Während das iranische Regime Stadien nutzt, um Propaganda für die Zwangsverschleierung zu machen, ist Frauen, der Zutritt zu den Sportstätten versagt, um Veranstaltungen wie Fußballspiele zu besuchen.
Farzad Amini
Große öffentliche Räume, insbesondere Stadien, haben sich in den vergangenen Jahren zu besonderen Werbebühnen für die von der iranischen Regierung organisierten Propagandaveranstaltungen entwickelt. Die Nutzung dieser Orte für die Abhaltung offizieller Zeremonien ist zu einem zentralen Merkmal der Kulturpolitik des Landes geworden.
So wird etwa das Azadi-Stadion in Teheran, eine der größten und wichtigsten Sportstätten des Landes, seit einiger Zeit für staatliche Zeremonien zur Förderung der Zwangsverschleierung genutzt. Die am 25. Juli stattfindende Veranstaltung »Töchter der Revolution« ist ein Beispiel für diese Entwicklung. Bei der Zeremonie, die darauf abzielte, die Kultur des Hidschabs, der Bescheidenheit und der Moral zu stärken, wurde das Azadi-Stadion als Werbeträger genutzt und die Verantwortlichen betonten die Bedeutung des Hidschabs als Symbol der islamischen Gesellschaft, während sie versuchten, die kulturelle und soziale Macht der Regierung zu demonstrieren
Der Wandel in der Nutzung von Sportstätten deutet allgemein auf die Instrumentalisierung öffentlicher Räume zur Umsetzung der Kultur- und Sozialpolitik des Regimes hin. Die Förderung des Hidschabs in den Stadien geht dabei einher mit restriktiven Maßnahmen, die besonders Frauen treffen. Während die öffentlichen Räume als Werbeträger für den Hidschab genutzt werden, gibt es nach wie vor Einschränkungen, dies es iranischen Frauen untersagten und sie daran hindern, die Sportstätten zu betreten, um Sportveranstaltungen zu besuchen.
Der scheinbare Widerspruch, Frauen für Regierungszeremonien in die Stadien zu lassen, ihnen ansonsten aber den Eintritt zu versagen, verdeutlicht nicht nur die Restriktivität und Repressivität der Regimepolitik, sondern zeigt auch, dass es bei den Propagandaveranstaltungen der Mullahs um alles andere als um echtes Engagement für die Rechte der Frauen geht.
Frauenrechten zum Durchbruch verhelfen
Der internationale Druck, insbesondere seitens der FIFA, die dem iranischen Fußball wegen der Verletzung von Frauenrechten durch das Regime mit Suspendierung drohte, führte zu begrenzten Änderungen der Politik in Bezug auf den Zutritt von Frauen zu den Stadien. Diese Änderungen waren jedoch nur vorübergehend und begrenzt, und Frauen stehen in vielen Stadien immer noch vor erheblichen Problemen. Die strengen Vorschriften und die zahlreichen Hindernisse, die Frauen den Zutritt zu den Stadien erschweren, zeigen, dass es nicht gelungen ist, echte und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen – weil die Islamische Republik solche Veränderungen auch gar nicht will.
Der internationale Druck hat nicht nur zu bloß vorübergehenden Veränderungen geführt, sondern auch einen Mangel an echtem Willen zu tiefgreifenden und nachhaltigen Veränderungen in der Kultur- und Sozialpolitik des Landes gezeigt. Selbst in den Fällen, in denen Frauen der Zutritt zu den Stadien gestattet wurde, sind sie mit schwerwiegenden Einschränkungen und strengen Vorschriften konfrontiert, die diese Möglichkeit effektiv begrenzen.
Zeremonien wie die Versammlung der »Töchter der Revolution«, die weithin beworben wurden, stoßen deswegen oft auf erhebliche Kritik seitens der Bevölkerung. Berichten zufolge waren bei diesen Feierlichkeiten große Teile des Stadions leer und die Zahl der Teilnehmer war geringer als angekündigt. Das macht die Unzufriedenheit mit der bestehenden Politik und die mangelnde Akzeptanz solcher Veranstaltungen in verschiedenen Teilen der Gesellschaft deutlich.
Darüber hinaus standen ähnliche – zum Beispiel »Sei gegrüßt, Kommandeur« oder »Imam Hasaniha« betitelte – Veranstaltungen mit gemischtgeschlechtlicher Beteiligung, vor denselben Problemen. Diese in großen Stadien stattfindenden Zeremonien, sehen sich häufig vor organisatorische und logistische Probleme gestellt, was wiederum in öffentlicher Kritik und Unzufriedenheit resultiert. Die Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Bedürfnissen und Erwartungen der Menschen hat dazu geführt, dass diese Veranstaltungen nicht die vom Regime gewünschte Wirkung erzielt haben, sondern die Unzufriedenheit und Kritik der Öffentlichkeit sogar noch verstärkt haben.
Die Nutzung von Stadien für staatliche Propaganda im Zusammenhang mit Hidschab und islamsicher Moral verdeutlicht den Widerspruch zwischen der offiziellen Politik und der gesellschaftlichen Realität im Iran. Dies unterstreicht die Notwendigkeit ernsthafter Veränderungen in der Kultur- und Sozialpolitik des Landes und die Bedeutung der Achtung der Rechte der Frauen – die es mit der Islamischen Republik aber nicht geben kann.
Nur wenn echte Bedingungen für die Gleichstellung der Geschlechter geschaffen und die Rechte der Frauen respektiert werden, können die Widersprüche verringert und die soziale Lage zu verbessert werden. Wenn diese Ziele nicht erreicht werden, werden sich Unzufriedenheit und Kritik in der Öffentlichkeit nur noch verstärken und zu einer tieferen Spaltung der Gesellschaft führen.