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Iranische Raketenproduktion durch israelische Angriffe massiv getroffen

Generalstabschef Herzi Halevi und Luftwaffenkommandeur Tomer Bar während des israelischen Angriffs auf den Iran
Generalstabschef Herzi Halevi und Luftwaffenkommandeur Tomer Bar während des israelischen Angriffs auf den Iran (© Imago Images / Xinhua)

Laut Satellitenbilderanalysen hat die im Iran durchgeführte israelische Luftoffensive das Teheraner Programm für ballistische Raketen schwer beschädigt.

Joshua Marks

Rund hundert israelische Kampfjets, Spionageflugzeuge und Tankflugzeuge flogen letzten Freitagabend über den Nahen Osten, um in drei Wellen zwei Raketen- und Drohnenanlagen im Iran anzugreifen. Die von Jerusalem als Operation Days of Repentance bezeichneten Angriffe waren eine Reaktion auf den Abschuss von etwa zweihundert ballistischen Raketen auf Israel durch den Iran am 1. Oktober

Die Angriffe könnten »die iranische Fähigkeit, Raketen in Serienproduktion herzustellen, erheblich beeinträchtigt haben«, sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter Decker Eveleth der in Washington ansässigen gemeinnützigen Forschungs- und Analyseorganisation CNA gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, nachdem er die Satellitenbilder untersucht hatte. Mit David Albright zitierte die Nachrichtenagentur auch einen ehemaligen UN-Waffeninspekteur.

Den Forschern zufolge bombardierten die Kampfflugzeuge Gebäude in Parchin, einem großen Militärkomplex in der Nähe von Teheran, sowie in Khojir, einer ebenfalls unweit der Hauptstadt gelegenen, weitläufigen Raketenproduktionsstätte, die laut Reuters erst im Juli erheblich erweitert worden war.

Wie David Albright feststellte, zeigen kommerzielle Satellitenbilder auch Schäden an Taleghan 2, einem Gebäude in Parchin, das zuvor mit dem Atomwaffenprogramm Teherans in Verbindung gebracht wurde. So wurde es für Testaktivitäten während des Amad-Projekts genutzt, das laut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) 1989 begann und 2003 eingestellt wurde, von dem Israel jedoch vermutet, dass es heimlich fortgesetzt wurde.

Schwerer Rückschlag

Laut Albright beschädigte Israel drei Gebäude in einer Entfernung von etwa 320 Metern von Taleghan 2, darunter zwei, in denen Festbrennstoffe für ballistische Raketen gemischt wurden, was von Decker Eveleth bestätigt wurde. Die Aufnahmen von Planet Labs zeigen auch die Zerstörung zweier Anlagen in Khojir, in denen ebenfalls Festbrennstoffe für ballistische Raketen gemischt wurden.

»Israel erklärt, Gebäude ins Visier genommen zu haben, in denen Festbrennstoffmischer untergebracht waren. Diese Industriemischer sind schwierig herzustellen und unterliegen der Exportkontrolle. Der Iran hat im Laufe der Jahre viele davon zu hohen Kosten importiert und wird es wahrscheinlich nicht leicht haben, sie zu ersetzen«, bemerkte Eveleth, der hinzufügte, dass »die Angriffe sehr präzise gewesen zu sein scheinen«.

US-Beamte teilten dem Wall Street Journal mit, es könnte Jahre dauern, um die iranische Industrie für ballistische Raketen nach den Angriffen wiederherzustellen. Die Nachrichtenplattform Axios berichtete, dass Israel zwölf Mischer zur Herstellung von Festbrennstoff für ballistische Langstreckenraketen zerstört habe. Drei ungenannte israelische Quellen sagten, der Angriff habe die Fähigkeit Teherans, seinen Raketenvorrat aufzufüllen, stark beeinträchtigt und könnte das Regime davon abhalten, weitere Raketenangriffe auf den jüdischen Staat zu verüben.

Laut der saudischen Nachrichtenwebsite Elaph hätte jeder dieser Mischer einen Wert von mindestens zwei Millionen Dollar. Mit der Raketenindustrie Teherans vertraute Quellen teilten Elaph mit, es würde mindestens zwei Jahre dauern, bis die Anlage wieder in Betrieb genommen werden könne. Israel habe die Raketenproduktionskapazitäten erheblich zurückgeworfen.

