„Was passiert mit den Frauen, die sich in den vergangenen Monaten unter Schlagwörtern wie ‚Mädchen der Revolutionsstraße‘ oder ‚White Wednesday‘ todesmutig gegen den Gottesstaat und das mächtigste Symbol seiner Unterdrückung gestellt haben: Die (Zwangs)Verschleierung? Nur wenige dieser Frauen sind bisher namentlich bekannt. Aber im Netz kursieren hunderte Fotos und Videos von Iranerinnen, die entweder ohne Schleier durch Städte wie Teheran laufen. Oder die es Vida Movahed gleichtun: Die Iranerin war Ende Dezember auf der Engelhab Street, der Revolutionsstraße, auf einen Stromkasten geklettert und hatte ihr Kopftuch an einem Stock geschwenkt, wie eine Friedensflagge.
Shaparak Shajarizadeh ist eine dieser Frauen. Sie hatte im Januar via Videobotschaft im Netz zu Solidarität mit Vida Movahed und zum Protest gegen die Zwangsverschleierung aufgerufen. Und sie ist eine der Stimmen aus dem Iran, die es gewagt haben, sich in der aktuellen EMMA zu Wort zu melden. Und auch ihr Gesicht zu zeigen. „Ich wünsche mir, dass der Hidschab kein Zwang mehr ist. Ich möchte, dass die Festnahme von Frauen, dass die Gewalt gegen uns endlich ein Ende hat!“, sagt sie in der aktuellen EMMA. In diesen Tagen wurde die 43-Jährige zum zweiten Mal verhaftet, zusammen mit ihrem kleinen Sohn. Das Kind ist inzwischen wieder frei. Welche Strafe Shaparak droht, ist unklar. Sie ist in Hungerstreit getreten, wie auch schon bei ihrer ersten Verhaftung im Februar.
Auch eine weitere Iranerin, die sich in EMMA zu Wort gemeldet hat, ist verurteilt worden: Leila. Die 35-Jährige hatte sich im Frühjahr ebenso mit wehenden Haaren auf einen Stromkasten gestellt. Sie lebt als alleinerziehende Mutter in Teheran. ‚Die Männer denken, nur weil ich alleine bin, können sie mich einfach nehmen‘, erzählt sie. ‚Im Iran geht es vielen Frauen wie mir: Sie sind depressiv und hoffnungslos.‘ Leila drohen 91 Tage Gefängnis – und 80 Peitschenhiebe. 80 Peitschenhiebe, das kommt der Todesstrafe gleich.“ (Alexandra Eul: „Iranerinnen: Lasst uns endlich in Frieden!“)