke verwendet werden dürfen.

Im September erklärte Israels Verteidigungsminister Benny Gantz, die Anreicherungskapazität in Fordo habe sich im vergangenen Jahr verdreifacht, nachdem der Iran im Januar erklärt hatte, er habe in der Anlage mit der Anreicherung von Uran auf einen Reinheitsgrad von zwanzig Prozent begonnen. Die IAEO meldete im Juni, der Iran verfüge an anderen Standorten über dreiundvierzig Kilogramm auf sechzig Prozent angereichertes Uran und besitze damit genug spaltbares Material für eine Atomwaffe, falls der Iran sich dazu entschließen sollte, diese herzustellen.

Vergeltungsmaßnahme

Der Iran erklärte explizit, die jüngste Erhöhung der Anreicherung sei eine Vergeltungsmaßnahme gegen die IAEO wegen der Resolution, die die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Deutschland letzte Woche dem Vorstand der UN-Atomaufsichtsbehörde vorgelegt hatten und in der der Iran zur umfassenden Zusammenarbeit mit der Behörde aufgefordert wurde.

Bereits am Sonntag gab der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanani, bekannt, dass »heute in Anwesenheit von IAEO-Inspektoren in den Anreicherungsanlagen in Natanz und Fordo eine Reaktion erfolgt ist«, ohne näher darauf einzugehen, welche Maßnahmen gesetzt wurden. Er deutete auch an, der nächste Besuch der IAEO-Delegation, bei dem es um die Klärung der Frage von Uranpartikeln an undeklarierten Standorten gehen sollte, die auch der Anlass für die IAEO-Resolution war, werde wahrscheinlich abgesagt.

Kanani fügte hinzu, dass »die Islamische Republik Iran immer bereit ist, in angemessener Weise auf die Aktionen der westlichen Parteien zu reagieren, wenn diese zu ihren Verpflichtungen zurückkehren«.

Am Montag erklärte der Chef des militärischen Nachrichtendienstes der israelischen Verteidigungskräfte, Generalmajor Aharon Haliva, der Iran werde bald damit beginnen, zumindest eine »symbolische Menge« Uran auf neunzig Prozent anzureichern. Haliva warnte vor Teherans »bedeutenden Fortschritte« in seinem Atomprogramm und dass die internationale Gemeinschaft bald vor ihrer »größten Prüfung« stehen werde, um die Islamische Republik daran zu hindern, eine Atombombe herzustellen. Allerdings müsste der Iran noch einen Sprengkopf und ein Trägersystem dafür entwickeln, was wahrscheinlich Monate in Anspruch nehmen würde.

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