Warum Iran 820.000 Dosen Astra-Zeneca zurück nach Polen schickt

AstraZeneca-Dosen, die in den USA produziert wurden, sind im Iran verboten. (© imago images/Martin Wagner)
AstraZeneca-Dosen, die in den USA produziert wurden, sind im Iran verboten. (© imago images/Martin Wagner)

Impfstoff, der vom »Großen Satan« produziert wurde, ist im Iran verboten. Die Infektionszahlen der Omikron-Welle sind dramatisch.

Wie der Rest der Welt hat auch der Iran die Corona-Pandemie noch längst nicht bewältigt; eine Pandemie, hinter der die iranische Führung in immer neuen Verschwörungstheorien den »Großen Satan« ausmacht, den Erzfeind USA. Lange blieb die Regierung untätig und bemühte sich, die sich ausbreitende Krankheit zu leugnen und unternahm keine der scharfen Schritte, die notwendig gewesen wären, um deren Folgen wenigstens so gering wie möglich zu halten.

Das Ergebnis: Im Iran sollen laut offiziellen Angaben bereits über 130.000 Menschen an COVID-19 verstorben und bis zu sechs Millionen daran erkrankt sein. Inoffizielle Schätzungen gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen drei Mal so hoch sein könnten. Und wie andernorts auch, sorgt die Omikron-Welle im Iran für Rekordansteckungszahlen.

Geimpft wurde im Land nicht mit Impfstoffen aus den verderbten westlichen Ländern Großbritannien und den USA, sondern vor allem mit Vakzinen aus Russland und China. Die angekündigten Zahlen an selbst produziertem Impfstoff wurden zwar nie erreicht, aber der Andrang auf diese Impfungen hielt sich ohnedies in Grenzen, weil die Bevölkerung dem iranischen Vakzin schlicht nicht traut.

Insbesondere bei der Booster-Impfung hinkt der Iran hinterher: In Teheran etwa, einer Stadt mit 14 Millionen Einwohnern, haben zwar rund zehn Millionen den Erst- und Zweitstich erhalten, aber nur knapp 200.000 auch die dritte Impfung. Fast die Hälfte der Teheraner soll sich bereits mit Omikron angesteckt haben. Landesweit sollen nur rund 37 Prozent der Menschen geboostert sein.

Obwohl fast das gesamte Land als Risikogebiet gilt, hält ein Großteil der Menschen sich weder an Hygienemaßnahmen, noch trägt er Masken. Die »Sorglosigkeit der Bevölkerung«, über die die österreichische Tageszeitung Der Standard berichtete, stellt das Gesundheitswesen weiterhin auf die Probe, obwohl die Omikron-Variante zu deutlich weniger Hospitalisierungen führt.

Das Regime trägt mit seinen wie üblich von ideologischen Scheuklappen geprägten Entscheidungen nicht gerade zur Entspannung der Pandemielage bei. Gerade eben erst schickte es beispielsweise 820.000 Dosen AstraZeneca-Impfstoff wieder zurück, die von Polen gespendet worden waren. Die Firma ist zwar keine amerikanische, aber beim Auspacken der Spende habe man festgestellt, dass das Vakzin in den USA hergestellt worden sei – und Impfstoffe von dort gelten seit einer entsprechenden Entscheidung der Obersten Geistlichen Führers Ali Khamenei als »verboten« und dürfen daher weder eingeführt noch verimpft werden.

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