Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den Gouverneur der Zentralbank des Landes von seinem Posten enthoben, nachdem die türkische Lira seit Jahresbeginn 30% ihres Wertes verloren hatte und damit auf ein Rekordtief gefallen war.
The Guardian
Die Entscheidung, Murat Uysal als Gouverneur abzulösen, wurde per Präsidial-Dekret getroffen und am frühen Samstag bekannt gegeben. Es war nicht sofort klar, warum Uysal abgesetzt wurde. Die Lira schloss am Freitag bei 8,544 gegenüber dem US-Dollar, nachdem sie mit 8,58 zuvor ein Rekordtief erreicht hatte, und das trotz der Dollarschwäche, aufgrund der Verzögerung der Stimmauszählung bei den US-Wahlen.
Erdoğan hatte den damaligen stellvertretenden Gouverneur Uysal im Juli 2019 zum Chef der Zentralbank ernannt, nachdem er dessen Vorgänger Murat Çetinkaya entlassen hatte, weil er die Zinssätze nicht senkte, um die Wirtschaft anzukurbeln. Erdoğan, ein selbsternannter Feind hoher Zinssätze, hat wiederholt eine Senkung der Kreditkosten gefordert. Am vergangenen Wochenende sagte er, die Türkei führe einen Wirtschaftskrieg gegen diejenigen, die sie in das „Teufelsdreieck von Zinsen und Wechselkursen und Inflation“ drängen.
Die Türkei sei jedoch wie schon im Jahr 2018 dem Risiko einer ausgewachsenen Währungskrise ausgesetzt, wenn die Zentralbank nicht eine straffere Geldpolitik verfolge, warnte Capital Economics diese Woche.
(Aus dem Artikel „Turkey’s central bank chief ousted after lira plunges to record lows “, der im Guardian erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)