„Unter dem französischen Protektorat galt ‚der Westen‘ in Marokko noch als Ideal – mit der dazugehörigen ‚freien‘ Lebensweise, einschließlich halbwegs freier Sexualmoral und Alkoholgenuss. Schon bevor sich das Land von der französischen Besatzung befreite, brauchte man einen neuen gemeinsamen Nenner, um die Franzosen bekämpfen und als Einheit stark aus dem Kampf hervorgehen zu können.
Und so hielt als gemeinsamer Nenner der arabische Nationalismus seinen Einzug, mit der dazugehörigen strengen islamischen Lehre. Wobei anzumerken ist, dass dieser Nationalismus längst nicht immer aus dem Volk kam, sondern in erster Linie von oben auferlegt wurde. König Mohammed V. und sein Sohn, der spätere König Hassan II., regierten und diktierten mit dem Koran in der einen Hand und dem Stock in der anderen.
Das Ergebnis ist ein Land, das gebückt geht unter dem Konservatismus und gleichzeitig mit den Verführungen des Westens ringt. Für Frauen bedeutet das Benachteiligung in jeglicher Hinsicht. Im Straßenbild dominieren Männer; die Frau, die sich ‚hineinwagt‘, muss auf der Hut sein.“ (Die niederländische Journalistin und Kolumnistin für das feministische Magazin Opzij Hasna El Maroudi im Spiegel: Sexualität in Marokko: „Die Frau ist Eigentum“)