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Der Iran droht, sucht vor allem aber nach Antworten

Angesichts der iranischen Drohungen schicken die USA die Trägergruppe rund um die USS Abraham Lincoln in die Region. (© imago images/ZUMA Press Wire)
Angesichts der iranischen Drohungen schicken die USA die Trägergruppe rund um die USS Abraham Lincoln in die Region. (© imago images/ZUMA Press Wire)

Die USA verstärken in Erwartung eines iranischen Angriffs ihre Präsenz in der Region. In Teheran sucht man nach Antworten auf das eklatante Sicherheitsversagen bei der Tötung von Hamas-Chef Ismail Haniyeh.

Joshua Marks

General Erik Kurilla, Befehlshaber des US-Zentralkommandos (CENTCOM), traf am Samstag im Nahen Osten ein, wo die Spannungen immens sind, da sich Israel auf einen bevorstehenden Angriff des Irans und seiner terroristischen Handlanger vorbereitet.

Die Reise des Generals, der für die amerikanischen Streitkräfte in der Region zuständig ist, war bereits vorher geplant gewesen, wird sich angesichts der Ankündigung Teherans, Vergeltung für die gezielte Tötung des Hamas-Terroristenführers Ismail Haniyeh am 31. Juli auf iranischem Boden zu üben, nun allerdings auf den Aufbau eines multilateralen Verteidigungsbündnisses konzentrieren, ähnlich dem, das Mitte April den Großteil der mehr als 300 Raketen und Sprengstoffdrohnen abwehrte, die der Iran auf den jüdischen Staat abfeuerte.

Unabhängig von den iranischen Ankündigungen hat die Hisbollah, Irans libanesischer Terrorstellvertreter, Rache für die gezielte Tötung ihres hochrangigen Mitglieds Fuad Shukr am 30. Juli in Beirut geschworen. Israel hat die Verantwortung für die Tötung von Shukr übernommen, nachdem die Hisbollah am 27. Juli zwölf Kinder auf einem Fußballplatz in der drusischen Stadt Majdal Shams am Golan ermordet hatte. Zu dem Anschlag auf Haniyeh hat Jerusalem sich nicht geäußert.

General Kurilla wird voraussichtlich mehrere Golfstaaten, Jordanien und Israel besuchen. Amman ist ein wichtiger Zwischenstopp, da König Abdullah II. während des Angriffs vom 13. April eine zentrale Rolle spielte.

Der jordanische Außenminister Ayman al-Safadi wird am Sonntag Teheran besuchen, um die eskalierende Situation im Nahen Osten nach der Ermordung Haniyehs zu besprechen, berichtet die katarische Zeitung Al-Arabi Al-Jadid.

USA verstärken Verteidigungsposition in der Region

Unterdessen teilte das Pentagon am Freitag mit, dass die USA ihre Verteidigungsbereitschaft im Nahen Osten verstärken, um sich auf einen erwarteten Angriff des Irans und seiner Terrorhandlanger im Libanon, in Syrien, im Irak und im Jemen gegen Israel vorzubereiten.

Verteidigungsminister Lloyd Austin »hat Anpassungen der US-Stellungen angeordnet, um den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu verstärken und sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sind«, so die stellvertretende Pressesprecherin Sabrina Singh in einer Erklärung des Pentagon.

Austin beauftragte die Trägerkampfgruppe USS Abraham Lincoln, die Trägerkampfgruppe USS Theodore Roosevelt zu ersetzen. Darüber hinaus werden Zerstörer und Kreuzer, die zur Abwehr ballistischer Raketen fähig sind, in das östliche Mittelmeer und den Nahen Osten entsandt. »Der Minister hat auch die Entsendung eines zusätzlichen Jagdgeschwaders in den Nahen Osten angeordnet, um unsere Fähigkeit zur Luftverteidigung zu stärken«, sagte Singh.

CENTCOM-Kräfte zerstören Huthi-Rakete und Raketenwerfer

Das US-Zentralkommando meldete am Samstag, dass seine Streitkräfte eine Rakete und eine Abschussrampe der jemenitischen Stellvertreter Irans, der Huthis, in einem von der Terrorgruppe kontrollierten Gebiet im Jemen zerstört hätten.

»Es wurde festgestellt, dass diese Waffen eine unmittelbare Bedrohung für die Streitkräfte der USA und der Koalition sowie für Handelsschiffe in der Region darstellen. Die Maßnahmen wurden ergriffen, um die Freiheit der Schifffahrt zu schützen und die internationalen Gewässer sicherer zu machen«, so CENTCOM.