Befürchtungen vor weiteren Angriffen

Iranische Funktionäre berichteten der New York Times, die Attacken hätten ernsthafte Bedenken ausgelöst, dass das Land nun zukünftigen israelischen Angriffen ausgesetzt sein könnte. Quellen im Iran und in Israel berichteten, dass Israel auch die Luftverteidigungssysteme zerstört hat, welche die Öl-, Gas- und petrochemischen Anlagen schützen.

So attackierten israelische Kampfflugzeuge die Luftverteidigungssysteme des petrochemischen Komplexes Bandar Imam Khomeini und des nahe gelegenen Wirtschaftshafens in der Provinz Khuzestan, der Raffinerie Abadan und des Gasfeldes Tange Bijar in der Provinz Ilam sowie des internationalen Flughafens Khomeini in Teheran. Drei in Russland hergestellte S-300-Luftverteidigungssysteme wurden Meldungen zufolge auf dem Flughafen und auf der Raketenbasis Malad in der Nähe der Hauptstadt außer Gefecht gesetzt. Laut iranischen Medien wurden dabei vier Soldaten getötet.

Im April hatte Israel auf den ersten direkten Angriff des Irans mit einem Luftschlag gegen die Radarstation zur Luftverteidigung auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Nähe von Isfahan im Zentraliran reagiert.

»Israel sendet uns eine sehr klare Botschaft«, meinte der Experte für die iranische Gas- und Ölindustrie Hamid Hosseini gegenüber der New York Times. »Dies könnte sehr ernste wirtschaftliche Auswirkungen für den Iran haben, und jetzt verstehen wir das Risiko und dass wir klug handeln müssen und die Spannungen nicht weiter anheizen dürfen.«

Der Iran-Experte Ali Vaez sagte gegenüber der US-Zeitung, der erfolgte Angriff könnte einen viel massiveren auf die Nuklear- und Energieanlagen vorbereiten: »Der Iran ist nicht in der Lage, die beschädigten Anlagen in naher Zukunft zu ersetzen.«

Druck der USA?

Zwei israelische Quellen berichteten der New York Times, die ursprünglichen Pläne, die unmittelbar nach dem iranischen Raketenangriff ausgearbeitet wurden, hatten das Nuklearprogramm und die Energieindustrie Teherans zum Ziel, doch wegen des starken Drucks seitens der amerikanischen Regierung entschied sich Jerusalem, nur deren Luftverteidigungssysteme ins Visier zu nehmen.

Im Gegensatz dazu dementierte das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu am Samstagabend Berichte, wonach der Angriff auf Druck der USA begrenzt wurde und bezeichnete diese als »völlig falsch«: »Israel hat seine Ziele auf der Grundlage seiner nationalen Interessen ausgewählt, nicht nach amerikanischem Diktat. Dies war der Fall und wird auch so bleiben«, heißt es in der ministeriellen Mitteilung.

In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme seit dem Angriff erklärte Netanjahu am Sonntag, dass die Mission erfolgreich war und dankte Washington für dessen Unterstützung. »Wir haben die Verteidigungsstärke des Irans und seine Fähigkeit, auf uns gerichtete Raketen herzustellen, schwer beschädigt. Der Angriff war präzise und kraftvoll und hat alle seine Ziele erreicht. Ich danke den Vereinigten Staaten für die enge Koordination und Unterstützung«, sagte der Premierminister und betonte zugleich, dass » noch große Herausforderungen vor uns liegen«.

Netanjahu sprach bei einer Gedenkfeier auf dem Militärfriedhof am Mount Herzl, als Israel eine nationalen Tag der Trauer um die Opfer des von der Hamas angeführten Massakers vom 7. Oktober 2023 beging.

Das iranische Regime spielte währenddessen die Bedeutung des Angriffs öffentlich herunter und erklärte, es seien nur »sehr leichte Sprengköpfe« eingesetzt worden, deren Schaden »begrenzt« sei. Nach der Attacke soll der Oberste Nationale Sicherheitsrat eine hochrangige Dringlichkeitssitzung abgehalten haben, bei der Militärkommandeure Bericht erstatteten und eine mögliche Reaktion erörtert wurde, ohne dass jedoch eine Entscheidung getroffen wurde.

Während Reuters das Außenministerium in Teheran mit den Worten zitierte, der Iran sei »berechtigt und verpflichtet«, sich zu verteidigen, hielt die Nachrichtenagentur gleichzeitig fest, dass die Erklärung im Vergleich zu früheren Eskalationsrunden einen versöhnlicheren Ton anschlug. Das Ministerium fügte hinzu, dass es »seine Verantwortung für den Frieden und die Sicherheit in der Region anerkennt«.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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