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Wird der Irak die Rolle des Raketenkorridors für den Iran spielen?

Der irakische Premierminister Mohammed Al-Sudani bei Iran Oberstem Führer Ayatollah Ali Khamenei
Der irakische Premierminister Mohammed Al-Sudani bei Iran Oberstem Führer Ayatollah Ali Khamenei (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Sollte Teheran Raketen und Drohnen auf Israel abschießen, wird der Irak sie wahrscheinlich nicht abfangen. Das erhöht die Möglichkeit israelischer Gegenangriffe.

Inmitten der sich verschärfenden Spannungen im Nahen Osten findet sich der Irak im Zentrum des sich anbahnenden Konflikts zwischen dem Iran und Israel, wobei die irakische Führung Berichten zufolge uneins ist über die Rolle und Form der Beteiligung des Landes an einer möglichen militärischen Auseinandersetzung.

Einem Bericht der in Großbritannien ansässigen und in saudischem Besitz befindlichen Zeitung Asharq Al-Awsatzufolge ist die Rolle des Iraks als wichtiger »Korridor« für iranische Raketen auf dem Weg nach Israel eine Quelle erheblicher interner Konflikte. Der Iran hatte bereits im April den irakischen Luftraum für einen Angriff auf Israelgenutzt, als er in einer  Reaktion auf die Tötung eines hochrangigen Funktionärs des Korps der Iranischen Revolutionsgarde (IRGC) in Damaskus dreihundert Raketen und Drohnen auf den jüdischen Staat abfeuerte. Einige dieser Geschosse, die abzufangen die Regierung in Bagdad keine Anstalten machte, landeten im Irak, darunter eine Drohne, die in der heiligen schiitischen Stadt Nadschaf niederging.

Pro-iranische Milizen im Irak haben seit Beginn der Feindseligkeiten auch mehrfach Israel angegriffen und ihre Angriffe mit den Huthi-Rebellen im Jemen koordiniert. Darüber hinaus haben diese Milizen die Attentate auf US-Stützpunkte im Irak wieder aufgenommen, die unterbrochen worden waren, während die irakische Regierung Forderungen nach einem Abzug der amerikanischen Truppen erhob und mit den USA über einen Modus vivendi verhandelte.

Der irakische Premierminister Mohammed Al-Sudani befindet sich in einem Zwiespalt zwischen der Beschwichtigung der pro-iranischen Milizen und Teheran sowie der Aufrechterhaltung der US-Stützpunkte im Land. Die jüngste Wiederaufnahme von Angriffen auf diese Stützpunkte unterstreicht das heikle Gleichgewicht, das er zu wahren versucht.

Offenes Territorium

In dem Artikel von Asharq Al-Awsat wurde auf laufende Debatten in den sozialen Medien über die potenzielle Rolle des Iraks in dem Konflikt hingewiesen. Eine der Regierungskoalition in Bagdad nahestehende Quelle erklärte, dass die Nähe des Iraks zum Iran und zu Israel schwerwiegende Folgen haben könnte und das Land verwundbar macht: »Im Falle eines Kriegs wird das irakische Territorium offen sein, so wie im April, als alle Raketen den irakischen Luftraum durchquerten«, sagte die Quelle und fügte hinzu, dass die Regierung Schwierigkeiten haben werde, schiitische Milizen zu kontrollieren, die Angriffe aus dem Irak heraus starten könnten.

Die Quelle äußerte auch die Befürchtung einer Eskalation der Aktionen dieser Milizen, was möglicherweise zu israelischen Vergeltungsmaßnahmen gegen kritische irakische Infrastruktur und Einrichtungen wie die Häfen in Basra führen könnte – ähnlich wie Israels Angriff auf den jemenitischen Hafen Hodeida als Reaktion auf einen Drohnenangriff der mit dem Iran verbündeten Huthi auf Tel Aviv.

Ein ehemaliger irakischer Diplomat sagte gegen Asharq Al-Awsat, der Irak hoffe, in jedem regionalen Konflikt, an dem der Iran beteiligt ist, neutral zu bleiben: »Der Irak ist de facto ein neutrales Land, was die Regierung betrifft, und die Erklärung von Krieg oder Frieden ist Sache des Parlaments.« Die Verwicklungen im Umkreis der Milizen im Falle eines Kriegs könnten sehr wohl zu Uneinigkeiten im Irak führen.

Der Mitarbeiter des Institute for National Security Studies (INSS) und ehemaliges hochrangiges Mitglied des israelischen Militärgeheimdienstes, Danny Citrinowicz, betonte die potenzielle Bedrohung durch den Irak: »Die schiitischen Milizen verfügen über fortschrittliche Drohnenkapazitäten und arbeiten eng mit der Hisbollah und den Huthi im Jemen zusammen. Ihre wachsende militärische Stärke, die vom Iran gefördert wird, macht sie zu einer erheblichen Bedrohung für Israels Sicherheit.«

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