Iran plant größeren Angriff

Die Huthis könnten sich dem iranischen Angriff zusammen mit Teherans anderen regionalen Terror-Vertretern anschließen. US-Beamte erwarten einen Angriff, der »möglicherweiseein größeres Ausmaß hat« als jener im vergangenen April. Drei US-amerikanische und israelische Offizielle, die mit dem Axios-Reporter Barak Ravid sprachen, sagten, sie erwarteten, dass der Iran Israel bereits am Montag angreifen werde.

Wie die New York Times am 31. Juli berichtete, hat der Oberste Führer des Iran, Ali Khamenei, nach der Tötung von Haniyeh in Teheran einen direkten Angriff auf Israel angeordnet. Iranische Vertreter sagten, dass Drohnen und Raketen auf »militärische Ziele in der Nähe von Tel Aviv und Haifa abzielen, aber darauf achten würden, keine zivilen Ziele anzugreifen«, berichtete die Times.

Teheran erklärte jedoch am Samstag auch, es erwarte, dass die Hisbollah ihren Aktionsradius über militärische Ziele hinaus erweitern werde. »Wir erwarten, dass die Hisbollah mehr Ziele auswählt und in ihrer Antwort tiefer zuschlägt«, sagte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen, die von der offiziellen Nachrichtenagentur IRNA zitiert wurde. Die Hisbollah werde sich in ihrer »Antwort nicht auf militärische Ziele beschränken«.

Bericht: Mossad heuerte iranische Agenten an, um Haniyeh zu töten

Der israelische Geheimdienst Mossad habe iranische Agenten angeheuert, um Sprengsätze in dem Zimmer anzubringen, in dem sich Haniyeh anlässlich der Amtseinführung von Präsident Masoud Pezeshkian in Teheran aufhielt, so iranische Quellen gegenüber der britischen Zeitung The Daily Telegraph.

Dem Bericht zufolge sei ursprünglich geplant gewesen, Haniyeh im Mai zu töten, als er Teheran anlässlich der Beerdigung des iranischen Präsidenten Ibraham Raisi und des Außenministers Hossein Amirabdollahian besuchte, die am 19. Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen waren. Dieser Plan sei jedoch verschoben worden, nachdem sich eine große Menschenmenge in dem Gebäude versammelt hatte, in dem Haniyeh untergebracht war. Stattdessen habe  der Mossad zwei iranische Agenten angeheuert, die Sprengstoff in drei Zimmern anbrachten, in denen Haniyeh in einem Gästehaus der Revolutionsgarden im Norden der Hauptstadt erwartet worden sei, so der Bericht.

Die Agenten, die beim Betreten und Verlassen des Zimmers auf Video aufgenommen worden seien, wären sofort aus dem Land geflohen, hätten aber eine Quelle im Iran zurückgelassen, so der Telegraph. Das Regime in Teheran habe Dutzende von Verdächtigen im Zusammenhang mit Haniyehs Tod verhaftet, berichtete die Times am Samstag, darunter hochrangige Geheimdienstler, Militärbeamte und Mitarbeiter des Gästehauses. »Sie sind sich jetzt sicher, dass der Mossad Agenten der Ansar al-Mahdi-Schutzeinheit angeheuert hat«, sagte ein Vertreter der Revolutionsgarden dem Telegraph. Damit bezog er sich auf die Einheit der Garden, die für den Schutz hochrangiger Beamter zuständig ist.

Ein zweiter IRGC-Vertreter sagte dem Telegraph: »Dies ist eine Demütigung für den Iran und eine große Sicherheitslücke«. »Die Frage, wie das passieren konnte, ist nach wie vor offen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Es muss etwas weiter oben in der Hierarchie geschehen sein, von dem niemand weiß«, sagte der zweite Revolutionsgardist.

Der erste zitierte Gardist fügte hinzu, dass der Befehlshaber der Quds-Truppen, Esmail Ghaani, Personen zur Befragung, Verhaftung und möglichen Hinrichtung vorgeladen habe. »Das Sicherheitsversagen hat alle gedemütigt«, so diese Quelle. »Der Oberste Führer hat alle Kommandeure in den letzten zwei Tagen mehrmals vorgeladen, er will Antworten. Für ihn ist es jetzt wichtiger, die Sicherheitslücke zu schließen, als Rache zu üben«, fügte er hinzu.

(Der Text ist auf Englisch unter dem Titel »CENTCOM chief in Mideast to mobilize against Iranian attack« vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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