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Iran 2025: Entwicklung und Fortschritt im Rückwärtsgang (Eine Analyse)

Unter Irans Oberstem Führer Ali Khamenei gerät das Land immer tiefer in die Krise
Unter Irans Oberstem Führer Ali Khamenei gerät das Land immer tiefer in die Krise (Imago Images / ZUMA Press Wire)

Die »Vision 2025« sollte eigentlich ein Symbol des Fortschritts im Iran sein, tatsächlich sie ist zu einem Modell der Rückständigkeit geworden.

Der Iran sollte laut vollmundigen Erklärungen des Regimes bis zum Jahr 2025 die führende Macht in der Region sein. Doch jetzt, da dieses Jahr erreicht ist, ist das Ergebnis nicht mehr als ein bitterer Witz. Versprechen, die einst mit großer Verve gemacht wurden, scheinen heute nur noch eine lächerliche Erinnerung zu sein. Es gibt keine Anzeichen für eine boomende Wirtschaft oder wissenschaftliche Überlegenheit, sondern einen wirtschaftlichen Zusammenbruch, den freien Fall der Landeswährung, eine explodierende Inflation und eine Regierung, deren Priorität nicht der eigenen Bevölkerung gilt, sondern regionalen Terrorstellvertretern.

Diese Situation erinnert stark an die Kadscharen-Ära (Ende 18. Jhd. bis 1925), eine Zeit, die von Korruption, Inkompetenz und Unterwürfigkeit geprägt war und in der die Menschen in Armut und Verzweiflung lebten. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass in der turkmenischen Kadscharen-Ära ausländische Kolonialmächte die Hauptursache für die Probleme des Landes waren, während im heutigen Iran die Politik eines autochthonen Regimes das Land in den Ruin getrieben hat.

Während die Nachbarländer am Persischen Golf auf dem Weg zu Entwicklung und Wohlstand sind, bleibt der Iran in selbstverschuldeten Krisen verstrickt. Saudi-Arabien diversifiziert seine Wirtschaft mit seinem Plan Vision 2030, und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich zu einer der wirtschaftlich fortschrittlichsten Nationen der Welt entwickelt. Parallel dazu hat der Iran nicht nur keine Fortschritte gemacht, sondern ist weiter zurückgefallen.

Globale Wirtschaftsindikatoren belegen, dass der Iran nicht nur sein Ziel, zur regionalen Wirtschaftsgroßmacht aufzusteigen, klar verfehlt hat, sondern vielmehr mit galoppierender Inflation, wirtschaftlicher Stagnation und Kapitalflucht zu kämpfen hat. Als die »Vision 2025« erstmals verkündet wurde, entsprach ein Dollar 900 Toman, heute liegt er bei über 100.000 Toman. Dadurch ist die Kaufkraft der Menschen auf den niedrigsten Stand gesunken und viele Familien haben Schwierigkeiten,  ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu decken.

Politische Situation nicht besser

Die politische Situation der Islamischen Republik ist nicht besser als die wirtschaftliche. Anstelle der versprochenen »nationalen Einheit« wurde ein Kabinett mit inkompetenten und unqualifizierten Funktionären gebildet, deren einziges Ziel darin besteht, den Status quo aufrechtzuerhalten. In keinem anderen Land bleiben Regierungsbeamte ohne Rechenschaftspflicht an der Macht, wenn die Landeswährung einen derart historischen Zusammenbruch erlebt. Doch im Iran tritt kein Minister zurück, es werden keine Krisensitzungen abgehalten, und niemand übernimmt die Verantwortung für die Probleme.

Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Regierungssitzungen stattfinden. Im Gegenteil, doch sie beschäftigen sich nicht mit den täglichen Problemen der Bevölkerung, sondern mit der Erhöhung von Budgets bestimmter Institutionen, mit der Unterstützung militanter Gruppen in der Region und mit Waffenlieferungen an Stellvertretertruppen.

Die Öffentlichkeit ist erschöpft von der wirtschaftlichen Not, aber ihre Proteste werden mit Repressionen, Drohungen und dem Vorwurf der »Kollaboration mit dem Feind« oder der »Verbreitung von Negativität« beantwortet. Lehrer, Arbeiter, Rentner und arbeitslose Jugendliche erhalten nicht nur keine Unterstützung von der Regierung, sondern werden sogar als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft, wenn sie ihre Beschwerden äußern.

Mittlerweile ist das Budget, das religiösen Seminaren und ideologischen Institutionen zugewiesen wird, um ein Vielfaches höher als das einiger Provinzen, und während die finanzielle Unterstützung für die palästinensischen und libanesischen Terrorgruppen weiter fortgesetzt wird, erwarten die Behörden, dass die eigene Bevölkerung wirtschaftliche Härten im Interesse der »Achse des Widerstands« erträgt. Unter solchen Umständen ist es nur natürlich, dass die soziale Ungleichheit zunimmt und die Kluft zwischen den Klassen größer wird.

Modell der Rückständigkeit

Die »Vision 2025« sollte eigentlich ein Symbol des Fortschritts sein, doch sie ist zu einem Modell der Rückständigkeit geworden. Die Länder der Region betrachten den Iran heute als Beispiel für eine gescheiterte Politik – ein Beweis dafür, wie eine wohlhabende Nation in die Armut getrieben werden kann. Einst sahen afghanische und irakische Migranten den Iran als Ziel für ein besseres Leben, jetzt würden selbst sie lieber woanders hinziehen. Tatsächlich versuchen mittlerweile iranische Arbeiter, wegen der besseren Lebensbedingungen in den Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate auszuwandern.

Anstatt zur führenden Wirtschaftsmacht der Region zu werden, zählt die Islamische Republik heute zu den schwächsten Volkswirtschaften im Nahen Osten. Statt Wohlstand zu genießen, müssen sich die Iraner für Grundlegendes wie Medikamente, Fleisch oder Geflügel in langen Schlangen anstellen. Statt wissenschaftlichen Fortschritts erlebt der Iran eine Abwanderung seiner klügsten Köpfe. Wenn die »Vision 2025« wirklich als Fahrplan für die Zukunft gedacht war, bewegt sich der Iran heute im Rückwärtsgang in die entgegengesetzte Richtung.

Nur noch wenige Menschen glauben an die großen Versprechen des Mullah-Regimes. Die Öffentlichkeit hofft nicht mehr auf Reformen und erwartet auch nichts mehr von dieser Regierung, da sie verstanden hat, dass der aktuelle Weg nicht zu Entwicklung, sondern zu weiterem Niedergang führt. Würden die Kadscharen-Könige heute noch leben, wären sie vielleicht sogar zufrieden mit dem Zustand des Landes, denn er erinnert an ihre eigene Ära – eine Zeit, in der die herrschende Elite die Bevölkerung opferte, um ihre Macht zu erhalten, und das Land in den Ruin trieb.

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