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Iran uneinig über Russlands Krieg gegen Ukraine

Irans Präsident Raisi machte im Telefonat mit Präsident Putin den Westen für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. (© imago images/ZUMA Wire)
Irans Präsident Raisi machte im Telefonat mit Präsident Putin den Westen für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. (© imago images/ZUMA Wire)

Der offizielle Iran macht die NATO für den Ukraine-Krieg verantwortlich. Doch im Land werden auch andere Stimmen laut.

Der offizielle Iran mag über den russischen Einmarsch in die Ukraine nicht unbedingt begeistert sein, schiebt die Schuld an der Eskalation aber eindeutig dem Westen in die Schuhe. Laut einem Bericht der den Revolutionsgarden nahestehenden Nachrichtenagentur Fars News hat Irans Präsident Ibrahim Raisi in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen am Freitag betont, dass »die Osterweiterung der NATO die Wurzel der Spannungen« sei. Das westliche Militärbündnis stelle eine »ernste Bedrohung der Stabilität und Sicherheit unabhängiger Staaten in verschiedenen Regionen der Welt« dar.

Wladimir Putin habe geantwortet, die Vorgänge in der Ukraine seien die »legitime Antwort« auf jahrzehntelang andauernde Verstöße des Westens gegen einst gegebene Sicherheitsgarantien und auf die Bedrohung der Sicherheit Russlands.

Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian brachte die offizielle iranische Sichtweise in einem auch in englischer Sprache geposteten Tweet auf den Punkt: »Die Ukraine-Krise wurzelt in NATO-Provokationen.« Wie Nasrin Bassiri für die Webseite Iran Journal berichtet, war dies auch der Tenor der Freitagspredigten, deren Themen meist zentral von Teheran vorgegeben werden: Die USA seien schuld daran, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist.

Allerdings weist Bassiri darauf hin, dass abseits des offiziellen Irans durchaus andere Einschätzungen des russischen Ukraine-Krieges zu vernehmen sind. So beklagte ein dem Reformlager zuzurechnender Analyst, dass die im Iran vorherrschende antiwestliche Ideologie »von Feindschaft, von Krieg zwischen Osten und Westen abhängt«. Der Iran sei »so tief gesunken, dass wir dafür beten, dass Russland die Ukraine angreift, China sich mit den USA um Taiwan streitet oder die EU in eine Krise kommt. Kurz gesagt: Dass die ganze Welt im Elend versinkt, damit wir davon profitieren.«

Ein ehemaliger iranischer Parlamentarier kritisierte das Staatsfernsehen, das nur den Standpunkt der russischen Regierung wiedergebe und sich anhöre, »als wäre der Iran eine Kolonie Russlands«.

Und der Wirtschaftsprofessor Shahram Fattahi widersprach gegenüber einer iranischen Nachrichtenagentur der offiziellen Haltung, wonach die NATO am Ukraine-Krieg schuld sei, indem er darauf verwies, dass die NATO keine Truppen in die Ukraine schicke und eigene Bürger aus dem Land evakuiert hätte, »um eine militärische Konfrontation mit Russland zu vermeiden«. Der Westen habe kein Interesse an einem Krieg mit Russland. Der Iran solle Russlands Aggression nicht unterstützen – jeder wisse doch, »dass Russland nie ein strategischer Verbündeter für uns war«.

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