Iran: Inflation steigt auf über 50 Prozent

Die Teuerungsrate im Iran steigt, während die Währung verfällt
Die Teuerungsrate im Iran steigt, während die Währung verfällt (© Imago Images / Nur Photo)

In jüngsten Maßnahmen gegen die Teuerung und den Währungsverfall versucht die Regierung von Ebrahim Raisi, Dollar in den Devisenmarkt zu pumpen und Gold an der Börse zu verkaufen.

Trotz staatlicher Maßnahmen wie der Zuführung von Dollars in den Devisenmarkt oder dem Verkauf von Gold an der Börse steigt die Inflation im Iran sprunghaft an und die Währung Rial befindet sich weiterhin im Abwärtstrend. So hat die vom Statistischen Zentrum Irans (SCI) für den vergangenen iranischen Monat, der am 20. Januar endete, gemeldete Inflationsrate die 50-Prozent-Marke überschritten. 

Das SCI bezifferte die zwölf Waren- und Dienstleistungsgruppen einschließende Gesamtinflation auf 51 Prozent. Den höchsten Anstieg verzeichnete das Hotel- und Gaststättengewerbe mit 78,5 Prozent, gefolgt von Nahrungsmitteln mit einer Inflation von über 70 Prozent, wobei der Preisanstieg bei Brot und Getreide, rotem Fleisch, Milchprodukten, Obst usw. berücksichtigt wurde. 

Die Inflation für Speiseöle und -fette lag bei 248 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der größte Teil des Anstiegs ist auf die Streichung von Subventionen für lebenswichtige Güter durch die Regierung zurückzuführen. Die niedrigste Inflation in der Gruppe der Lebensmittel wurde für Tee, Kaffee, Kakao, Erfrischungsgetränke und Fruchtsäfte mit durchschnittlich 32 Prozent gemeldet. 

Medikamente und Gesundheitsdienstleistungen verzeichneten einen Anstieg von 54 Prozent, gefolgt von Preiserhöhungen für Transportmittel und Kleidung mit 46,9 bzw. 45,7 Prozent. Die Zahlen deuten allerdings auf einen etwas langsameren Preisanstieg hin, da die Inflation bei Lebensmitteln in einigen Provinzen in den vergangenen Monaten sogar 100 Prozent erreicht hatte. 

Streichung von Subventionen

Die meisten Preiserhöhungen gab es seit Anfang Mai, als die Regierung die Subventionierung von Lebensmittelimporten abschaffte, um jährlich rund 15 Milliarden Dollar zu sparen. Dieser Schritt löste sofort einen massiven Anstieg der Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Milchprodukte, Speiseöl und Fleisch aus. Obwohl die Regierung wiederholt erklärt hat, ihre Ölexporte nähmen trotz der US-Sanktionen stetig zun verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage weiter, und die angeschlagene iranische Währung hat in den vergangenen Monaten historische Tiefststände erreicht.

Die Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Inflation einzudämmen und den freien Fall des Rial zu kontrollieren. So hat vor etwa einem Monat den Gouverneur der Zentralbank ausgetauscht und immer wieder Dollar auf den Markt geworfen, um die Nachfrage auszugleichen. Allein in dieser Woche pumpte das Regime innerhalb von zwei Tagen 305 Millionen Dollar in den Devisenmarkt, nachdem der Rial auf einen historischen Tiefstand von 450.000,- gegenüber dem US-Dollar gefallen war.

Am Dienstag führte die Regierung ein System fester Wechselkurse für die im Sturzflug befindliche Währung ein, die seit Mitte 2021 mindestens 50 Prozent ihres Wertes verloren hat. Zugleich begann sie mit dem Verkauf von Goldmünzen an der Börse, von denen sie plant, in den nächsten 10 Tagen 450.000 Stück auf den Markt zu werfen, was einer Menge von fast einer Tonne Gold entspricht.

Anfang der Woche billigte das Parlament die Grundzüge des Haushaltsentwurfs für das nächste iranische Jahr, das am 21. März beginnt, ohne dessen unrealistische Annahmen zu berücksichtigen. Das von der Regierung zugegebene Defizit im laufenden Haushalt beläuft sich auf etwa 4.760 Billionen Rial; mehr als zehn Milliarden Dollar. Das tatsächliche Defizit wird aber wahrscheinlich doppelt so hoch sein, berichtigt man die allzu rosigen Schätzungen für Ölverkäufe und Steuereinnahmen durch die Regierung.

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