Medien kritisieren Präsident Rohani dafür, während der Newroz-Feiertage Urlaubsreisen erlaubt zu haben, was zu einem starken Anstieg der Corona-Fälle geführt hat.
Rudaw
Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle im Iran überschritt am Donnerstag die Zwei-Millionen-Marke. Zugleich markierte die Zahl der tägliche Neuinfektionen einen neuen Rekordwert. Ein Beamter des Gesundheitsministeriums warnte vor einem „kometenhaften“ Anstieg warnte, während einige Gesundheitsexperten eine Abriegelung der Hauptstadt Teheran forderten, um die vierte Covid-19-Welle des Landes einzudämmen.
Die Behörden haben den jüngsten Anstieg auf Reisen der Bevölkerung während der Newroz-Feiertage im letzten Monat zurückgeführt. In den vergangenen 24 Stunden wurden im Land offiziell 22.586 neue Infektionsfälle registriert und damit ein neuer Höchststand erreicht, sagte die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Sima Sadat Lari, was einen Anstieg von mehr als 1.600 Fällen gegenüber dem vorherigen Rekord bedeutet, der am Vortag aufgestellt worden.
Der Iran verzeichnete außerdem 185 weitere coronabedingte Todesfälle, sagte Lari, was die Gesamtzahl auf 63.884 erhöht. Die täglichen Todesfälle und Infektionen waren im Januar relativ stabil unter der 100- bzw. 7.000-Marke geblieben und legten bis zum starken Anstieg Ende März nur leicht zu.
Die iranische Presse kritisierte am Donnerstag die Regierung von Präsident Hassan Rohani dafür, dass sie angesichts einer erwarteten neuen Welle Urlaubsreisen erlaubt hatte. Die Kritik wurde laut, nachdem ein Spitzenbeamter erklärt hatte, dass einige Mitglieder der nationalen Virus-Taskforce sich einem Reiseverbot vor den Feiertagen widersetzt hätten.
„Einige haben uns daran gehindert, die Neujahrsfeiertage zu nutzen, um das Feuer des Coronavirus zu löschen“, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Iraj Harirchi am Mittwoch. Er beschrieb die Covid-Infektionsrate als „kometenhaft“ und sagte, es sei nun „höchstwahrscheinlich“, dass der Iran 600 Todesfälle pro Tag erleben werde. Einige Beamte, darunter Gesundheitsminister Saeed Namaki, haben zugegeben, dass die tatsächliche Zahl der Erkrankungen wahrscheinlich höher ist als die offiziellen Zahlen. (…)
Der Iran hat es vermieden, einen vollständigen Lockdown über seine 82 Millionen Einwohner zu verhängen, seit die Pandemie vor mehr als einem Jahr begonnen hat. Stattdessen hat das Land auf begrenzte und wechselnde Maßnahmen zurückgegriffen, wie etwa vorübergehende Reiseverbote- oder Geschäftsschließungen. Das Land startete im Februar seine Impfkampagne, diese schreitet aber langsamer voran als die Behörden gehofft hatten.
(Aus dem Artikel „Iran Covid cases hit two million in ‘meteoric’ rise“, der bei Rudaw erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)