Der wachsende Bestand an hochangereichertem Kernbrennstoff verstärkt die Besorgnis der USA, dass der Iran dabei ist, ein Atomwaffenprogramm zu starten.
Der Iran hat in den vergangenen Monaten seinen Bestand an nahezu waffenfähigem Uran weiter vergrößert, heißt es in einem vertraulichen Bericht der UN-Atomenergie-Organisation (IAEO) vom Donnerstag, während in Washington die Sorge besteht, dass Teheran immer besser in der Lage ist, in Zukunft eine Atombombe herzustellen.
Der vierteljährliche Bericht über iranische Nukleartätigkeiten ist der erste seit dem Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Masoud Peseschkian, der sich das Ziel gesetzt hat, die Wirtschaft der Islamischen Republik durch Verhandlungen über ein Ende der westlichen Sanktionen zu stärken.
Bereits in den letzten Monaten haben iranische Funktionäre erklärt, das Land habe den größten Teil des für den Bau einer Atomwaffe erforderlichen Wissens erworben, und damit gedroht, dass das Land seine offizielle Haltung, niemals Massenvernichtungswaffen herstellen zu wollen, aufgeben könnte. Anfang August veröffentlichten die US-Geheimdienste eine neue Einschätzung, wonach der Iran Forschungen betreibt, die ihn in eine bessere Position für den Start eines Atomwaffenprogramms versetzen. So soll die Islamische Republik planen, die Test mit Atombombenzündern wiederaufzunehmen.
Der jüngste IAEO-Bericht besagt, dass der Iran in den drei Monaten vor dem 17. August seinen Beständen rund 25 Kilogramm hochangereichertes Uran hinzugefügt habe, womit er nun insgesamt ca. 180 Kilogramm besitzt, was knapp unter jener Mindestmenge liegt, die nach Messungen der IAEO für den Bau von vier Atomwaffen benötigt wird.
Nach Angaben amerikanischer Beamten würde es weniger als zwei Wochen dauern, das auf sechzig Prozent angereicherte Uran in waffenfähiges Material von neunzig Prozent umzuwandeln. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass der Iran seine Bestände an auf zwanzig Prozent angereichertem Uran erheblich aufgestockt hat, dessen Umwandlung in waffenfähiges Material nur wenige Wochen dauern würde. Einigen Experten zufolge könnte der Iran bald genügend angereichertes Uran produzieren, um in zwei Monaten neun Atombomben herzustellen.
Ausweitung der Aktivitäten
Auf der Sitzung des IAEO-Gremiums im Juni haben westliche Länder Teheran wegen dessen Nukleartätigkeit und der mangelnden Zusammenarbeit mit der UNO-Behörde formell gerügt; ein Schritt, der das iranische Atomprogramm schließlich vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringen könnte. Daraufhin erklärte der Iran, dass er in seinen Nuklearanlagen Hunderte von neuen Zentrifugen aufstellen werde, die angereichertes Uran auf einen höheren Reinheitsgrad schleudern.
Aus dem Bericht vom Donnerstag geht hervor, dass diese Arbeiten bereits begonnen haben, unter anderem in der stark befestigten unterirdischen Anlage in Fordo, wo acht Kaskaden fortschrittlicherer Zentrifugen installiert sind, was mehr als 1.300 Maschinen entspricht.
In einem separaten Bericht erklärte die IAEO, Teheran kooperiere immer noch nicht bei der Untersuchung über nicht deklariertes Nuklearmaterial, das in den Atomanlagen entdeckt worden war. Die IAEO erklärte außerdem, Teheran habe keine Anzeichen dafür gezeigt, seine Entscheidung, einigen IAEO-Inspektoren den Zugang zum Land zu verweigern, rückgängig zu machen oder den Zugang zu Nuklearanlagen zu erleichtern.
Westliche Beamte erklärten jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass das Gremium auf seiner nächsten Sitzung im September neue Maßnahmen gegen Teheran ergreifen werde, da vor Kurzem eine neue Regierung an die Macht gekommen ist. Mahmoud Peseschkian lud IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi zu seiner Amtseinführung ein, an der Grossi aber nicht teilnahm. Die beiden haben seither Briefe ausgetauscht, und in seinem Bericht vom Donnerstag erklärte Grossi, er hoffe, dass diesen Kontakten »ein baldiger Besuch im Iran und die Aufnahme eines fließenden, konstruktiven Dialogs folgen werden, der rasch zu konkreten Ergebnissen führt«.