Irakische Frauenbewegung gegen die Legtimierung von Ehrenmorden

Irakische Frauenbewegung gegen die Legtimierung von Ehrenmorden„Hunderte, vermutlich sogar mehr als eintausend Frauen werden im Irak jedes Jahr wegen angeblicher Sittlichkeitsvergehen von Angehörigen patriarchalischer Stämme getötet. Frauen werden unterdrückt und wie Sklavinnen behandelt, die der Auffassung der Stämme zufolge einzig dazu da sind, Haushalts- und Reproduktionsarbeit zu leisten. Sie werden zwangsverheiratet und schulden ihren Männern Gehorsam. Diese legen fest, was die Frauen sagen und tun und wo sie hingehen dürfen, und bestimmen ganz allgemein über ihr Leben. Diese Versklavung der Frauen wird durch islamische Vorstellungen vom sogenannten ‚Ehebruch‘ verstärkt. Ehefrauen gelten als Dienstbotinnen, Werkzeuge für die Reproduktion und Privateigentum, derer sich der Ehemann, das sogenannte Familienoberhaupt, als Besitzer jederzeit entledigen kann.

Die irakische Justizstiftung bemüht sich darum, Ehrenmorde mit Bestimmungen des Strafgesetzbuchs rechtlich zu legitimieren. Dies gestattet es Männern, die Frauen töten, einer Anklage zu entgehen und erlaubt es ihnen, ihr abscheuliches sexistisches Verhalten fortzuführen und weiterhin Frauen zu eliminieren, die sich der Unterdrückung und der patriarchalen Überwachung durch die Stämme widersetzen. Die Frauenbewegung verlangt die Abschaffung von Artikel 409 im Strafgesetzbuch, der Männer deckt, die Ehrenmorde begehen. Doch hat das Justizministerium nichts unternommen, um den Stammespraktiken entgegenzutreten. Sie hat die islamischen Abgeordneten sogar aufgefordert, ein sogenanntes Jaafari-Gesetzes zu verabschieden, das Formen des Missbrauchs von jungen Frauen, älteren Menschen und Mädchen legalisieren würde, die von den in der Moderne angekommenen Teilen der irakischen Gesellschaft nicht mehr toleriert werden.

Es ist an der Zeit, dass der irakische Staat Frauen als vollwertige Bürger anerkannt und ihnen die gleichen Rechte wie Männern garantiert, statt sie als Sklavinnen zu behandeln. Er muss gegen das Recht von Männern, Vätern und Brüdern, ihre weiblichen Angehörigen zu töten, vorgehen. Außerdem sollte der Staat die von der Verfassung verbrieften Rechte seiner Bürgerinnen garantieren. Dass ein Staat Ehrenmorde an Stammesfrauen zulässt und sogar gutheißt, ist eine Schande.

Irakische Frauenbewegung gegen die Legtimierung von Ehrenmorden
OWFI-Büro Bagdad (Quelle: Facebook)

Der Oberste Justizrat muss sofort bekanntgeben, dass er die Antiterrorgesetze anwenden wird, um gegen die Ehrenmorde an Stammesfrauen vorzugehen. Die betroffenen Frauen verbringen ihr ganzes Leben in Sorge um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Familien. In den Stämmen wird nicht die Tötung von Frauen als Schande angesehen. Als Schande gilt es vielmehr, wenn Männer es ihren Frauen gestatten, in Freiheit und Würde zu leben. Es ist dies eine Folge krimineller Strukturen und der Unterentwicklung. Die irakische Organization of Women’s Freedom (OWFI) wendet sich gegen die Komplizenschaft des Staats bei den Ehrenmorden. Die OWFI fordert die sofortige Abschaffung von Artikel 409 des Strafgesetzbuchs. Zudem sollen alle Männer, die Ehrenmorde begehen, nach den Bestimmungen der Antiterrorgesetze zur Rechenschaft gezogen werden. Offenbar wiegt die Wahrung von Stammespraktiken schwerer als das Leben der mehr als eintausend Frauen, die jährlich getötet werden.“ (Aufruf der Organization of Women’s in Iraq, November 16th, 2018: „A Statement of the Organization of Women’s Freedom in Iraq about the Refusal to Kill Women for Reasons Related to Tribal Honor“)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!