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Iran: Ein Attentat mit großer Bedeutung

Begräbnis des Revolutionsgardisten Hassan Sayad Khodayari im Iran. (© imago images/Pacific Press Agency)
Begräbnis des Revolutionsgardisten Hassan Sayad Khodayari im Iran. (© imago images/Pacific Press Agency)

Die Tötung eines Revolutionsgardisten in Teheran markiert einen Kurswechsel im israelischen Schattenkrieg gegen das iranische Regime.

Die Tötung von Hassan Sayad Khodayari in Teheran am vorigen Sonntag hat Erinnerungen an frühere Attentate im Iran wachgerufen, für die allgemein Israel verantwortlich gemacht wird. Tatsächlich erinnert die Vorgehensweise der Täter etwa an die Ermordung des iranischen Atomwissenschaftlers Madschid Schahriari am 29. November 2010 und den am selben Tag gescheiterten Mordversuch am späteren Leiter des iranischen Atomprogramms Fereidun Abbassi. In all diesen Fällen wurden die Anschläge von Motorrädern aus unternommen, mit denen die Attentäter anschließend fliehen konnten.

Der erneute Mordanschlag in der iranischen Hauptstadt ist in erster Linie eine schwere Blamage für den Sicherheitsapparat des iranischen Regimes, stellt er doch ein weiteres Mal unter Beweis, dass er partout nicht in der Lage ist, Attentate und Sabotageaktionen mutmaßlicher ausländischer Geheimdienste tief im Landesinneren und in teils schwer bewachten Einrichtungen zu verhindern.

Der absolute Tiefpunkt in dieser Hinsicht war, dass es dem israelischen Mossad im Januar 2018 gelang, zigtausende Seiten an Dokumenten und Dateien aus einem geheimen Nukleararchiv in einem Lagerhaus in Teheran zu entwenden und nach Israel zu bringen. Die Unterlagen belegten schwarz auf weiß, was das iranische Regime stets bestritten hatte: dass es jahrelang ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen unterhalten und dieses im Jahr 2003 nicht etwa eingestellt, sondern bloß in einen »offenen« und einen »verdeckten« Teil aufgeteilt und auf diesem Wege weitergeführt hatte.

Kurswechsel

Doch bei aller scheinbaren Kontinuität sollte die besondere Bedeutung nicht übersehen werden, die der Tötung von Khodayari am vergangenen Wochenende zukommt. Bislang wurde Israel im Schattenkrieg gegen das iranische Regime vor allem an zwei Fronten aktiv: mit zahlreichen Luftschlägen gegen Ziele im Kriegsland Syrien, mit denen Israel versucht, ein Festsetzen iranischer Kräfte im Land und die Weitergabe fortgeschrittener Waffen an den iranischen Handlanger Hisbollah im Libanon zu verhindern, und eben mit Attentaten und Sabotageaktionen im Iran.

Doch wie Yossi Melman in der israelischen Zeitung Haaretz hervorhebt, zielten bis auf eine alle diese Aktionen auf das iranische Atomprogramm und auf Personen, die dabei bedeutende Rollen spielten. (Die eine Ausnahme war die Tötung eines hochrangigen Al-Qaida-Kaders in Teheran am 7. August 2020, die vermutlich das Ergebnis einer amerikanisch-israelischen Kooperation war und auf amerikanischen Wunsch ausgeführt wurde.)

Mit Khodayari geriet im Gegensatz dazu jemand ins Fadenkreuz, der nichts mit dem iranischen Atomprogramm zu tun hatte, sondern in seiner Funktion in der Quds-Brigade der Revolutionsgarden für die Ausweitung iranischen Einflusses in der Region und die Planung von Terroranschlägen gegen Israelis auf der ganzen Welt verantwortlich war. Zuletzt soll die Vorbereitung eines Attentats auf einen israelischen Geschäftsmann in Istanbul auf sein Konto gegangen sein.

Für Yossi Melman sind die Tötung Khodayaris und der Angriff auf einen Drohnenstützpunkt der Revolutionsgarden Mitte März Zeichen eines »dramatischen Kurswechsels« Israels. Es macht damit deutlich, dass es fähig und auch bereit ist, seinem verdeckten Kampf gegen das iranische Hegemoniestreben in der Region tief in den Iran selbst zu tragen.

Unterdessen reißt auch die Serie von mysteriösen »Unfällen« in Einrichtungen nicht ab, die in Verbindungen mit dem iranischen Atomprogramm stehen. Auf dem Militärkomplex von Parchin sind bei einer Explosion ein Mensch getötet und mehrere andere verletzt worden.

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