Im Iran wird weiterhin gegen das Mullah-Regime und den grausamen Tod von Mahsa Amini protestiert. Auch international wird Empörung geäußert, dass dem auch Taten folgen, bleibt aber unwahrscheinlich.
Der Tod der jungen Kurdin, die vorige Woche in Teheran wegen ihres losen Hidschabs von der Moralpolizei festgenommen wurde und während des Verhörs aufgrund von Schlägen zu Tode kam, hat nicht nur Tausende empörte Iraner im ganzen Land auf die Straße getrieben, sondern auch international harsche Reaktionen ausgelöst.
Weltweit haben sich zahlreiche Politiker, Mitglieder der UNO, NGO-Vertreter und unzählige Bürger aller Herren Länder über die brutale Vorgangsweise der Moralpolizei entsetzt gezeigt. Wiederholt wurde die repressive Unterdrückung der weiblichen Bevölkerung verurteilt, an der das Mullah-Regime seit Anbeginn ihrer diktatorischen Herrschaft festhält und sie jüngst sogar verschärft hat.
Ungünstiger Zeitpunkt
Das Publikwerden dieses tragischen Ereignisses kommt für den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zu einem ausgesprochen ungünstigen Zeitpunkt, ist er doch am Montag nach New York geflogen, um an der 77. Generaldebatte der UNO-Vollversammlung teilzunehmen, in dessen Rahmen er am Mittwoch eine Rede halten wird.
Laut einer Mitteilung des Präsidialamts wird sich Raisi zu den Auswirkungen der US-Sanktionen auf den Iran äußern, doch es ist anzunehmen, dass der gewaltsame Tod von Mahsa Amini das Plenum beherrschen wird und Raisi auffordert, dazu Stellung zu nehmen. Auf jeden Fall muss Raisi damit rechnen, dass US-Präsident Joe Biden in seiner ebenfalls für den Mittwoch angesetzten Rede ihn mit Kritik überschütten wird.
Internationale Kritik
Schon am Montag forderte der amerikanische Außenminister Antony Blinken via Twitter »die iranische Regierung auf, die systematische Verfolgung von Frauen zu beenden und friedliche Proteste zuzulassen«. Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater der USA, richtete – ebenfalls per Twitter – dem iranischen Präsidenten aus, der Tod von Mahsa Amini sei »unverzeihlich« und versicherte ihm, dass »wir weiterhin iranische Beamte für solche Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft ziehen werden«.
Auch der Diplomatische Dienst der Europäischen Union, Abteilung für Auswärtiges Handeln, nahm den Tod von Mahsa Amini nicht kommentarlos hin: »Was ihr zugestoßen ist, ist inakzeptabel, und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden.« Das französische Außenministerium verurteilte ebenfalls die Verhaftung und die Gewalt, die Aminis Tod verursacht haben. Ihr Tod durch die iranische Moralpolizei sei »zutiefst schockierend«, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.
EU-Außenbeauftragter Josep Borrell richtete dem iranischen Präsidenten über einen Sprecher aus, was Amini zugestoßen ist, sei »inakzeptabel«, weswegen auch »die Täter zur Rechenschaft gezogen werden« müssen. In einem auf Rudaw veröffentlichten Beitrag meint der schwedische sozialdemokratische Parlamentarier Kadir Kasirga, dass »das Regime auf frischer Tat ertappt [wurde] und schuldig an diesem Mord [ist]«. Zusätzlich fordert Kasirga, dass »die Verantwortlichen für diesen Mord vor Gericht gestellt werden [müssen]«.
Diskussionen im Land
Im Iran versuchen währenddessen Vertreter der Regierung, der Polizeibehörden und der Gashte Ershad (Moralpolizei), ihre Vorgangsweise krampfhaft zu verteidigen. Polizeichef Hossein Rahimi rechtfertigte die Festnahme mit den Worten, dass »es gesetzlich nun einmal unsere Aufgabe [ist], Frauen an die Kleidervorschriften zu erinnern«. Zu dem Vorwurf, Amini sei von Untersuchungsbeamten geschlagen worden, meinte er, »die Polizei habe sie nicht angerührt, jedwede Unterstellung sei grundlos«.
Präsident Raisi ließ ausrichten, eine Untersuchung des Falls beauftragt zu haben. Innerhalb der Teheraner Generalstaatsanwaltschaft und des Innenministeriums soll dafür ein spezieller Untersuchungs- und Ermittlungsausschuss eingerichtet werden.
