Erweiterte Suche

Beziehungen zum Iran: Folgt Jordanien dem saudischen Vorbild?

Berichten zufolge plant Jordanien eine Normalisierung seiner Beziehungen zum Iran
Berichten zufolge plant Jordanien eine Normalisierung seiner Beziehungen zum Iran(© Imago Images / agefotostock)

Das erst kürzlich geschlossene Abkommen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran bringt eine befürchtete Dynamik in den Nahen Osten. Nun bemüht sich auch Jordanien um Beziehungsnormalisierung mit dem Iran.

Das von China vermittelte Abkommen, das Saudi-Arabien und der Iran am 10. März unterzeichneten und in dem sie sich darauf einigten, ihre Beziehungen nach einer siebenjährigen Unterbrechung zu erneuern, beginnt, bedeutende Veränderungen in der Region nach sich zu ziehen, darunter auch die Erneuerung der Beziehungen zwischen Jordanien und dem Iran, die seit 2016 diplomatisch eingefroren sind. 

Damals zog Jordanien nach der Erstürmung der saudischen Botschaft in Teheran durch regimetreue iranische Demonstranten seinen Botschafter aus der Islamischen Republik zurück, weil diese sich »in die inneren Angelegenheiten der arabischen Länder, insbesondere der Golfstaaten, einmischt«, wie es in der Begründung hieß. Anfang 2019 endete die Amtszeit des bislang letzten iranischen Botschafters in Jordanien, Mojtaba Ferdosipour. Danach weigerte sich Jordanien, einen neuen iranischen Botschafter zu akkreditieren.

In einem Telefongespräch zwischen dem jordanischen Außenminister Ayman Al-Safadi und seinem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian am 20. April dieses Jahres wurde vereinbart, dass die beiden Länder an einer Normalisierung arbeiten und verschiedene Streitpunkte klären wollen, darunter den Drogenhandel durch vom Iran unterstützte Schmuggler über die syrisch-jordanische Grenze.

Seit der Unterzeichnung des Normalisierungsabkommens zwischen Riad und Teheran wird in Jordanien eine öffentliche Debatte über die Auswirkungen dieser Verständigung auf die Beziehungen zwischen Jordanien und dem Iran geführt. Laut einer Analyse des Middle East Media Research Institute (MEMRI) bezeichneten dabei einige Artikel in der jordanischen Presse eine solche Annäherung als in jordanischem Interesse und forderten die Rückkehr der Botschafter. Andere wiederum mahnten zur Vorsicht und riefen dazu auf, die Absichten des Irans zu prüfen, bevor Schritte zur Wiederannäherung unternommen werden.

Saudische Initiative

Nach Angaben der panarabischen Online-Tageszeitung Raialyoum.com wurde die Annäherung zwischen Jordanien und dem Iran vom saudischen Kronprinzen Muhammad bin Salman in Abstimmung mit amerikanischen Kräften initiiert, die grünes Licht für den Schritt gaben. Auch sei diese Frage bei einem Treffen zwischen bin Salman und dem jordanischen König Abdullah am 20. April während dessen letzten Besuchs in Saudi-Arabien besprochen worden.

Nach Einschätzung der in London erscheinenden katarischen Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi plane Jordanien, einen neuen Botschafter in Teheran zu ernennen. Die beiden Länder beabsichtigten, Sicherheitsvereinbarungen »über offene Fragen« zu treffen, vor allem über den Abzug der iranischen Truppen des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) von der syrisch-jordanischen Grenze, die mindestens vierzig Kilometer ins syrische Landesinnere verlegt werden sollen. Darüber hinaus soll es zu einer strengeren Kontrolle der Grenze kommen, um den Drogenhandel von Syrien nach Jordanien zu verhindern.

Telefongespräch der Außenminister

Nach Berichten der offiziellen jordanischen Nachrichtenagentur Petra ging es bei dem Telefongespräch zwischen den beiden Außenministern um die Klärung mehrerer bilateraler Fragen. Dabei habe der jordanische Minister Ayman Al-Safadi betont, Jordanien sei »wie alle arabischen Länder an guten Beziehungen zum Iran interessiert, die auf den Grundsätzen der Nachbarschaft, der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und der Zusammenarbeit beruhen, was für beide Länder und die Region von Vorteil ist«. 

Dem Bericht zufolge kamen die Minister überein, die unter irakischer Vermittlung im Sommer 2022 begonnenen Sicherheitsgespräche zwischen den Ländern voranzutreiben und die zwischen ihnen noch offenen Fragen zu behandeln. So vereinbarten die beiden Minister ein baldiges Treffen »mit dem Ziel, die Beziehungen in einer Weise zu normalisieren, die den Interessen beider Länder dient und zur Beendigung der Krisen und Spannungen in der Region beiträgt«.

Der jordanische Minister begrüßte das Abkommen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien und bezeichnete es als »einen wichtigen Schritt zur Lösung der Spannungen in der Region und zur Stärkung von Sicherheit und Stabilität«. Der iranische Minister betonte seinerseits, der Iran sei »bestrebt, seine Beziehungen zu Jordanien auszubauen« und wisse »die Rolle Ammans in der Region zu schätzen«. 

Die Minister hätten sich gegenseitig die Grüße ihrer Staatsoberhäupter zu Eid Al-Fitr, dem Zuckerfest, das den Fastenmonat Ramadan abschließt, überbracht und auch über die »Palästina-Frage« gesprochen. Medienberichten zufolge fand am 13. April, eine Woche vor dem Telefonat zwischen den Außenministern, in der iranischen Botschaft in Amman ein festliches Iftar, das Abendessen zum Abschluss des täglichen Ramadan-Fastens, statt, an dem jordanische Politiker und Journalisten teilnahmen.

Veranstaltungen dieser Art gab es auch in den vergangenen Jahren. Laut Raialyoum.com kann Ali Asghar Nasseri, iranischer Geschäftsträger in Jordanien und Organisator des Iftars, seit der Unterzeichnung des saudisch-iranischen Abkommens »mit größerer Freiheit und weniger Einschränkungen« in Jordanien agieren.

Nicht ohne Israelhass

Wie die iranische Nachrichtenagentur ISNA berichtete, würdigte Irans Außenminister Abdollahian die Bemühungen Jordaniens um die Unterstützung des palästinensischen Volks und der heiligen Stätten in Jerusalem und sagte, der »zionistische Apartheidstaat« sei »die größte Bedrohung für die Region und die islamische Umma [Nation]«. Er betonte auch die Notwendigkeit der islamischen Einheit und der vollen Verwirklichung der Rechte der Palästinenser, während er erklärte, »die Hände der Zionisten, die nach Al-Aqsa greifen, müssen abgehackt werden«. 

Laut ISNA äußerte der jordanische Minister die Bereitschaft seines Landes, das Verhältnis zu Teheran zu normalisieren, da »der Iran ein wichtiges Land in der Region ist und wir dem Ausbau der Beziehungen zu ihm große Bedeutung beimessen«.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!