Wie der Leiter der Atomenergieorganisation der Islamischen Republik am Dienstag bekannt gab, plane der Iran trotz des Kriegs mit Israel die Wiederaufnahme seines Atomprogramms.
»Wir wollten jede Unterbrechung des Nuklearprogramms vermeiden«, so der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde Mohammad Eslami in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Mehr, ohne zwischen militärischen und zivilen Nuklearaktivitäten zu unterscheiden. »Die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme [des Atomprogramms] waren im Voraus geplant und wir wollen keine Unterbrechung des Produktions- und Dienstleistungsprozesses zulassen.«
Israel hatte Anfang des Monats einen als Präventivschlag bezeichneten Angriff auf den Iran gestartet, um die atomare Bedrohung und das ballistische Raketenprogramm zu beseitigen. Vor dem Angriff hatten die Vereinigten Staaten und der Iran Atomgespräche geführt, bei denen US-Präsident Donald Trump eine Frist von sechzig Tagen gesetzt hatte. Die israelische Militäraktion begann am 61. Tag, nachdem Teheran angekündigt hatte, die Urananreicherung nicht aufgeben und sein Atomprogramm ausweiten zu wollen.
Drohungen gegen Grossi
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, begrüßte noch am Dienstag die Ankündigung einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran und forderte den Iran nachdrücklich auf, die Verhandlungen und die Zusammenarbeit mit der Atomaufsichtsbehörde wieder aufzunehmen.
Er begrüße die Ankündigungen zur Lage im Iran, schrieb Grossi auf X: »Die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit der IAEO ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Einigung.« Er habe dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi geschrieben und »betont, dass dieser Schritt zu einer diplomatischen Lösung der langjährigen Kontroverse um das iranische Atomprogramm führen kann«, und erklärte, ein baldiges Treffen vorgeschlagen zu haben.
Am Samstag hatte der frühere Brigadegeneral der Islamischen Revolutionsgarde, Atom-Chefunterhändler und Sprecher des iranischen Parlaments Ali Larijani, der aktuell Mitglied des Schlichtungsrats und des Obersten Rats der Kulturrevolution ist, dem IAEO-Chef via X gedroht: »Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir die Rechnung mit Grossi begleichen.« Israels Außenminister Gideon Sa’ar verurteilte in einer Reaktion die Aussagen Larijanis scharf: »Würde es sich nicht um den Iran handeln, wäre der Vorgang unglaublich. Jetzt drohen sie vor aller Augen dem Kopf der Internationalen Atomenergie-Organisation. Ein Mafia-Staat!«
Am 12. Juni, einen Tag vor den Präventivschlägen Israels gegen den Iran, erklärten die 35 Mitglieder des IAEO-Gouverneursrats erstmalig seit beinahe zwei Jahrzehnten, dass der Iran gegen seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag verstößt – eine Verurteilung, die den Weg frei macht für eine mögliche Verweisung der Atomagenda an den UN-Sicherheitsrat.