Das religiöse Edikt fordert Muslime dazu auf, den US-Präsidenten Donald Trump als Feind Allahs zu betrachten, sollten die USA den iranischen Obersten Führer Ali Khamenei etwas antun.
Joshua Marks
Nach den US-Angriffen auf wichtige iranische Nuklearanlagen am 21. Juni hat ein prominenter iranischer Geistlicher eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten, erlassen, die von einigen als Aufruf zur Ermordung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump interpretiert wird.
Die Nationale Union für Demokratie im Iran (NUDI), eine gemeinnützige Organisation, die sich für säkulare Demokratie und Menschenrechte im Iran einsetzt, übersetzte das Edikt, das vom schiitischen Großayatollah Naser Makarem Shirazi erlassen worden war. Die mit 28. Juni datierte und einen Tag später von den staatlichen Medien der Islamischen Republik veröffentlichte Fatwa war eine Antwort auf eine formelle religiöse Anfrage (Estefta), die ebenfalls von der NUDI veröffentlicht wurde.
In der Estefta heißt es:
»In den letzten Tagen haben US-Präsident [Donald Trump] und die Führer des zionistischen Regimes gedroht, den Obersten Führer [Ayatollah Ali Khamenei] und andere religiöse Führer zu ermorden. Wir bitten Sie eindringlich, zu erklären, wie das religiöse Edikt [und die erforderliche Reaktion] für die Bedrohung des religiösen Führers und Oberhaupts der islamischen Gesellschaft lautet. Allah bewahre, dass eine solche Tat von der amerikanischen Regierung oder jemand anderem ausgeführt wird, aber welche Verantwortung hätte dann jeder Muslim auf der ganzen Welt?«
Als Antwort darauf erklärte die Fatwa Trump zum »Mohareb«, zum Feind Allahs, und führte aus:
»Es ist die Pflicht aller Muslime auf der ganzen Welt, die Feinde ihre Worte und ihre Missetaten bereuen zu lassen. Wenn ihnen Schaden oder Not widerfährt, werden sie als Mojaeh [Krieger] auf dem Weg Allahs belohnt werden, so Allah will.«
In seiner Medienmitteilung bezeichnete NUDI diese Passage als ausdrücklichen Aufruf an Muslime, Trump zu ermorden und verwies dabei auf die Koran-Sure Al-Ma’idah, Ayat (5:33), in der die Bestrafung für die Feinde Allahs festgelegt ist:
»Die Strafe für diejenigen, die Krieg gegen Allah und Seinen Gesandten führen und Verderbnis auf der Erde verbreiten, ist der Tod, das Kreuzigen, das Abhacken ihrer Hände und Füße auf gegenüberliegenden Seiten oder die Verbannung aus dem Land. Diese [Strafe] soll eine Schande für sie in dieser Welt sein, und sie werden im Jenseits eine gewaltige Strafe erleiden.«
Der Hinweis verwies auch auf Artikel 279 des islamischen Strafgesetzbuchs des Irans, der besagt, dass das Vergehen der Moharebeh mit dem Tod bestraft wird – eine Anklage, die häufig gegen politische Dissidenten erhoben wird.
NUDI wies ferner darauf hin, dass diese Fatwa dem Edikt von 1989 gegen Salman Rushdie ähnelt, das vom ersten Obersten Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ruhollah Khomeini, als Reaktion auf Rushdies Roman Die satanischen Verse erlassen wurde. Diese Fatwa ist nach wie vor in Kraft. Am 12. August 2022 wurde Rushdie während einer Lesung in New York mehrfach niedergestochen, wodurch er ein Auge verlor und schwere Verletzungen erlitt; Hadi Matar wurde später wegen versuchten Mordes für den Angriff verurteilt.
Iranische Drohungen
US-Außenminister Marco Rubio verurteilte am Samstag scharf die nach den US-Angriffen auf die Atomanlagen in Isfahan, Natanz und Fordo in der vergangenen Woche erhobene Forderungen der Islamischen Republik nach der Verfolgung Rafael Grossis, des Generaldirektors der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO): »Die Forderungen im Iran nach der Verhaftung und Hinrichtung von IAEO-Generaldirektor Grossi sind inakzeptabel und müssen verurteilt werden. Wir unterstützen die wichtigen Überprüfungs- und Überwachungsbemühungen der IAEO im Iran und würdigen den Generaldirektor und die IAEO für ihr Engagement und ihre Professionalität. Wir fordern den Iran auf, für die Sicherheit des IAEO-Personals zu sorgen.«
Der ehemaliger Brigadegeneral der Islamischen Revolutionsgarde, Chefunterhändler in Atomfragen und Sprecher des Parlaments, Ali Larijani, der aktuell Mitglied des Schlichtungsrats und des Obersten Rats der Kulturrevolution ist, schrieb letzte Woche auf X: »Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir mit Grossi abrechnen.«
Auch der israelische Außenminister Gideon Saar verurteilte die Drohungen gegen Grossi und erklärte, dass dieser Vorgang unglaublich wäre, wüsste man nicht, dass »es um den Iran geht. Jetzt drohen sie offen dem Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation. Ein Mafia-Staat!«
In einem Artikel der in Teheran ansässigen, islamistischen Revolutionszeitung Kayhan hieß es noch im April, Trump habe »einen großen Fehler begangen« und »ein paar Kugeln werden in seinen leeren Kopf geschossen werden«, als Rache für die Genehmigung des Drohnenangriffs 2020, bei dem der General der Auslandseinheit der Islamischen Revolutionsgarde, Qassem Soleimani, während Trumps erster Amtszeit in Bagdad getötet worden war.
Laut Fox News Digital wurde der Artikel wenige Tage nach Trumps Ankündigung, Angriffe auf den Iran zu starten, sollte das Regime sein Atomwaffenprogramm nicht beenden und keine Verhandlungen über ein neues Abkommen aufnehmen, veröffentlicht. Trump erklärte damals: »Wenn sie kein Abkommen schließen, wird es Bombenangriffe geben. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ich, wenn sie kein Abkommen schließen, wie vor vier Jahren zusätzliche Zölle gegen sie verhängen werde.«
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)
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— Potkin Azarmehr (@potkazar) June 30, 2025