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Iran intensiviert Waffenschmuggel nach und durch Jordanien

Ein verlassener jordanischer Wachturm an der Grenze zu Israel
Ein verlassener jordanischer Wachturm an der Grenze zu Israel (Quelle: JNS)

Der Waffenhandel ist seit Januar besonders problematisch geworden, da die Islamische Republik Iran versucht, die haschemitische Monarchie zu untergraben, warnen Beobachter. 

Yaakov Lappin 

In jüngster Zeit haben beunruhigende Entwicklungen an der jordanisch-israelischen Grenze zu Sicherheitsbedenken geführt und gleichzeitig an die Versuche islamistischer Kräfte erinnert, das Westjordanland über das haschemitische Königreich zu destabilisieren.

Vergangenes Wochenende gelang es dem jordanischen Terroristen Maher Dhiab Hussein aus Udhruh, die jordanischen Sicherheitskontrollen am Grenzübergang auf der Allenby-Brücke zu passieren. Beim Verlassen seines Lastwagens am Kontrollterminal auf der israelischen Seite eröffnete Hussein das Feuer und tötete drei israelische Wachleute, bevor er von israelischen Sicherheitsbeamten erschossen werden konnte. Der Anschlag warf die Frage auf, inwieweit Jordanien in der Lage ist, seine Seite des Grenzübergangs zu überwachen.

Am Montag gelang der israelischen Polizei am südlichen Rabin-Grenzübergang ein bedeutender Fahndungserfolg: Sie entdeckte 74 Glock-Handfeuerwaffen und 61 Munitionsmagazine, die in einem Fahrzeug versteckt waren. Die zwei Verdächtigen, israelische Beduinen aus Bir Hadaj und dem Gebiet Yeruham, wurden festgenommen. Die Waffen waren wahrscheinlich für kriminelle oder terroristische Zwecke in Israel bestimmt, so die Polizei.

Die israelische Polizei führt derzeit eine Operation namens »Notbremse« durch, um gegen den Waffenschmuggel aus Jordanien vorzugehen. Diese Aktionen sind ein wesentlicher Bestandteil, um zu verhindern, dass Waffen an Terroristen und Kriminelle im Westjordanland gelangen.

Iranische Destabilisierung Jordaniens

Der Vizepräsident des Jerusalemer Instituts für Strategie und Sicherheit (JISS) Eran Lerman sagte, der Iran nutze »seine Stützpunkte in Syrien und die Captagon-Netzwerke, um Waffen nach Jordanien und von dort nach Samaria zu schmuggeln. Der Jordan-›Fluss‹ ist nur ein Bach. Sie nutzen auch die Infrastruktur der Muslimbruderschaft in Jordanien, um Terroristen zu mobilisieren.«

Lerman betonte, dass die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) und der Inlandsgeheimdienst Shin Bet sich dieser Bedrohungen sehr wohl bewusst seien und die Situation im Jordantal überwachen, obwohl die israelischen Streitkräfte nicht direkt auf der jordanischen Seite der Grenze eingreifen können. Er fügte hinzu, dass das jordanische Militär und der jordanische Geheimdienst zwar in der Regel effektiv arbeiten, derzeit aber wegen interner Probleme mit »einigen israelischen Positionen« vor großen Herausforderungen stehen könnten. 

Dennoch bleibe die Zusammenarbeit zwischen Israel und Jordanien wegen des langjährigen gemeinsamen Interesses an der Verhinderung von Subversion intakt, erläuterte derAnalyst. »Angesichts der offensichtlichen Entscheidung des Irans, keine direkte Vergeltung für [die Tötung von Hamas-Führer Ismail] Haniyeh zu üben, werden die Reaktivierung der Selbstmordattentate und die Unterwanderung Jordaniens potenziell sehr wichtig – und zwar umso mehr, als die Hamas im Gazastreifen zu Staub zermahlen wird und die Hisbollah im Libanon unter Druck steht, keinen katastrophalen Krieg zu entfachen.«

In einer Ende Juli veröffentlichten Analyse hielt Lerman fest, dass »das iranische Regime seine Bemühungen, die haschemitische Monarchie zu untergraben, intensiviert hat« und hob hervor, dass die Verhaftung iranischer Agenten im heurigen März, die in den Waffenschmuggel an Aktivisten der Muslimbruderschaft in Jordanien verwickelt waren, ein Ausfluss der Kampagne Teherans zur Destabilisierung der Region war: »Für das iranische Regime ist die Destabilisierung Jordaniens ein wichtiger Vorläufer für das strategische Ziel, Judäa und Samaria in ein ›weiteres Gaza‹ zu verwandeln, wie der Oberste Führer Ali Khamenei bereits 2014 andeutete. Die Stabilität des Königreichs (und damit die Notwendigkeit, wirtschaftliche und soziale Spannungen zu verringern) ist ein vitales Interesse sowohl Israels als auch des Westens.«

