Die Strategie des iranischen Regimes, die Bevölkerung durch Unterbindung von Berichterstattung zu beruhigen, ist aufgrund der katastrophalen Zustände im Land zum Scheitern verurteilt.
In der Islamischen Republik Iran, in der jeder Atemzug die Menschen ärmer und das Leben teurer macht, ermahnte das Regime in einer ersten Reaktion auf die Aktivierung des Snapback-Mechanismus Journalisten und Autoren, bloß nicht über die Folgen der Sanktionswiedereinführung zu schreiben, obwohl niemand im Land mehr in den Zeitungen etwas über den Snapback lesen muss, um Bescheid zu wissen, denn die Folgen der Sanktionen sind jeden Tag zu spüren.
Wenn man mit einem Dollar-Kurs von 110.000 Toman schlafen geht und mit einem Kurs von 120.000 Toman aufwacht, wozu braucht man dann noch einen Zeitungsartikel über die Inflation? Die ruinierte Wirtschaft ist ein lebendiges Statement, das selbst im Schlaf das iranische Volk nicht loslässt.
Heute können die Iraner nur noch zu den grundlegendsten Dingen greifen, die sie für ihren täglichen Bedarf benötigen. Auf dem Markt berichtete ein Verkäufer mit bitterer Offenheit: »Glauben Sie mir, ich habe diesen Artikel gekauft, als der Dollar bei 60.000 Toman stand.« Dieselbe Ware kostet nun fünfzig Prozent mehr und ist eine unerträgliche Belastung für jene, die sie sich nicht mehr leisten können; ganz zu schweigen vom nächsten Tag und den kommenden Wochen, wenn der Artikel 120.000 Toman und mehr kosten wird.
Selbst verschuldet
Die Machthaber hatten jahrelang die Möglichkeit, sich aus diesem Sumpf zu befreien, versanken aber immer tiefer in diesem. So hatten sie zweiundzwanzig Jahre Zeit, um die Atomverhandlungen zum Erfolg zu führen, doch selbst heute noch geben sie den USA die Schuld für die von ihnen erzeugte Misere. Sie hatten vierundzwanzig Jahre lang Zeit, um die Probleme mit der internationalen Anti-Korruptionseinheit FATF zu klären, doch sie haben den Iran auf der schwarzen Liste belassen. Sie hatten sieben Jahre lang Zeit, um die UN-Konvention gegen Terrorfinanzierung CFT zu ratifizieren, doch stellen erst jetzt Bedingungen, unter denen sie sich eine Ratifizierung vorstellen könnten.
All diese Chancen sind zunichte gemacht worden, weil eine kleine Gruppe religiöser Geistlicher, die mit Diplomatie nicht vertraut und den nationalen Interessen entfremdet sind, das Schicksal einer Nation in ihre Gewalt gebracht haben. Den Preis dafür zahlt die Bevölkerung.
Über Jahre hinweg hat diese Regierung ihr Volk in solch erstickender Stille gehalten, dass es sogar seinen eigenen Schatten fürchtet. Sie droht und gibt Warnungen heraus, die aber ebenso wie ihre Politik hohl sind. Drohungen gegenüber Journalisten, Drohungen gegenüber Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben. Heutzutage weiß jeder, dass die Machtdemonstration der Mullahs nichts weiter als eine Illusion ist: Dieselben Männer, die früher mit ihren Kommandanten und Generälen prahlten und die Welt bedrohten, sahen ihre ganze leere Pracht in der ersten halben Stunde des zwölf Tage dauernden Kriegs Israels gegen den Iran im vergangenen Juni zusammenbrechen.
Geradewegs in den Abgrund
Die bittere Ironie dabei ist: Der Snapback der UN-Sanktionen ist noch nicht einmal vollständig aktiviert, doch die iranische Wirtschaft ist bereits dermaßen zusammengebrochen, dass jeder Tag ein neuer Schlag für die Bevölkerung bedeutet. Hier sind Sanktionen kein juristischer Begriff mehr, sondern eine reale Erfahrung: Sie zeigen sich im leeren Kühlschrank, in einer Miete, die jeden Monat unerschwinglicher wird, oder im Preis für Brot, das bald zu einem Luxusartikel werden könnte. Im Iran besteht der Snapback aus Inflation, Arbeitslosigkeit, Zwangsmigration und Verzweiflung.
Während das vom Regime gesteuerte Land immer schneller in den Abgrund rast und die Wahrscheinlichkeit eines neuen Kriegs wächst, suchen die Mullahs immer noch nach einem übernatürlichen Retter, beten zu Gott und warten auf die Rückkehr des verborgenen Imam, einer schiitischen Messias-Figur. Aber die Bevölkerung setzt ihre Hoffnungen nicht mehr auf irgendwelche Träume; sie kämpft in der Arena des realen Lebens – mit Sanktionen, einer zusammenbrechenden Währung und leeren Kühlschränken.
Und was tun die Herrschenden? Die Regierung versucht, durch Drohungen gegen Journalisten Schweigen zu kaufen und ist so zum Darsteller ihres eigenen Untergangs geworden, insofern jede ihrer Reden, Versprechen und Erklärungen nur ein Geständnis der Katastrophe darstellt, die sie selbst verursacht hat. Es besteht keine Notwendigkeit mehr, Artikel zu schreiben, weil das Leid der Bevölkerung selbst der Artikel ist. Aber die Herrscher sollten wissen: Der Abzug, den sie jeden






