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Iran nützt private Fluggesellschaft für Waffenschmuggel nach Syrien

Ein Flugzeug der Mahn Air landet in Großbritannien
Ein Flugzeug der Mahn Air landet in Großbritannien (Quelle: JNS)

Ein neuer Bericht des Alma Center beleuchtet, wie eine iranische Fluglinie mit den Revolutionsgarden zusammenarbeitet, um militärisches Material nach Syrien und den Libanon zu transportieren.

Yaakov Lappin

Die Fluglinie Mahan Air präsentiert sich als private Gesellschaft, die 1991 vom Sohn des damaligen iranischen Präsidenten Akbar Rafsandschani gegründet wurde und ihren Sitz auf dem internationalen Flughafen Imam Khomeini in Teheran hat. Einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Alma Research and Education Center, das sich auf die Erforschung der Bedrohungen aus den nördlichen Nachbarländern Israels spezialisiert hat, zufolge ist jedoch nicht viel an der Fluggesellschaft privat oder zivil.

Tatsächlich, so das Alma Center, dient die Mahan Air der Islamischen Republik als wichtigste Tarnung für den Transport großer Mengen von Waffen in die Regionen der iranisch-schiitischen Achse. Die in iranischen Fabriken hergestellten Waffen werden, oft in Teilen, entweder nach Syrien verschickt, wo der Iran versucht, Raketenbasen zu errichten und schiitische Stellvertreter zu bewaffnen; oder in den Libanon, wo Irans wichtigster regionaler Stellvertreter, die Hisbollah, ein Arsenal an Feuerkraft aufgebaut hat, das größer ist als das der meisten NATO-Armeen.

Stellvertreter der Quds-Einheiten

»Mahan Air befördert vordergründig Passagiere und Fracht und ist die größte private iranische Fluggesellschaft. Sie operiert unter der angeblich zivilen Dachorganisation Mullah El Muvaadin Charity«, erklärte Major Tal Beeri vom Alma Center gegenüber Jewish News Syndicate. »Die Wohltätigkeitsorganisation ist in Wirklichkeit aber eine Maske für das Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), die es ihm ermöglicht, legal zu operieren und seine finanziellen Transaktionen durchzuführen«, fügte Beer hinzu.

Geschäftsführer von Mahan Air ist seit 1996 Hamid Hanoukhi, der von Beeri als »ehemaliger IRGC-Kommandeur in Kroatien und Bosnien« bezeichnet wird, wo das IRGC möglicherweise versucht hat, eine Basis in Europa zu errichten. Mahan Air unterliegt amerikanischen Sanktionen, was das Unternehmen jedoch nicht daran hindert, zahlreiche Länder in aller Welt anzufliegen, darunter auch häufige und besorgniserregende Flüge vom Iran nach Syrien und in den Libanon.

Iran nützt private Fluggesellschaft für Waffenschmuggel nach Syrien
Quelle: Alma Center

»Es handelt sich um ein ziviles Unternehmen, das in Wirklichkeit als Stellvertreter für die Quds Force arbeitet«, sagte Beeri und bezog sich dabei auf die Eliteeinheit der IRGC, die für geheime Operationen im Ausland zuständig ist, darunter der Aufbaus des iranischen Netzwerks terroristischer Stellvertretermilizen. Angesichts der großen logistischen Anforderungen, die mit dem Transport von Waffen und militärischem Personal nach Syrien und in den Libanon verbunden sind, fragt sich Beeri, »wie kann eine zivile kommerzielle Organisation diese Aufgabe bewältigen, wenn dies nicht ihr Hauptziel ist?«

IRGC-Piloten

Der Alma-Bericht enthält eine Liste von 63 Mahan-Air-Piloten, die an dem Waffenschmuggel beteiligt sein sollen. »Diese Männer stehen offiziell nicht mit dem IRGC in Verbindung. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass einige von ihnen IRGC-Piloten sind, die an das Luftfahrtunternehmen ausgeliehen werden. Andere Piloten, die möglicherweise nicht dem IRGC angehören, drücken einfach ein Auge zu«, meint Beeri.

Im Juni 2022 verhafteten die argentinischen Behörden einen iranischen Piloten, der für die venezolanische Emtrasur Cargo, eine Tochtergesellschaft von Conviasa, der größten argentinischen Fluggesellschaft, tätig war, und entdeckten auf seinem Handy Bilder, die ihn bewaffnet und in IRGC-Uniform zeigen. Bei dem Piloten, Gholamreza Qasemi, handelt es sich um einen ehemaligen General der Luft- und Raumfahrttruppen des Korps der Revolutionsgarden, der direkt an den Syrienflügen der Fars Air Qeshm, einer Frachtabteilung der Mahan Air, beteiligt war. »Es wäre faszinierend zu sehen, was wir auf den Telefonen der Mahan Air-Piloten entdecken würden«, sagte Beeri.