Aufgeheizte Jugendliche

Der emeritierte Professor an der Abteilung für Nahost- und Islamstudien der Universität Haifa, Amatzia Baram, ist der Ansicht, dass der Iran die Palästinenser im Westjordanland dazu drängt, sich dem Krieg gegen Israel anzuschließen, und zwar mit finanzieller Unterstützung des Irans und der Hamas: »Die Iraner haben die Bewohner von Judäa und Samaria seit dem Tag nach dem Massaker im westlichen Negev ermutigt, sich dem Krieg anzuschließen, aber bis zu den letzten zwei, drei Monaten war das nicht sehr erfolgreich. Das Problem war nicht mangelnde Waffen – die gab es am 7. Oktober schon reichlich –, sondern das mangelnde Verlangen aber jetzt fangen die [palästinensischen] Jugendlichen an, aufgeheizt zu werden«.

Baram zufolge werden iranische und Hamas-Gelder genutzt, um junge Männer zu rekrutieren, die Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden und sich mit dem Gazastreifen identifizieren. Zugleich nutze der Iran nationalistische Angriffe der israelischen »Hügeljugend« zu Propaganda- und Rekrutierungszwecken, um Öl ins Feuer zu gießen. 

»Die Iraner verstehen, dass sie mehr Druck ausüben müssen, damit Israel das Feuer in Gaza einstellt – und genau das wollen sie«, fügte Baram hinzu. Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah setze vom Libanon aus »alles daran, einen Zermürbungskrieg zu führen, aber er und Teheran wollen keinen vollständigen Krieg mit Israel. Die Huthi im Jemen haben die Intensität ihrer Angriffe nach der Bombardierung des Hafens von Hodeidah durch die israelische Luftwaffe am 20. Juli reduziert, und deshalb versuchen die Iraner, Judäa und Samaria aufzuhetzen.« Zwar habe sich der Großteil der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland noch nicht der Gewalt angeschlossen, doch viele Jugendliche hätten es getan bzw. wären gerade dabei.

Baram stellte fest, dass der Waffenschmuggel von Jordanien nach Israel seit Anfang dieses Jahres besonders problematisch geworden sei: »Ich habe die Anfänge vor über einem Jahr gesehen, aber seit Januar ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.« Das Arsenal reicht von Handfeuerwaffen bis hin zu M-16-Gewehren, Magazinen und Teilen, wobei Hunderte von Waffen beschlagnahmt wurden, während das volle Ausmaß dessen, was nicht abgefangen wurde, unbekannt ist.

Zumindest ein Teil dieser Schmuggeloperationen sei mit iranischen Geldern finanziert worden. »Der Waffenschmuggel von Jordanien aus ist ein alteingesessenes und lukratives Geschäft. Die Palästinenser in Judäa und Samaria sowie die israelischen Araber sind ein guter Absatzmarkt, und es wird viel Geld gehandelt.«

Der größte Teil des Schmuggels wird von Beduinen durchgeführt und mag kriminellen Zwecken dienen, aber die Präsenz solcher Waffen in der Region erhöht die Gefahr des Terrorismus erheblich. Der Iran ist bestrebt, Sprengstoff in industriellem Maßstab ins Westjordanland zu schmuggeln, obwohl ihm dies bisher kaum gelungen sei, meint Baram.

Kooperation Israel-Jordanien

In Bezug auf die Fähigkeit der israelischen Sicherheitskräfte, die Bedrohung zu bewältigen, verwies er auf die Bildung der Matilan-Einheit der Grenzpolizei, die mit dem Abfangen von Waffen beauftragt ist. Seit Ende 2022 habe die Einheit rund achthundert Waffen beschlagnahmt. »Auch die Jordantal-Brigade der IDF, die vom nördlichen Toten Meer bis zum See Genezareth im Einsatz ist, ist daran beteiligt. 

Die Menge der Waffen, die durchkam, sei jedoch unbekannt. »Die Jordanier arbeiten eng mit uns zusammen. Die punktgenaue nachrichtendienstliche Zusammenarbeit beruht auf der Kooperation mit Jordanien. Jordanische Patrouillen schießen manchmal auf Schmuggler. Aber dies ist eine lange, größtenteils unversiegelte Grenze«, sagte der Experte abschließend.

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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