Im Gegensatz zur offiziellen Linie gab es im Parlament auch kritische Stellungnahmen zur Vorgangsweise der Moralpolizei. Mehrere Politiker, darunter auch Mohammed Khatami, ehemaliger Präsident und einer der führenden Kleriker im Land, verurteilten den Vorfall. Ihrer Ansicht nach habe er nicht nur das Ansehen des Landes, sondern auch jenes des Islams stark geschädigt. Dass solche Aussagen die Proteste gegen die Islamische Republik beschwichtigen können, darf allerdings bezweifelt werden.
Father of Mahsa Amini refuses to allow Islamic prayers over body of Mahsa. He's says to the mullah who's praying over her:
— Emily Schrader – אמילי שריידר (@emilykschrader) September 20, 2022
"Your Islam denounced her, now you've come to pray over her? Aren't you ashamed of urself? You killed her for 2 strands of hair! … Take your Islam and go." pic.twitter.com/Pzqn92Z2c2
Während unschuldige #Iraner:innen auf den Straßen abgeschlachtet werden, weil sie es wagen, gegen das Unterdrücker-Regime zu protestieren, reist der iranische "Schlächter von Teheran"-Präsident und Konsorten entspannt in der Business Class zur #UNGA nach New York.
— Israel in Österreich🇮🇱🇦🇹 (@IsraelinAustria) September 21, 2022
Prioritäten! pic.twitter.com/Nl634aqgTA
Iranian lethal drone sales to Russia for use in EU candidate country Ukraine; the list goes on. So much engagement, but such little impact. It's time for them to reflect on this approach. 2/2
— Jason Brodsky (@JasonMBrodsky) September 20, 2022
Did @EmmanuelMacron raise with #Iran President #Raisi his outrageous Holocaust-denying remarks and support for beating women?@francediplo_EN @franceonu @franceenisrael @Le_CRIF https://t.co/n8QVI2Zr7x
— Arsen Ostrovsky (@Ostrov_A) September 20, 2022
„Am Rande“ der UN-Assembly spricht Baerbock erst 4 Tage nach Mahsa Aminis Tod,sie greift das Regime mit keinem Wort direkt an, und sagt, Mahsa Aminis Tod illustriere die Lage der Frauen auf „furchtbar tragische Weise“.
— Gilda Sahebi (@GildaSahebi) September 20, 2022
Nein, dieses Statement ist tragisch. https://t.co/9x8yBjhLmE
The brave people of Mazandaran, my birthplace dancing for the freedom they deserve.
— Masih Alinejad 🏳️ (@AlinejadMasih) September 20, 2022
I am crying by watching women burning their headscarves.#Mahsa_Amin got killed because of this headscarf but she became a turning point for Iranian women and a tipping point for the regime. pic.twitter.com/vnDsYCjHBR
This is quite the video from the protests in #Iran. #Mahsa_Amini pic.twitter.com/XEtUEzqPPu
— Jason Brodsky (@JasonMBrodsky) September 20, 2022
A young woman without a headscarf is pictured on the frontline of nationwide protests in Iran sparked by the death of #MahsaAmini, 22, following her arrest by morality police over "improper hijab".#مهسا_امینی pic.twitter.com/duSusm5bL8
— Shayan Sardarizadeh (@Shayan86) September 20, 2022
So sieht 43 Jahre angestaute Wut aus.
— Gilda Sahebi (@GildaSahebi) September 20, 2022
Die Menschen rufen „bisharaf“ („Ehrloser“) und stürmen alle auf einmal auf den Polizisten los und treten ihn, bevor sie wieder auseinander rennen.
Heute in Rascht, einer Stadt im Norden Irans. pic.twitter.com/QDRjhf9gAE
Freedom isn’t free.
— Emily Schrader – אמילי שריידר (@emilykschrader) September 20, 2022
The high price of fighting evil. Prayers for these women. The Iranian regime must fall. #Iran #MahsaAmini pic.twitter.com/eaA8KpUMr0
Solidarität mit allen Menschen im Iran und die die im Exil leben, die für Freihheit, Frauenrechte, Rechte von Homosexuellen und für die Säkularisierung im Iran kämpfen!
— Spreejung 030 (@Spreejung030) September 21, 2022
Nieder mit dem Mullah-Regime!
Nieder mit den Sittenwächtern!
Solidarität mit den Protestierenden im Iran! pic.twitter.com/k9vCnFo3Oi