Kürzlich Woche berichtete Al-Arabiya, dass die iranische Fluggesellschaft Meraj Airlines Direktflüge vom Iran in die libanesische Hauptstadt Beirut aufgenommen habe. Israelische Verteidigungsbeamte haben ihre Besorgnis darüber geäußert, dass die Flüge dazu genutzt werden, sensible Ausrüstung und Waffen an die Terrororganisation Hisbollah zu liefern. Doch Mahan Air ist laut Beeri bei solchen Flügen seiner Zeit voraus. »In diesem Jahr flog Mahan Air mindestens 110 Mal zum internationalen Flughafen Damaskus und 39 Mal zum Rafiq Hariri Flughafen in Beirut. Der syrische Flughafen Aleppo wurde mindestens zwölf Mal angeflogen«, sagte er.

Ein mysteriöser Flug

Am 31. August sorgte ein Mahan-Air-Flug für internationale Schlagzeilen, als jeder Flughafen, den er in Syrien anzufliegen schien, auf mysteriöse Weise bombardiert wurde, bevor er landen konnte. Das Flugzeug sollte zunächst auf dem internationalen Flughafen von Aleppo im Nordwesten Syriens landen, bevor Raketen dort einschlugen; und genau das gleiche passierte noch einmal, als es auf dem internationalen Flughafen von Damaskus landen wollte.

Weiter startete am 9. August ein Flug der Mahan Air von Dubai nach Teheran, wie zivile Flugverfolgungsprogramme dokumentieren. Dann verschwand der Flieger scheinbar, bevor er wie aus dem Nichts von Beirut aus Richtung Teheran abhob, während weiterhin eine Informationslücke darüber besteht, wie er dorthin gekommen war und auf welchem Weg er die libanesische Hauptstadt erreicht hatte.

»Wie ist er in Beirut angekommen? Gibt es etwas, das verborgen werden sollte?«, fragte er. Die Antwort, so vermutet Beeri, hat mit der Einheit 190 der Quds Force zu tun, die mit der Bewaffnung der iranischen Stellvertreter beauftragt ist.

Viele Tickets, wenige Passagiere

Ein Cyberangriff einer unbekannten Gruppe auf die Mahan Air am 21. November hat möglicherweise offengelegt, wie die Fluglinie und die Quds Force zusammenarbeiten, um geheime militärische und terroristische Versorgungsflüge durchzuführen. »Was können wir aus der Analyse der Daten lernen, die bei dem Hack aufgetaucht sind? Dass Mahan Air direkte Verbindungen zu zwei iranischen Reisebüros, dem wichtigen Hamrah und zu Utab Gasat hat«, erläutert die Beeri die geleakten Informationen.

»Mahan Air hat eine enge Beziehung zu Hamrah. Zwischen 2018 und 2021 wurden etwa 60.000 Flugtickets bei Mahan gebucht, wobei viele dieser Tickets an Hamrah gingen. Ein Blick auf die Namen der Passagiere zeigt, dass trotz der Buchung von Zehntausenden von Tickets nicht mehr als neun Namen auf der Passagierliste auftauchten. Von zweitausend Tickets tauchen nur fünfzehn Telefonnummern von Passagieren auf«, wundert sich Beeri.

Generaldirektor von Hamrah ist Sardar Ali Naji Gulfarast, der den Rang eines Generals im IRGC bekleidet und zufällig auch hochrangiger Beamter bei Fars Air Qeshm ist und im Vorstand des Unternehmens sitzt. »Daraus geht hervor, dass Hamrah in Wirklichkeit ein ausführendes Organ des IRGC ist, dessen Aufgabe darin besteht, den Transport von Ausrüstung, Waffen und Agenten zu koordinieren und zu organisieren«, heißt es in dem Alma-Bericht.

Dementsprechend verschickt Hamrah auch viel Fracht mit Flügen der Mahan Air. Und auch Utab Gasat, das zweite involvierte iranische Reisebüro, stellt ungewöhnlich große Gepäckanfragen für seine Passagiere, wobei einige Koffer mehr als hundert Kilogramm wiegen – groß genug, um zum Beispiel Raketenleitsysteme zu transportieren.

Gegenwärtig ist Mahan Air von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Israel, Kanada, Japan, Deutschland und Frankreich mit einem Einreiseverbot belegt, fliegt aber weiterhin in Länder außerhalb des Nahen Ostens, darunter auch China. Der Iran wird also sein Katz-und-Maus-Spiel mit dem israelischen Geheimdienst am Himmel des Nahen Ostens wohl fortsetzen.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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